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Hexenkessel

Hexenkessel

Titel: Hexenkessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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letztemal in seinem Haus The Ark in Porth Navas besucht hatte. Trotz seiner Größe und seines muskulösen Körperbaus wirkte sein glattrasiertes Gesicht verhärmt, sein helles Haar war völlig zerzaust, das humorvolle Lächeln verschwunden. Seine Bewegungen, obwohl langsam und betont präzise, sahen abgehackt aus.
    »Hallo, Tweed«, entgegnete er dumpf.
    »Nun setzen Sie sich doch. Wie wär’s mit einem Drink?« schlug Tweed vor.
    »Ich hätte gern einen doppelten Brandy.«
    Er sank auf den Stuhl, den Newman für ihn herangezogen hatte. Als er sich dann mit den Ellbogen auf den Tisch stützte, verglich Paula ihn im stillen mit Grenville. Der selbsternannte Brigadier hatte zu seiner üblichen ruhigen Gelassenheit zurückgefunden. Er zupfte an seinem gepflegten grauen Schnurrbart, während er Maurice beobachtete, der den Drink hinunterkippte, den Newman ihm bestellt hatte.
    »Auf einem Bein kann man nicht stehen«, nuschelte er dann.
    Newman bestellte einen weiteren doppelten Brandy. Der Service war erstklassig, der zweite Drink wurde unverzüglich serviert. Maurice trank einen großen Schluck und starrte Paula an.
    »Was tun Sie denn in dieser beschissenen Gegend?«
    »Ich muß doch sehr bitten, Maurice«, tadelte Grenville ihn steif. »Achten Sie in Gegenwart einer Dame etwas auf Ihre Ausdrucksweise.«
    »Zu Befehl, mon colonel. «
    »Ich denke, wir sollten jetzt etwas essen.« Tweed klappte in unverändert guter Laune die Speisekarte zu. »Ich weiß, was ich nehme.«
    Auch die anderen bestellten, mit Ausnahme von Maurice. Marler, der während der ganzen Zeit noch kein einziges Wort gesprochen hatte, musterte Maurice scharf. Auch Paula beobachtete ihn unauffällig.
    Der Kellner blieb neben Maurice stehen, um seine Bestellung entgegenzunehmen. Prendergast blickte zu ihm auf.
    »Ich habe keinen Hunger.«
    »Sie sollten lieber etwas essen«, riet ihm Marler.
    »Wer hat Sie denn gefragt?« erkundigte sich Maurice giftig.
    »Niemand. War nur so ein Gedanke. Die meisten Menschen pflegen mittags eine Mahlzeit zu sich zu nehmen.«
    »Ich bin aber nicht die meisten Menschen.«
    Wütend starrte Maurice Marler an, der dem Blick gleichmütig standhielt. Maurice war der erste, der die Augen niederschlug. Er wandte sich an den im Gehen begriffenen Kellner.
    »Warten Sie einen Moment.« Er schielte zu Newman. »Ich könnte noch einen doppelten Brandy vertragen.«
    Newman blickte über den Tisch zu Tweed, der zustimmend nickte. Maurice verzog verächtlich das Gesicht.
    »Müssen Sie Ihren Boß erst um Erlaubnis bitten?« höhnte er.
    »Gelegentlich.« Newman lächelte und bestellte noch einen Brandy. »Ich werde mir nachher selbst einen genehmigen. Aber nach dem Essen, zusammen mit Kaffee.«
    »Maurice«, mahnte Grenville, »wenn ich Sie wäre, würde ich nichts mehr trinken.«
    »Aber Sie sind nun mal nicht ich. Sie sind der Brigadier aus Lust und Laune.«
    »Ganz recht.« Grenville lächelte. »Nette Beschreibung. Würde sicherlich jedem Amerikaner gefallen.«
    Die gespannte Atmosphäre am Tisch begann an Paulas Nerven zu zerren. Sie blickte durch das riesige Panoramafenster auf den mittlerweile aufgewühlten Ozean hinab. Der Ausblick, der sich ihr bot, war fantastisch - riesige Wellen brachen sich donnernd an mächtigen, zerklüfteten Felsen und schleuderten Gischtwolken in die Luft. Wasser schoß gurgelnd durch schmale steinige Schluchten und floß schäumend über das umliegende Gestein hinweg. Sie begriff, warum man diesen Ort Rocky Point nannte. Noch ein Hexenkessel, dachte sie, als ihr Tweeds Worte wieder in den Sinn kamen. Der Anblick beunruhigte sie. Maurice trank inzwischen seinen dritten Brandy.
    »Muß los, Leute«, verkündete er, amerikanischen Slang imitierend.
    Er stand auf und stützte sich schwer auf den Tisch. Newman war augenblicklich an seiner Seite. Er packte Maurice um die Taille, führte ihn zwei Stufen hoch und steuerte ihn auf den Ausgang zu. Maurice protestierte heftig.
    »Nehmen Sie die Pfoten weg! Ich schaff’s schon alleine.«
    »Sicher, sicher«, beruhigte Newman ihn, ohne Jim loszulassen.
    In diesem Moment tauchten Butler und Nield auf, die sich taktvoll in die Bar verzogen hatten, um dort ein Sandwich zu verspeisen. Newman bedeutete ihnen, näher zu kommen.
    »Bringen Sie diesen Herrn doch bitte zu seinem Auto. Er fühlt sich nicht ganz wohl. Harry, fahren Sie ihn nach Hause, wo immer er auch wohnen mag.«
    »Hab, mir’ne bessere Hundehütte, genannt Apartment, in Carmel gemietet«, murmelte

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