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Hexenkessel

Hexenkessel

Titel: Hexenkessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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übertönte. Es klang, als würde sich eine verlorene Seele im Fegefeuer winden.
    »Ich bringe dich um! Ich habe es dir doch gesagt! Du mußt sterben, du elende Kreatur! Ich bringe ganz Kalifornien um!«
    Tweed packte den eisernen Türklopfer und hämmerte ihn mit aller Macht mehrmals gegen die Holztür. Er warf Paula einen Blick zu, woraufhin diese ihren Browning hervorholte, ihn am Lauf faßte und mit dem Griff gegen die Lüftung donnerte. Plötzlich herrschte einen Moment Stille, da der Wind kurz nachließ.
    Sie hörten, wie jemand auf der anderen Seite der Tür Ketten zurückschob und mehrere Schlösser öffnete. Die Tür glitt langsam auf, und Paula schob den Browning in ihre Umhängetasche zurück, als sie sah, wen sie vor sich hatte. Ethan stand auf der Schwelle und starrte sie an.
    Die Augen quollen ihm förmlich aus dem Kopf, seine Krawatte hing schief, und sein Haar war völlig zerzaust. Er musterte beide von oben bis unten und lächelte dann irr, wobei er mit dem Finger auf Tweed zeigte.
    »Ich kenne Sie. Ich habe Ihnen die Anlage in Black Ridge gezeigt. Sie haben sich für meine Geräte interessiert. O ja, ich kenne Sie.«
    »Könnten wir vielleicht hereinkommen?« bat Tweed. »Hier draußen ist es ungemütlich kalt.«
    »Meine Mutter erwartet Sie. Möge sie in der Hölle schmoren.«
    Er drängte sie zur Seite und rannte um die Ecke. Als sie das Haus betraten, hörten sie, wie sein Auto ansprang. Paula schloß die Tür wieder, dann ging sie mit Tweed in das Wohnzimmer. Wie bei ihrem letzten Besuch saß Mrs. Benyon aufrecht in ihrem thronähnlichen Stuhl.
    »Guten Abend, Mr. Tweed, Paula. Setzen Sie sich doch bitte. Ich nehme an, Sie haben meinen Sohn gehört. Er ist ein bißchen aufgeregt. Oben in Black Ridge findet eine Party statt. Vincent hat Geburtstag. Hoffentlich erlebt er keinen weiteren.«
    »Das klingt aber nicht gerade nach christlicher Nächstenliebe«, erwiderte Tweed. »Und ja, wir haben Ihren Sohn gehört. Ein bißchen aufgeregt? Es klang, als wäre er vollkommen wahnsinnig geworden.«
    »Ich liebe dieses Wort nicht, Mr. Tweed.«
    »Mrs. Benyon«, sagte Tweed, »meine nächste Frage ist sehr wichtig. Hat Ethan jemals medizinische Betreuung benötigt? Hatte er das, was die Psychiater als Nervenzusammenbruch bezeichnen? Müßte er sich nicht eigentlich in therapeutische Behandlung begeben?«
    »Auf keinen Fall!« Sie stieß den Stock in ihrer rechten Hand hart auf den Boden. »Nicht so etwas! Nicht noch einmal. Deshalb haßt er mich ja so.«
    »Nicht noch einmal? Demnach gab es früher bereits Schwierigkeiten mit ihm?«
    »Sie sind Engländer. Einem Amerikaner würde ich das nicht erzählen. Amerikaner tratschen alles weiter.« Sie zögerte. »Damals, zu Hause in England, hat Ethan für einen gewissen Professor Weatherby gearbeitet. Er war wie besessen von seinen Forschungen - dachte, er hätte eine neue Theorie auf dem Gebiet der Seismologie aufgestellt, wollte Weatherby aber nicht an seiner Arbeit teilhaben lassen. Bald fing er an, sich merkwürdig zu benehmen. Schrie erst mich ständig an, dann beschimpfte er auch wildfremde Menschen auf der Straße. Die Leute dachten, er würde handgreiflich werden. Sie zeigten ihn bei der Polizei an. Ich mußte etwas unternehmen.«
    »Das verstehe ich vollkommen.« Tweeds Stimme klang mitfühlend und verständnisvoll. »Was haben Sie dann getan?«
    »Ich ließ ihn von einem Facharzt untersuchen, der mich dazu brachte, die Einweisungspapiere zu unterzeichnen. Ethan kam in eine psychiatrische Anstalt. Das war, nachdem er von Weatherby weggegangen war. Ethan hat mir das nie verziehen. Nach einigen Monaten wurde er als geheilt entlassen. Aber er hat mir nie verziehen«, wiederholte sie. »Deshalb haßt er mich.«
    »Muß schwierig für Sie gewesen sein«, meinte Paula.
    »Allerdings. Er steigert sich in rasende Wutanfälle hinein. Ich kann ihn nur zur Besinnung bringen, indem ich ihn mit meinem Stock schlage. Vincent versteht das nicht. Er kam einmal dazu, als ich Ethan prügelte, riß mir die Stöcke aus den Händen, zerbrach sie und warf sie ins Feuer. Zum Glück hatte ich noch Ersatzstöcke da.«
    Erzähl mir doch nichts, dachte Paula. Du kannst genauso gut laufen wie ich. Du versuchst nur, VB unter Druck zu setzen. Scheint aber nicht zu funktionieren.
    »Ich könnte einmal mit Vincent sprechen«, erbot sich Tweed, während Paula ihren Gedanken nachhing. »Aber in Black Ridge sind kürzlich bestimmte Dinge vorgegangen, die mich zu dem Schluß kommen

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