Hexenkessel
Brand.
»Halt den Mund und setz dich«, erwiderte Moloch verdächtig sanft. »Und bleib gefälligst auch sitzen.«
Er betätigte den Knopf einer Sprechanlage.
»Byron, kommen Sie in mein Büro. Und zwar schleunigst.«
»Ich schmeiß’ den gottverdammten Job auf der Stelle hin!« tobte Brand.
»Das wirst du nicht tun. Ich bezahle dir nämlich zuviel. Außerdem kündigt keiner meiner Mitarbeiter von sich aus, sondern er wird gefeuert - fristlos.«
»Ich habe Ihnen den Diebstahl gemeldet«, beharrte Brand.
»Du wiederholst dich. Wer hat Martinez als Leiter der Wachmannschaft ersetzt?«
»Hogan«, sagte Brand finster.
Wieder drückte Moloch einen Knopf der Sprechanlage. Eine rauhe Stimme meldete sich.
»Hogan«, sagte Moloch scharf, »ich möchte Sie sofort in meinem Büro sehen.«
Innerhalb kürzester Zeit ging die Tür auf, und ein kleiner, kräftig gebauter Mann mit breiten Schultern und einem großen, von roten Haaren überwucherten Kopf betrat den Raum. Sein ganzes Gebaren zeugte von unterschwelliger Aggressivität, doch er wandte sich respektvoll an Moloch.
»Gibt es ein Problem, Chef?«
»Ich möchte, daß das ganze Gelände hermetisch abgeriegelt wird. Niemand kommt oder geht ohne meine Erlaubnis, bis ich den Befehl widerrufe. Verdoppeln Sie die Wachposten.«
»Klar, Chef. Allerdings hat Ethan vor einer Stunde das Haus verlassen und ist mit seinem Auto weggefahren.«
»Warum haben Sie ihn denn nicht aufgehalten? Hat er gesagt, wo er hinwill?«
Zum ersten Mal schäumte Moloch innerlich vor Wut, doch er hatte sich dazu erzogen, seine Gefühle zu verbergen. Verlier die Beherrschung, und du verlierst die Kontrolle, lautete seine Devise.
»Wie kann ich ihn denn aufhalten?« verteidigte sich Hogan und spreizte seine riesigen Metzgerhände. »Ethan ist sowohl Leiter der technischen Abteilung als auch des Waffensektors von Des Moines.«
»Da haben Sie recht«, stimmte Moloch zu. »Sonst noch etwas?«
»Ja. Irgendwie ist es seiner Mutter gelungen, die Telefonzentrale zu umgehen und direkt zu ihm durchzukommen. Ich weiß nicht, was sie gesagt hat, aber er ist umgehend losgefahren - um sie in The Apex aufzusuchen.«
Mit einer Geste ärgerlicher Resignation hob Moloch beide Hände.
»Da verbringe ich einmal einen Tag in San Francisco, und schon laufen die Dinge hier aus dem Ruder. Hogan, jetzt tun Sie, was ich Ihnen gesagt habe, aber wenn Ethan zurückkommt, lassen Sie ihn natürlich herein und geben mir unverzüglich Bescheid.«
Gerade als Hogan auf seinen kurzen, stämmigen Beinen zur Tür hinauswatschelte, betrat Landis den Raum. Der kahlköpfige Mann trug einen dicken Aktenordner unter dem Arm - wie er es immer tat, um seinen Arbeitseifer unter Beweis zu stellen. Moloch fand, daß er nervös wirkte. Landis rückte seine Brille zweimal zurecht, ehe er sich auf Anweisung seines Chefs einen Stuhl heranzog. Moloch blickte den Buchhalter, der ein drittes Mal an seiner Brille herumnestelte, scharf an. Die Spannung im Raum war fast greifbar.
»Byron«, begann Moloch, »wußten Sie, daß aus dem Safe, zu dem Sie Zugang haben, eine halbe Million Dollar gestohlen wurde?«
»Eine halbe Million?« stotterte Landis. »In Bargeld oder in Wertpapieren?«
»Über diesen Punkt hast du mich im unklaren gelassen, Joel«, sagte Moloch, an Brand gewandt.
»Eine halbe Million in Hundertdollarnoten. Keine Wertpapiere.«
»Wie erklären Sie sich das, Byron?« fragte Moloch ein wenig zu freundlich.
»Ich kann es mir nicht erklären. Heute morgen war das Geld noch da. Ich habe die Banknotenbündel selbst gesehen, als ich vertrauliche Akten aus dem Safe holen mußte. Und ich habe wie immer peinlich darauf geachtet, den Safe wieder zu verschließen.«
»Haben Sie Martinez in dem Raum angetroffen?«
»Ja. Er kam gerade herein, als ich gehen wollte. Ich habe mir nichts weiter dabei gedacht. Er benutzt nämlich oft den anderen Safe in dem Raum, um seine Waffen darin zu deponieren.«
Brand lehnte sich in dem Stuhl zurück, der unter seinem Gewicht protestierend knarrte, und lächelte in sich hinein, als sei er froh, daß jemand seine Angaben bestätigte.
»Wisch dir dieses dämliche Grinsen aus dem Gesicht«, sagte Moloch mit kalter Stimme.
»Wo würde sich Martinez hinflüchten, wenn er tatsächlich das Geld genommen hätte? Was im Moment noch reine Spekulation ist.«
»Nach Mexiko, würde ich sagen«, erwiderte Brand, ohne zu zögern.
»Ihr könnt beide gehen«, erklärte Moloch plötzlich. »Aber unternehmt bitte
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