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Hexenkessel

Hexenkessel

Titel: Hexenkessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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überlassen Sie das Fahren mir.«
    »Bob tut sein Bestes«, bemerkte Paula, als sie Richtung Norden fuhren.
    »Ich weiß«, gestand Tweed. »Aber die Nachricht hat mir einen schweren Schock versetzt. Lassen Sie sich Zeit, Bob. Wir werden schon rechtzeitig ankommen.«
    »Marler hat mir gesagt, er hätte sich Moss Landing auf der Karte angesehen«, fuhr Paula fort. »Wenn wir uns dem Ort nähern, will er, daß wir uns trennen, um etwaige Gegner von zwei Seiten in die Zange zu nehmen.«
    »Klingt nach einer gut durchdachten Strategie«, meinte Newman und konzentrierte sich wieder auf die Straße.
    »Ich frage mich, ob Grenville etwas zugestoßen ist«, dachte Paula laut. »Wir haben noch eine geschlagene Stunde auf ihn gewartet.«
    »Er wird schon wieder auftauchen«, sagte Alvarez. »Tot oder lebendig.«
    Diese unheilschwangeren Worte hingen über ihnen, als sie weiter nordwärts gelangten. Sobald Monterey mit seinen Pinienwäldern, hügeligen Straßen und atemberaubenden Ausblicken hinter ihnen lag, wurde die Fahrt über den Highway ziemlich langweilig. Paula äußerte sich mehrfach über die eintönige Landschaft.
    Während sie einen Wegweiser nach Castroville passierten, bot sich ihnen der Blick auf riesige, öde Felder, die sich bis ins Unermeßliche zu erstrecken schienen. In der Ferne zeichnete sich die Silhouette einer Hügelkette verschwommen von den niedrighängenden Wolken ab. Die Sonne brannte auf die beiden Wagen nieder und heizte den Innenraum dermaßen auf, daß die Insassen begannen, sich unbehaglich zu fühlen.
    In einiger Entfernung ragte vor ihnen ein großer Betonklotz mit einem hohen Schornstein auf, der nicht gerade zur Verschönerung der Landschaft beitrug.
    »Das ist ein Elektrizitätswerk!« rief Alvarez. »Und wir kommen gleich nach Moss Landing. Biegen Sie links ab, Newman.«
    Paula blickte aus dem Fenster. Sie meinte, noch nie so heruntergekommene, verwahrloste Häuser gesehen zu haben wie die, die jetzt in Sicht kamen; fast alle waren sie aus Holz erbaut und nur einstöckig. Nachdem sie den Highway verlassen hatten, wurde die Straße schmal und die Asphaltdecke ließ zu wünschen übrig, so daß Newman die Geschwindigkeit erheblich verringern mußte. Der BMW hinter ihnen blieb hinter einer Biegung zurück.
    »Eine entzückende Gegend«, bemerkte Paula ironisch.
    Sie kamen an einer großen Holzhütte vorbei, deren Schild verkündete, daß man in Phill’s Fish Shop auf ein kaltes Bier halt machen könne. Dahinter lagen schäbige Antiquitätenläden, und der ausgedörrte Boden war mit den Überresten alter Ruderboote, ausgedienten Reifen und anderem unerwünschtem Unrat übersät.
    »In Amerika entsorgt man seinen Müll nicht«, spottete Paula. »Man wirft ihn einfach auf das nächstbeste freie Fleckchen. Als ich einmal mit dem Zug von New York nach Boston gefahren bin, kam ich an teuren Villen mit gepflegten Rasenflächen vorbei. Die Böschungen dahinter allerdings quollen von dem Abfall über, den die Bewohner einfach über ihre Gartenzäune geworfen hatten. Amerika ist wirklich ein Land voller Widersprüche.«
    »Ich habe einen Freund in New York«, warf Newman ein. »Einen Amerikaner der dritten Generation, sehr intelligent und erfolgreich. Er erklärte mir, daß die Horde von Einwanderern, die einst Ellis Island überschwemmten, sich aus Leuten zusammensetzte, die es in Europa zu nichts gebracht hatten. Warum hätten sie sonst auch ihre Heimat verlassen sollen? Er sagte, diese Leute hätten nur eines im Sinn gehabt, nämlich möglichst schnell zu Geld zu kommen. Seitdem regiert der Dollar das Land. Je mehr man davon sein eigen nennt, desto besser. Alles andere zählt nicht. Was haben wir denn da?«
    Zu ihrer Rechten ankerte ein großer Frachter. Der Rumpf zeigte ausgedehnte Rostflächen, wurde aber fleißig von einigen Männern abgeschliffen. Weiter unten am Kai lag ein Fischkutter, und dahinter konnte Paula die Hafenausfahrt sehen.
    »Moss Landing ist trotz aller Schäbigkeit ein voll betriebstüchtiger Hafen«, meinte Tweed. »Er liegt so abgelegen, daß jegliches Gesindel mit üblen Absichten ihn als Basislager benutzen kann. Bob, fahren Sie bis zur Hafenausfahrt, und dann leihen Sie mir bitte Ihr Fernglas …«
    Sie befanden sich nun mitten in dem Hafen, der Paula wie eine riesige Müllkippe vorkam. Nicht unbedingt eine Touristenattraktion, dachte sie. Als der Wagen am Rand der Kaimauer parkte, sah sie auch, was Tweeds Aufmerksamkeit erregt hatte. Ungefähr eine halbe Meile vor der

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