Hexenkessel
doch wirklich klein, wie man so schön sagt. Kommen Sie und setzen Sie sich zu uns.«
»Ich weiß nicht recht …«
Newman, der immer noch grinste, nahm ihn einfach am Arm, führte ihn zu Tweeds Tisch hinüber und stellte ihm die anderen vor. Grenville setzte sich und lächelte in die Runde. Er hat sich von seinem Schreck bemerkenswert schnell erholt, dachte Tweed.
»… und Paula kennen Sie ja bereits«, schloß Newman und nahm selbst wieder Platz. »Auf der anderen Seite des großen Teiches haben Sie schon einmal mit ihr getanzt.«
»Ein weiter Weg von Porth Navas bis hierher, Colonel - Verzeihung, Brigadier«, neckte Paula ihn.
»Meine Freunde haben damit angefangen, mich mit Brigadier anzureden, und da dachte ich, es sei das Beste, es dabei zu belassen«, erklärte Grenville nicht ohne einen Anflug von Verlegenheit.
»Und wer sind Ihre Freunde?« wollte Paula wissen.
»Eine ganze Reihe von Briten, die nach Monterey und Umgebung ausgewandert sind, wegen des angenehmen Klimas und so weiter. Jemand mußte ja die Initiative ergreifen«, fuhr er mit wachsender Selbstsicherheit fort. »Daher habe ich den Anglo-Pacific-Club gegründet. Sie sind herzlich eingeladen, sich uns anzuschließen. Es gibt keinen Mitgliedsbeitrag, Sie müssen nur die britische Staatsbürgerschaft besitzen. Wir treffen uns fast jeden Abend; manchmal gibt es auch Tanzveranstaltungen und ähnliches. Sie würden unsere Gesellschaft bereichern«, sagte er, direkt an Paula gewandt.
»Danke.«
»Wie denken denn die Amerikaner über Ihren Club?« fragte Tweed.
»Sie sind Tweed«, stellte Grenville überflüssigerweise fest.
»Da man mich für gewöhnlich so nennt, muß ich’s wohl sein«, erwiderte Tweed mit einem belustigten Zwinkern.
»Wie die Yankees über uns denken? Sie halten uns für einen Haufen Snobs. Mir ist das egal. So bleiben uns wenigstens einige ziemlich unangenehme Leute vom Leibe.«
»Was für eine Art von Leuten?«
»Sie sind reichlich direkt, mein Lieber - eher wie ein Amerikaner als wie ein Engländer.«
»Was für eine Art von Leuten?«
Paula gewann den Eindruck, daß Tweed nicht gewillt war, sich mit fadenscheinigen Ausflüchten seitens falscher Brigadiers abspeisen zu lassen. Grenville lief rot an.
»Nun, hier in der Gegend wimmelt es nur so von aufdringlichen Millionären und ihren arroganten, juwelenbehängten Weibern. Typen, die man nicht gerne um sich hat.«
»Womit verdienen diese Menschen denn ihr Geld?«
»Ach, sie sind fast alle in den verschiedensten Sparten der Industrie tätig. Wenn es ums Geschäft geht, kennen sie kein Pardon. Vermutlich erreicht man nur auf diese Weise das, was man will.« Grenville starrte Tweed finster an. »So, Sir, jetzt bin ich an der Reihe. Womit verdienen Sie sich denn Ihren Lebensunterhalt?«
»Ich bin Chefermittler bei einer Versicherungsgesellschaft.«
»Tatsächlich?« Grenville schien beeindruckt. »Da sehen Sie aber viel von den Schattenseiten des Lebens.«
»Und komme mit vielen undurchsichtigen Elementen in Berührung«, entgegnete Tweed, ohne Grenville aus den Augen zu lassen.
»Vermutlich.«
Grenville hatte eine Pause eingelegt, ehe er die Antwort gab. Oberflächlich betrachtet kam es Newman so vor, als würde der Mann aus Tweed nicht so recht schlau, der ihn seinerseits mit einem stahlharten Blick musterte.
In diesem Moment betrat ein weiterer Mann in einem beigen Leinenanzug mit raschen Schritten das Restaurant und blieb plötzlich wie angewurzelt stehen. Newman sprang auf, ging zu ihm und legte ihm eine Hand auf den Arm, um ihn daran zu hindern, den Raum fluchtartig wieder zu verlassen, was er ganz offensichtlich vorgehabt hatte.
»Sieh an, sieh an, wenn das nicht Maurice ist!« rief Newman. »Die alte Clique versammelt sich wieder. Ich bestehe darauf, daß auch Sie uns Gesellschaft leisten.«
Er wandte dieselbe Taktik an wie bei Grenville, nahm Maurice Prendergast fest am Arm und dirigierte ihn energisch zu ihrem Tisch hinüber. Wieder grinste er breit.
»Brigadier, Sie erinnern sich gewiß noch an Maurice - er hat Paula damals zu Ihrer Tanzveranstaltung in Cornwall begleitet. Und Sie, Maurice, haben mit Paula ja schon Bekanntschaft geschlossen.«
»Freut mich, Sie wiederzusehen, Paula«, sagte Maurice verdrossen.
»Das Vergnügen ist ganz meinerseits«, erwiderte sie freundlich.
»Hallo, Maurice«, begrüßte ihn Tweed. »Setzen Sie sich doch.«
Er betrachtete Prendergast nachdenklich. Der Mann schien sich verändert zu haben, seit er ihn das
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