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Hexenkessel

Hexenkessel

Titel: Hexenkessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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lassen, daß dies der falsche Moment wäre. Was meinte Ethan eigentlich damit, als er brüllte, er würde ganz Kalifornien umbringen?«
    »Ich habe keine Ahnung. Vermutlich hat ihn sein Jähzorn dazu getrieben. Er mag die Amerikaner nicht. Sagt, sie sind für seinen Geschmack zu aufdringlich.«
    »Und trotzdem arbeitet er für einen?«
    »Nein, Moloch ist Belgier. Er hat die belgische Staatsbürgerschaft nie aufgegeben. Ethan bevorzugt Europäer.«
    »Ist er ein eher schüchterner Mensch?« fragte Tweed.
    »Das war er schon immer. Schüchtern und kontaktarm. Er konzentriert sich mit Leib und Seele auf die Seismologie und darauf, die bestehenden Grenzen auf diesem Gebiet zu durchbrechen.«
    Tweed saß einen Moment lang gedankenversunken da und schwieg. Paula erkannte, daß er im Begriff stand, eine Entscheidung zu treffen. Plötzlich ergriff er wieder das Wort.
    »Sie sind Engländerin, Mrs. Benyon?«
    »Ja, und ich bin stolz darauf. Ich habe in Cheltenham gelebt, bevor ich hierherzog, weil Ethan von VB diesen lukrativen Job angeboten bekam.«
    »Ich würde Ihnen raten, sämtliche Vorkehrungen zu treffen, um von einem Moment auf den anderen nach England zurückkehren zu können. Transferieren Sie all Ihre Vermögenswerte zu einer Bank in Cheltenham. Würden Sie über meinen Vorschlag nachdenken?«
    »Ja, ich möchte gerne nach Hause zurückgehen«, erwiderte sie, ohne zu zögern. »Ich habe mich damit abgefunden, daß ich für Ethan nichts mehr tun kann. Seine letzte Drohung hat mir das ein- für allemal klargemacht.«
    »Ich wiederhole«, betonte Tweed, »daß Sie sich auf eine plötzliche Abreise einrichten sollten. Fangen Sie jetzt schon an, so weit wie möglich zu packen, und vergessen Sie nicht, morgen früh Ihr Vermögen nach England zu überweisen. Behalten Sie nur so viel Geld hier, wie Sie für die nächsten Tage brauchen.«
    »Wann soll ich aufbrechen?«
    »Wenn ich Sie anrufe. Ich werde das Codewort ›Angelo‹ benutzen, dann wissen Sie, daß ich am Apparat bin. Reden Sie mit niemandem darüber. Und jetzt sollten wir besser gehen.«
    »Vielen Dank, Mr. Tweed.« Sie hielt ihm die Hand hin. »Es hat mir sehr geholfen, mit Ihnen reden zu können. Wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf - Sie sind ein sehr netter Mann.«
    »Das kann ich nicht beurteilen.« Tweed lächelte ihr zu. »Aber eines steht fest - ich bin ein sehr realistisch denkender Mann. Ihre Telefonnummer lautet …« Er nannte ihr eine Zahlenfolge. »Ich habe sie auf dem Telefon in der Halle gesehen.«
    »Was für ein hervorragendes Gedächtnis Sie haben.«
    »Nur ein wenig Talent, mir Zahlen zu merken.« Tweed winkte ihr zu. »Bemühen Sie sich nicht - wir finden alleine hinaus.«
     
    »Was hatte das alles zu bedeuten?« fragte Paula.
    Sie saßen auf dem Rücksitz des Mercedes. Tweed gab keine Antwort, sondern starrte während der Fahrt über den Highway One zurück nach Carmel nur aus dem Fenster, auf die wildzerklüftete Küstenlandschaft unter ihnen. Hinter ihnen kam der BMW mit Marler am Steuer und Butler und Nield im Fond. Erst nach einer ganzen Weile machte Tweed wieder den Mund auf.
    »Alvarez, halten Sie es für machbar, noch einmal mit Cord Dillon Verbindung aufzunehmen?«
    »Ich weiß nicht. Meinen Sie über den Spezialfunk?«
    »Ja, aber erst, wenn wir wieder in Spanish Bay sind.«
    »Wir können es ja einmal versuchen«, sagte Alvarez mit einem zweifelnden Unterton in der Stimme. »Ich vermute, es hängt zum Teil davon ab, was Sie von ihm wollen. Er hat uns schließlich jegliche Unterstützung entzogen.«
    »Diesmal handelt es sich um meine letzte und wichtigste Bitte an ihn«, sagte Tweed grimmig.
    Er erläuterte seine Worte nicht näher. Paula blickte ihn verstohlen von der Seite an, doch schien er bereits wieder tief in Gedanken versunken. Der vom Pazifik herannahende Sturm nahm an Stärke ständig zu, zudem hatte heftiger Regen eingesetzt. Ein dichter Wasserschleier rann über die Windschutzscheibe und zwang Newman, das Tempo zu verringern und die Scheibenwischer auf höchste Stufe zu stellen. Sie erzeugten ein monotones Geräusch, das zu der düsteren Atmosphäre paßte. Wieder passierten sie tiefe Sandsteinschluchten, deren Wände zu jeder Seite fast senkrecht in die Höhe ragten. Vorangegangene Stürme hatten tiefe Furchen im weichen Gestein hinterlassen. Tweed begann auf einmal, einen populären Schlager vor sich hinzusummen.
    »Sie wirken plötzlich erstaunlich fröhlich«, bemerkte Paula.
    »Das bin ich auch. Ich habe

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