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Hexenkessel

Hexenkessel

Titel: Hexenkessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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veränderter Gesichtsausdruck aufgefallen. Er sah das runde Ding am Fenster kleben und die Gestalt, deren Schatten von der Fontänenbeleuchtung grotesk vergrößert wurde, wie sie eilig den Rückzug antrat. Seinen Stuhl umstoßend sprang er auf und brüllte mit voller Lautstärke:
    »Alle Mann auf den Boden! Es ist eine Bombe!«
    Nach dieser Warnung rannte er aus dem Restaurant heraus in den Hof. Er hörte, wie sich hastige Schritte entfernten, achtete aber nicht darauf, sondern konzentrierte seine Aufmerksamkeit einzig und allein auf die Bombe, die er mit beiden Händen packte. Er riß kräftig daran, um die Saugnäpfe vom Glas zu lösen, schleuderte sie in den Pool und warf sich im nächsten Augenblick flach auf den Boden.
    Eine ohrenbetäubende Detonation erfolgte, und große Stücke des Bassinbodens wurden hochgewirbelt. Ein Brokken krachte direkt neben Alvarez’ Kopf herunter, doch blieb er unverletzt. Gleichzeitig schoß eine gigantische Wasserfontäne gen Himmel, ergoß sich wie ein riesiger Wasserfall über die Fenster des Restaurants und rann daran herab.
    Im Inneren von Anton & Michel hatte Paula wie alle anderen unter dem Tisch Schutz gesucht. Panik brach in dem Restaurant aus, das von der Explosion erschüttert worden war. Frauen kreischten, Männer stießen einander beiseite, um sich einen Platz unter einem der Tische zu erkämpfen. Teller mit Essensresten lagen auf dem Boden herum, und die Rotweinflecken auf den ehemals makellos weißen Tischtüchern wirkten wie Blutlachen.
    Draußen war Alvarez wieder aufgesprungen. Er war naß bis auf die Haut, aber eine solch kleine Unannehmlichkeit minderte weder seine unerschöpfliche Energie noch seine grimmige Entschlossenheit. Mit seiner Walther in der Hand rannte er der unheimlichen Gestalt hinterher, die wie ein Geist vor dem Fenster aufgetaucht war.
    Am Ausgang des Hofes angekommen sah er gerade noch das Heck eines Chryslers, der mit überhöhter Geschwindigkeit um eine Ecke schoß. Mit einem gotteslästerlichen Fluch auf den Lippen rannte er zum Restaurant zurück. Es war Zeit, Tweed und seine Genossen von hier fortzuschaffen, ehe die Polizei eintraf.
    Tweed hatte die Notwendigkeit eines raschen Aufbruchs bereits vorhergesehen. Die Rechnung lag schon auf dem Tisch, und er ließ schnell einige Hundertdollarnoten auf den Teller gleiten, die auch ein großzügiges Trinkgeld beinhalteten. Er wollte sich weder mit dem umständlichen Gebrauch einer Kreditkarte aufhalten noch das Risiko eingehen, daß man ihm über diese Karte auf die Spur kam.
    Sein Team war eilig unter dem Tisch hervorgekrochen. Keiner hatte irgendwelche Verletzungen davongetragen, mit Ausnahme von Marler, der sich den Ellbogen aufgeschürft hatte, als er unter die Tischplatte gehechtet war. Alvarez drängte sie ins Freie, während im Restaurant noch wildes Durcheinander herrschte.
    Sie hasteten zum Ausgang des Hofes. Paulas letzte Erinnerung an das schreckliche Erlebnis sollte das Bildnis eines zerstörten Springbrunnens bleiben, der immer noch Wasser gegen das Restaurantfenster spie und so ihre Flucht verschleierte.
    Sie erreichten die geparkten Wagen und quetschten sich hinein. Die Nacht war klar und kalt, und kein Fußgänger war auf der Straße zu sehen. Mit gemäßigter Geschwindigkeit fuhren sie aus Carmel heraus, in Richtung Spanish Bay.
    Tweed, der Verlangen nach Gesellschaft hatte, bat Paula, noch auf einen Sprung mit in seine Suite zu kommen, nachdem er Alvarez für ihre Rettung gedankt hatte. Der ehemalige CIA-Mann zuckte lässig die Schultern, als sei dies das Selbstverständlichste der Welt, nannte Tweed seine Zimmernummer und ließ sie allein.

29.
    In Wahrheit war Tweed schon vor der Explosion der Bombe schlechter Laune gewesen, hatte jedoch sorgfältig darauf geachtet, seine Gefühle vor den anderen zu verbergen. Es gehörte zu den Aufgaben des Mannes an der Spitze, die Moral der Truppe aufrechtzuerhalten.
    Nun befand er sich in einem Zustand kalter, kontrollierter Wut. Er marschierte in dem weitläufigen Wohnraum auf und ab, während Paula den Gaskamin anzündete, der sofort zu flackern begann und Wärme und ein tröstliches Licht verbreitete. Dann zog sie die Vorhänge, die das Zimmermädchen zuvor geschlossen hatte, ein Stückchen zurück, um die Türschlösser zu überprüfen. Draußen entdeckte sie Nield, der auf dem sattgrünen, von einer Laterne schwach erleuchteten Rasen umherwanderte. Sie warf ihm eine Kußhand zu und schloß die Vorhänge wieder. Vermutlich würde ihn

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