Hexenkessel
würde sofort die Polizei rufen, man würde uns festnehmen, und wir hätten keine Möglichkeit mehr, etwas gegen ihn zu unternehmen.«
»Tweed hat recht«, sagte Alvarez, der sich zum ersten Mal zu Wort meldete. »Ich vermute nämlich, daß er einen oder zwei hochrangige Beamte in der Tasche hat. Das lassen wir also besser sein. Übrigens hat mir ein Kumpel eine Kopie des Berichtes über die Untersuchung des Lastwagens besorgt, der an einer Straßensperre angehalten wurde; der, dessen Fahrer dabei ums Leben kam.«
»Hat die Untersuchung irgend etwas ergeben?« fragte Tweed gespannt.
»Ja. Man hat Spuren eines neuen, unglaublich wirkungsvollen Sprengstoffes namens Xenobium gefunden. Wir haben Proben davon nach Washington geschickt - die dortigen Experten haben sie einwandfrei identifiziert.«
»Ich dachte, Sie hätten keinen Kontakt mehr nach Washington«, wunderte sich Paula.
»Sogar wenn man mich nach Sibirien schicken sollte« - Alvarez grinste sie an - »habe ich noch Kumpel, die mir ab und an einen Gefallen tun. Einer der Vorteile, wenn man lange beim CIA war.«
»Was geschieht denn nun weiter?« erkundigte sich Tweed.
»Gar nichts. Moloch stellt in seiner Fabrik in Des Moines im Auftrag der Regierung Sprengstoff her. Wir sind sozusagen schachmatt gesetzt. Ach, vielleicht sollte ich bei der Gelegenheit gleich etwas beichten - es heißt ja, das erleichtert die Seele.«
»Was hätten Sie denn schon zu beichten?« Paula war neugierig geworden.
»Unten in Moss Landing sah ich ein paar uns offenbar feindlich gesinnte Burschen, alle schwer bewaffnet, von hinten auf Marler zuschleichen. Profis waren das nicht, hielten sich viel zu eng beieinander. Ich schlug einen Bogen, pirschte mich hinter sie, verpaßte jedem einen Kopfschuß und warf die Leichen ins Meer. Aber sagen Sie Marler nichts davon. Warum großes Aufhebens davon machen?«
Das ist wieder einmal typisch für Alvarez, dachte Paula. Als ein von Natur aus bescheidener Mann möchte er nicht, daß Marler sich ihm zu Dank verpflichtet fühlt.
»Es besteht also kein Zweifel daran«, nahm Tweed den Faden wieder auf, »daß in dem Lastwagen Spuren von Xenobium gefunden wurden - was darauf schließen läßt, daß man ihn benutzt hat, um eine große Menge dieses Sprengstoffes von Des Moines nach Black Ridge zu transportieren.«
»Überhaupt kein Zweifel«, bestätigte Alvarez.
»Unser Ausflug nach Moss Landing hat sich in mehr als einem Punkt als wertvoll erwiesen«, sagte Tweed in einem aufmunternden Tonfall. »Wir wissen jetzt, daß ein zweites sogenanntes Bohrschiff viel weiter nördlich von seinem Zwilling, der Baja, vor Anker liegt.«
Er hatte sich nicht anmerken lassen, daß ihm bei Alvarez’ Bestätigung, der Laster habe Xenobium transportiert, das Herz schwer geworden war. Für ihn bestand kein Zweifel daran, daß die Kebir, genau wie die Baja, ein riesiges Loch in den Meeresboden gebohrt, dann eine große Bombe darin versenkt und das Loch wieder verschlossen hatte. Ein weit größeres Gebiet der kalifornischen Küste wurde von möglicherweise ungeheuren Explosionen bedroht, als bisher anzunehmen gewesen war.
»Bob, halten Sie bitte an, wenn Sie eine etwas abgelegene Telefonzelle entdecken«, bat er. »Ich muß unbedingt jemanden anrufen.«
In Black Ridge vermochte Ethan seine freudige Erregung kaum zu zügeln. Über sein persönliches Funktelefon - mit dessen Hilfe er die Zentrale umgehen konnte - hatte er sich mit dem Kapitän der Kebir in Verbindung gesetzt. Während des kurzen Gespräches war das Codewort gefallen, welches ihm bestätigte, daß das System nun betriebsbereit war.
Das bedeutete nichts anderes, als daß die Bombe nicht nur in das vorbereitete Loch herabgelassen und dieses wieder verschlossen worden war, sondern daß sich auch der auf der Spitze der Bombe befestigte Signalempfänger in der richtigen Position befand. Ethan vollführte vor Freude ein paar kleine Tanzschritte, ehe er den geheimen Wandsafe öffnete. Darin waren zwischen den beiden Schaltern zwei Hebel angebracht. Einer war bereits heruntergedrückt und somit der sich unterhalb der Baja auf dem Meeresboden befindliche Empfänger aktiviert worden.
Langsam drückte Ethan auch den zweiten Hebel nach unten. Mittlerweile hatte er sich in eine nahezu ekstatische Stimmung hineingesteigert. Liebevoll streichelte er die Armaturen, bevor er den Safe wieder schloß. Nun brauchte er nur noch auf die Vorzeichen eines Erdbebens zu warten, dann konnte er die Schalter
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