Hexenkessel
Moloch einen Spion hat, dessen Identität wir nicht kennen und der auch nicht seiner unmittelbaren Organisation angehört. Wir können daher niemandem trauen.«
»Das tue ich ohnehin nie«, erwiderte Alvarez und lächelte Paula erneut zu, die das Lächeln zurückgab. »Eines noch, ehe ich anrufe«, sagte er dann. »Ich weiß nicht, warum Vanity Richmond sich zum Lunch mit Ihnen treffen will, Tweed, aber wir sollten lieber ein wachsames Auge auf die Dame haben …«
»Haben Sie Tweed zum Lunch im The Ridge im Carmel Valley eingeladen?« fragte Joel Brand.
Vanity, die noch spät in ihrem Büro in Black Ridge arbeitete, blickte überrascht auf. Sie hatte angenommen, Brand wäre zum Dinner nach Carmel gefahren.
»Ja, habe ich. Sie sagten doch, VB wünsche, daß ich mir einen Eindruck von Tweed machen solle, der vielleicht seine Meinung von dem Mann ergänzen könne.«
»Also wird Tweed pünktlich um halb eins dort sein?«
»Ich denke schon. Er hat meine Einladung schließlich akzeptiert.«
»Vielen Dank.« Brand lächelte breit. »Arbeiten Sie nicht zu lange, sonst kommen Sie um Ihren Schönheitsschlaf.«
»Das wäre ja schrecklich«, gab sie sarkastisch zurück.
Nachdem Brand gegangen war, versuchte sie zum dritten Mal, Moloch bei der AMBECO in San Francisco zu erreichen. Wieder sprach er gerade auf einer anderen Leitung. Seufzend gab sie es auf, Brands Anweisung überprüfen zu wollen. Später allerdings sollte sich herausstellen, daß ihre Entscheidung, VB nicht noch einmal anzurufen, fatale Folgen für einige Leute gehabt hatte.
Ein sehr zufriedener Joel Brand verließ bald darauf das Gebäude, stieg in seinen Citroen und fuhr in der Abenddämmerung durch Carmel. Er hatte einen Entschluß gefaßt, von dem er wußte, daß VB ihn nicht billigen würde, aber schließlich war er ja der Sicherheitschef von Molochs Unternehmen.
Brand war keinesfalls davon überzeugt, daß VBs Taktik, Tweed jegliche offizielle Unterstützung aus Washington zu entziehen, ihn dazu bewegen würde, das Land zu verlassen. Besser, er sorgte ein für allemal dafür, daß der Mann nicht länger eine Bedrohung für sie darstellte.
Die Erfahrung hatte ihn außerdem gelehrt, daß es sich empfahl, stets auf Nummer Sicher zu gehen, wenn man einem Gegner eine Falle stellen wollte. Man mußte also für den Fall, daß die erste Falle versagte, noch eine zweite in der Hinterhand haben. Kaum anzunehmen, daß Tweed die kommenden Stunden überleben würde.
Anton & Michel lag an einem anderen von Carmels unzähligen Hinterhöfen. Allerdings war dieser weit großzügiger angelegt als der, in dem Linda Standish den Tod gefunden hatte. Paula nahm die freundlichere Atmosphäre erleichtert zur Kenntnis.
Der Platz nannte sich Fontänenhof, und als sie um die Ecke kamen, verstanden sie auch, warum. Die Mitte des weitläufigen Hofes wurde von einem rechteckigen Wasserbassin eingenommen, in dem beleuchtete Springbrunnen Wasserfontänen in die Höhe warfen. Der ganze Ort wirkte einladend und friedlich. Große, hohe Fenster bildeten die Außenwand des Restaurants und gewährten den an den Fenstertischen sitzenden Gästen einen wunderbaren Blick auf das Wasserbecken und die Fontänen.
»Das ist ja herrlich!« rief Paula entzückt.
»Ich bin auch immer wieder begeistert«, stimmte Alvarez ihr zu.
Nachdem sie die Autos auf dem Parkplatz vor dem Restaurant abgestellt hatten, war Alvarez ein Stückchen hinter ihnen zurückgeblieben und hatte die zu dieser Zeit verlassen daliegende Straße mit den Blicken abgesucht. Danach war er rasch wieder an Paulas Seite geeilt und hatte dann mit einer an ihre Adresse gerichteten gemurmelten Entschuldigung als erster das Restaurant betreten, um sich auch dort umzusehen und jeden Tisch flüchtig zu mustern.
»Scheint alles in Ordnung zu sein«, sagte er zu Tweed, der sie eingeholt hatte.
Sie wurden zu einem großen Fenstertisch geführt. Das gesamte Team war anwesend; Newman, Marler, Butler und Nield. Paula setzte sich Tweed gegenüber ans Fenster. Ihr fiel auf, daß Alvarez den am weitesten vom Fenster entfernten Platz wählte; vermutlich, damit er Neuankömmlinge im Auge behalten konnte.
Das Restaurant war fast voll, und viele der Gäste hatten inzwischen den Hauptgang bereits verzehrt. Die Inneneinrichtung wirkte luxuriös und gemütlich zugleich. Paula beugte sich zu Tweed.
»Ein sehr hübsches Restaurant, so behaglich, und dazu noch dieser wundervolle Blick auf die Fontänen. Was will der Mensch
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