Hexenkessel
keinen Versuch, das Gelände zu verlassen. Nein, du wartest noch einen Augenblick, Joel.« Er sprach erst weiter, als Landis den Raum verlassen hatte. »Joel, durch deine Hände sind viele Millionen Dollar geflossen, um Senatoren und andere Schlüsselfiguren in Washington zu schmieren. Dasselbe gilt für Parlamentsmitglieder und Kabinettsminister in London, die ich in der Tasche habe. Warst du eigentlich nie versucht, ein paar Tausender abzusahnen, ehe du das Geld ausgezahlt hast?«
»Wenn ich auf mehr Geld ausgewesen wäre, hätte ich um eine Gehaltserhöhung gebeten«, fauchte Brand giftig zurück. »Vergessen Sie nicht, daß ich genug über Sie weiß, um Sie für den Rest Ihres Lebens entweder in Washington oder in London hinter Gitter zu bringen.«
»Das hättest du besser nicht sagen sollen, Joel.«
»Ich entschuldige mich für diese Bemerkung«, entgegnete Brand rasch und beugte sich vor. »Wir beide haben jahrelang gut zusammengearbeitet - sind durch dick und dünn gegangen, in guten wie in schlechten Zeiten. Ich habe stets zu Ihnen gehalten, da ist es doch wohl verständlich, daß mir Ihre Andeutungen mißfallen.«
»Streich meine Worte einfach aus deinem Gedächtnis«, erwiderte Moloch nach einer langen Pause. »Was du gesagt hast, ist nicht von der Hand zu weisen. Und jetzt laß mich bitte alleine, ich muß nachdenken.«
Nachdem Brand das Büro verlassen hatte, stand Moloch auf, trat ans Fenster und blickte auf die tosende See. Das Bild spiegelte seinen Gemütszustand wider. Er überlegte kurz, traf dann eine Entscheidung und ging zu seinem Schreibtisch zurück, um eine Schublade aufzuschließen und ihr einen Schnellhefter mit der Aufschrift STANDISH zu entnehmen.
»Wie war doch gleich der Name von Linda Standishs Partner, mit dem sie das Büro in San Francisco betrieben hat?« sagte er laut zu sich selbst. »Ah, hier haben wir ihn ja. Ed Keller …«
Er drückte eine Tastenfolge auf seinem Telefon, bezweifelte jedoch, daß er Glück haben würde. Nur wenige Menschen arbeiteten so viel wie er, und es war bereits Abend.
»Keller hier. Wer spricht?«
»Vincent Bernard Moloch am Apparat. Sie sind immer noch in Ihrem Büro?«
»Ich habe noch einen Haufen Arbeit zu erledigen, Sir.«
»Mr. Keller …«
»Nennen Sie mich Ed.«
»Ed, könnten Sie mir einen großen Gefallen tun? Heute ist hier ein schweres Verbrechen verübt worden. Könnten Sie mich vielleicht in Black Ridge aufsuchen?«
»Das läßt sich einrichten.«
»Wann wären Sie ungefähr da?«
»Überlegen wir mal … Die Fahrt von hier bis in das Gebiet von Monterey und Carmel dauert zwei Stunden, wenn man zügig fährt. Dann vielleicht noch eine halbe Stunde bis Black Ridge. Wenn ich jetzt sofort aufbreche …«
»Tun Sie das.«
33.
Die Fahrt nach Black Ridge verlief nicht so ruhig, wie sie erwartet hatten, sondern bescherte ihnen einige unliebsame Zwischenfälle. Sie näherten sich bereits Big Sur, als plötzlich Scheinwerfer hinter ihnen aufblitzten. Paula fuhr hoch und wühlte in ihrer Umhängetasche nach ihrem Browning. Newman verringerte die Geschwindigkeit, ließ eine Hand locker auf dem Lenkrad liegen und zog mit der anderen seine Smith & Wesson aus dem Holster. In diesem Moment rief Marler ihnen etwas zu.
»Kein Grund zur Panik. Es ist unser BMW, und ich glaube, Alvarez sitzt hinter dem Steuer. Da kommt er …«
Rüde alle Vorschriften mißachtend, die Überholmanöver auf der Küstenstraße verboten, fuhr Alvarez an ihnen vorbei und bedeutete Newman mittels einer Handbewegung, in der nächsten Haltebucht zu warten. Er ließ sich wieder zurückfallen, so daß Newman als erster in die Bucht fahren konnte, kam hinter dem Mercedes zum Stehen und sprang aus dem Wagen, um mit Newman zu sprechen, der sein Fenster heruntergekurbelt hatte.
»Ich habe noch einmal über Ihren Plan nachgedacht und habe mich entschlossen, Ihnen zu folgen. Butler und Nield sind bei mir. Sie haben sich für Ihren Besuch in Black Ridge einen denkbar schlechten Zeitpunkt ausgesucht - nach Einbruch der Dunkelheit ist es besonders gefährlich. Kein Verkehr mehr auf den Straßen, kein Zeuge in der Nähe, falls Ihnen etwas zustößt. Kann ich mit Ihnen kommen?«
»Wir sind voll besetzt!« rief Paula ihm zu.
»Vielleicht wäre Marler so nett, den BMW zu übernehmen und sich dicht hinter uns zu halten. Dann könnte ich mich auf seinen Platz setzen.«
»Ist mir ein Vergnügen«, versicherte Marler, der bereits im Aussteigen begriffen war. »Als Beifahrer
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