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Hexenkessel

Hexenkessel

Titel: Hexenkessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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hochgelegenen Aussichtspunkt aus sah Newman, wie zwei schwere Lastwagen die Auffahrt von Black Ridge hinunterkrochen. Die Tore öffneten sich automatisch, und die Fahrzeuge tuckerten in Richtung Carmel davon. Er wechselte einen raschen Blick mit Marler, der nickte.
    Ehe sie in die Einfahrt von The Apex eingebogen waren, hatte Newman dem hinter ihm befindlichen Butler per Handzeichen zu verstehen gegeben, er solle weiterfahren. Butler hinter dem Steuer des BMW hatte sofort begriffen. Statt Newman weiter zu folgen, war er den Highway One noch ein kurzes Stück weitergefahren, bis er eine Stelle fand, wo zu beiden Seiten eine Sandsteinschlucht in das Gestein schnitt. Daraufhin hatte er, was streng verboten war, mitten auf der Straße gewendet und seinen Wagen so in der Schlucht geparkt, daß er von Black Ridge aus nicht gesehen werden konnte. Ruhig harrte er der Dinge, die da kommen sollten, während er sich mit dem neben ihm sitzenden Nield unterhielt.
    Tweed kam mit Paula auf den Mercedes zu und registrierte verwundert, daß Newman finster dreinsah. Er fragte, was los sei.
    »Nichts.« Newman grinste. »Die Landschaft muß mich geradezu überwältigt haben. Zurück nach Carmel und Spanish Bay?«
    »Ja. Wir können im Hotel zu Mittag essen.« Tweed blickte mißtrauisch zu Black Ridge empor. Newmans plötzlicher Wechsel zu seinem üblichen umgänglichen Verhalten hatte ihn nicht überzeugt. »Unterwegs erzähle ich Ihnen, was wir von Mrs. Benyon erfahren haben. Der Besuch hat sich wirklich gelohnt …«
    »Brigadier Grenville?« fragte Newman einige Zeit später. »Anscheinend ist er befördert worden - wenn es sich um denselben Burschen handelt, woran meiner Meinung nach kein Zweifel besteht. Dieser Kricketfreund, mit dem ich in dem Pub in der Nähe von Constantine gesprochen habe, sagte mir, Grenville würde den Winter immer in Monterey verbringen. Zwei Grenvilles wird es wohl kaum geben - schon gar nicht zwei mit einem militärischen Titel. Wie paßt er denn in das Gesamtbild dessen, was hier vor sich geht?«
    »Genau das«, gab Tweed zurück, »müssen wir noch herausfinden. Ich nehme an, Sie haben nicht auf das Schiff geachtet, das ungefähr eine halbe Meile vor der Küste ankert?«
    »Sie irren sich. Ich hatte genug Zeit, um über die Terrasse zur Seite des Hauses zu schlendern und mir den Kahn durch mein Fernglas anzuschauen. Etwas auf dem Vorderdeck hat mir nicht gefallen, aber ich konnte nicht erkennen, worum genau es sich handelte. Interessant, daß auch die Baja Moloch gehört. Erinnert mich an die seltsamen, mit Tüchern abgedeckten Gegenstände an Bord der Venetia vor Falmouth.«
    »Meinen Sie damit, daß die Ausrüstung beider Schiffe identisch ist?«
    »Nein. Oberflächlich betrachtet sieht die Baja aus wie der Standardtyp eines Schwimmbaggers, aber wenn man sie - so wie ich eben - näher unter die Lupe nimmt, entdeckt man Ungereimtheiten. Was zum Henker hat das alles zu bedeuten?«
    »Diese Frage könnte uns wohl Mr. Moloch am besten beantworten!« rief Paula vom Rücksitz, wo sie neben Marler saß.
    »Ich bin wahrscheinlich der letzte Mensch auf der Welt, mit dem er sprechen würde«, erwiderte Tweed vom Beifahrersitz aus.
    Newman blickte in den Rückspiegel. Der BMW folgte ihnen in einiger Entfernung. Inzwischen hatten sie die Bixby Bridge hinter sich gelassen und befanden sich wieder ziemlich hoch über dem Meeresspiegel. Der Pazifik lag jetzt zu ihrer Linken hinter der anderen Seite des Highway. Newmans Hände lagen nur locker auf dem Lenkrad, als sie sich einer besonders scharfen Kurve näherten, die zur Meerseite hin überdies nicht mit Leitplanken gesichert war. Er mußte eine unbekannte Route nur einmal fahren, und schon konnte er sich auf dem Rückweg jede Einzelheit, jede tückische Stelle ins Gedächtnis rufen.
    »Was für ein Unterschied zu San Francisco«, bemerkte Paula. »Hier draußen ist es wunderbar ruhig und friedlich.«
    »Hoffentlich bleibt das auch so«, brummte Newman.
    »Machen Sie nur so weiter«, beschwerte sie sich, »und verderben Sie mir ruhig die Freude. Ich finde, dies hier ist eines der herrlichsten Fleckchen Erde, die ich je gesehen habe.«
    »Die Gegend hat in der Tat etwas Erhabenes«, pflichtete Newman ihr bei.
    Jetzt waren sie bei der steilen Kurve hoch oben über dem Meer angelangt. Newman hatte sie bereits halb umrundet, als er den Lastwagen auf sich zukommen sah - auf der falschen Fahrspur. Auf seiner Seite des Highways! Ein furchtbarer Frontalzusammenstoß schien

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