Hexenkessel
Hogan klang verwirrt.
»Jawohl, erschossen, Sie hirnloser Kretin! Ich habe mir einmal den Dienstplan angesehen. Sie alle waren heute nachmittag nicht in Black Ridge.« Seine Stimme wandelte sich zu einem unheilverkündenden Schnurren. »Hat vielleicht jemand versucht, sein eigenes Spielchen zu spielen?«
»Ich bin nach Carmel gefahren, um mich mit einem Mädchen zu treffen«, murmelte Landis.
»Mit einer Nutte vermutlich«, schnaubte Moloch. »Ihr Name?«
»Lola.«
»Wie passend. Geben Sie mir ihre Adresse. Ich werde veranlassen, daß Keller sie überprüft.«
»Ich war ihr letzter Kunde.« Landis rückte seine schwarze Krawatte zurecht; eine nervöse Geste, die Moloch nicht entging. »Sie hat sich von einem anderen Mädchen die Wohnung auf der Junipero geborgt. Als ich ging, machte sie sich gerade wieder auf den Weg nach San Francisco. Sagte, dort könne sie mehr verdienen.«
»Welch günstiger Zufall. Hat die Dame auch einen Nachnamen?«
»Hab’ mich nie danach gefragt«, nuschelte Landis.
»Darf ich mal eine Frage stellen?« bat Brand ruhig.
»Wenn sie sachdienlich ist. Und das sollte sie besser sein.«
»Sie haben den Verlust von einer halben Million Dollar erwähnt …«
»Ich habe mich schon gefragt, wer von euch wohl als erster darauf zu sprechen kommen würde. Das Geld wurde aus dem Safe entwendet. Du hast doch sicher Hogan die Kombination verraten, nachdem er zum neuen Leiter der Wachmannschaft ernannt worden ist, oder?«
»Selbstverständlich«, erwiderte Brand prompt.
Hogan sah ihn an. Nackter Haß zeichnete sich auf seinem Gesicht ab.
»Demnach hättet ihr alle drei den Safe öffnen können«, stellte Moloch eisig fest. »Nun möchte ich nur wissen, wer von euch jetzt um eine halbe Million reicher ist.«
»Darf ich fragen, wer dieser Keller eigentlich ist?« erkundigte sich Brand in demselben ruhigen Tonfall.
»Der Mann, der euch alle drei auf Herz und Nieren prüfen wird.«
»Damit bin ich aber ganz und gar nicht einverstanden«, protestierte Brand.
»Und was willst du dagegen unternehmen?« knurrte Moloch. »Wo warst du überhaupt heute nachmittag?«
»Angeln.«
»Er war angeln!« Molochs Stimme durchschnitt die Stille wie ein Peitschenknall. »Hast du wenigstens etwas gefangen?«
»Nein. Der Wind frischte zu stark auf.«
»War jemand bei dir, der deine Geschichte bestätigen könnte?«
»Ich war alleine, wie immer.«
»Was ist mit Ihnen, Landis? Haben Sie auf Ihrem Bumstrip irgend jemanden getroffen?«
»Nein, nicht daß ich wüßte.«
»Und wie steht es mit Ihnen, Mr. Hogan?« wollte Moloch wissen.
»Ich bin nach Palo Eldorado raufgefahren und habe das Mädchen gesucht, mit dem Ethan sich trifft. Ich wollte sie vor ihm warnen.«
»Sehr edelmütig von Ihnen. Hat sie jemand dort oben gesehen?«
»Nein. Die Hippies pflegen sich zu verstecken, wenn ein Fremder sich nähert.«
»Na wunderbar.« Moloch warf die Hände in die Luft. »Keiner von euch hat ein hieb- und stichfestes Alibi.« Er beugte sich vor. »Dann kann ich euch ja auch verraten, warum Martinez in der Kühltruhe tiefgefroren wird. Ich lasse einen Pathologen kommen, der die genaue Todesursache feststellen soll.«
»Aber ist das nicht viel zu gefährlich …«, widersprach Brand, wurde jedoch sofort unterbrochen.
»Gefährlich für einen von euch, weiter nichts. Der Pathologe, der die Obduktion durchführen wird, steht auf meiner Lohnliste. Wird ein paar Tage dauern, bis ich seinen Bericht bekomme. Und nun raus mit euch - aber schnell! Geht wieder an eure Arbeit.«
Sowie er allein im Büro war, stand Moloch auf, trat ans Fenster und starrte auf die Küste und den aufgewühlten Pazifik hinunter. Das Bild, das sich ihm bot, entsprach seiner Stimmung. Die drei Schlüsselfiguren seiner Organisation würden aufgeschreckt reagieren, aber er hatte keine andere Wahl. Ausgerechnet in dieser wichtigen Phase, wo die geplante Operation kurz vor der Durchführung stand, mußte hier das Chaos ausbrechen.
Dann fiel ihm ein, daß Ethan nicht im Haus war. Warum hatte er nur seinen, Molochs, ausdrücklichen Befehl mißachtet und war zu seiner Mutter gefahren?
Tweed stieg aus dem Auto, sowie Newman den Motor abgestellt hatte. Der Wagen parkte genau unterhalb der Terrasse, die rund um The Apex verlief. Er bat Newman und Alvarez, im Wagen zu bleiben, während er mit Paula Mrs. Benyon besuchte.
Dann hörte er durch eine Lüftungsanlage neben der Eingangstür einen gellenden Schrei, der sogar das Heulen des Windes
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