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Hexenkessel

Hexenkessel

Titel: Hexenkessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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die Kugel«, warnte er, Brand mißtrauisch im Auge behaltend, während er rückwärts zur Tür ging und diese hinter sich schloß.
    Tweed öffnete bereits die nächste Tür auf derselben Seite des Ganges, auf der auch Molochs Büro lag. In dem kleinen, ordentlich aufgeräumten Raum saß Ethan Benyon hinter seinem Schreibtisch und trank Kaffee. Diesmal war sein Haar sauber gekämmt, er trug einen frisch gereinigten Anzug, lächelte freundlich und stand höflich auf, als er Paula sah.
    »Kann ich irgend etwas für Sie tun, meine Herren?« fragte er in einem sehr englischen Tonfall.
    Tweed fixierte ihn mit einem durchdringenden Blick. Die Verwandlung, die mit Ethans Äußerem und seiner ganzen Persönlichkeit vorgegangen war, verursachte ihm Unbehagen. Er blickte sich verstohlen in dem Raum um. Nichts Ungewöhnliches war zu entdecken.
    »Sie sind Mr. Tweed«, fuhr Ethan fort. »Ich muß mich bei Ihnen für mein unverzeihliches Benehmen bei unserer letzten Begegnung entschuldigen. Ich kann es nur damit erklären, daß ich zuviel getrunken hatte. Eigene Dummheit. Normalerweise rühre ich keinen Tropfen an.«
    »Ich bin auf der Suche nach Mr. Moloch«, sagte Tweed.
    »Die erste Tür links, wenn Sie auf den Gang kommen. Auf dieser Seite des Korridors, nicht auf der gegenüberliegenden. Dort liegt nämlich das Reich dieses ungehobelten Klotzes Joel Brand. Nehmen Sie nochmals meine aufrichtige Entschuldigung entgegen.«
    Tweed schloß die Tür, nachdem auch Newman, der sich gleichfalls neugierig in Ethans Büro umgeschaut hatte, den Raum verlassen hatte. Er ging weiter den Korridor entlang und versuchte dann vorsichtig, die schwere Stahltür zu öffnen, die zu dem unterirdischen Raum führte. Sie bewegte sich keinen Millimeter.
    Keiner der beiden Männer konnte ahnen, daß sie sich während ihres Aufenthalts in Ethans Büro nur wenige Schritte von den in dem geheimen Wandsafe verborgenen Apparaturen befunden hatten. Wäre ihnen etwas aufgefallen, hätte eine Katastrophe verhindert werden können.

41.
    Tweed blieb vor der geschlossenen Tür zu Ethans Büro stehen, während er den Blick über den menschenleeren Korridor schweifen ließ - leer bis auf den am Boden zusammengesunkenen bewußtlosen Wachmann ganz am Ende des Ganges. Newman scharrte ungeduldig mit den Füßen.
    »Stimmt etwas nicht?«
    »Die ganze Atmosphäre hier gefällt mir nicht«, erklärte Tweed. »Draußen gab es keinerlei Anzeichen dafür, daß Wachposten das Gelände kontrollieren. Hier drinnen war nur ein Mann postiert - und der liegt jetzt drüben auf dem Boden und hört die Engel singen. Bob, wir befinden uns im Herzen der AMBECO, des größten Mischkonzerns der Welt. Heute allerdings erinnert mich das Gebäude eher an ein Spukschloß, dessen Bewohner größtenteils die Flucht ergriffen haben.«
    »Oder nicht mehr am Leben sind«, gab Newman zu bedenken.
    »Und Moloch hat sich eingeschlossen …«
    Er brach mitten im Satz ab, als sich eine Tür öffnete und Brand auf den Korridor trat. Newman richtete sofort seinen Revolver auf ihn, doch der große Mann hob lediglich beide Hände und grinste entschuldigend.
    »Der Krieg ist vorbei - haben Sie das noch nicht mitbekommen? Miß Grey, Sie sehen heute wieder ganz bezaubernd aus, wenn Sie mir die Bemerkung gestatten.«
    Seinem Lächeln haftete keinerlei Anzüglichkeit an. Diesmal war sein Benehmen höflich, und seine Worte klangen sogar aufrichtig. Paula starrte ihn an. Dies war eine neue Version von Joel Brand, und wieder einmal verstand sie, weshalb er auf so viele Frauen anziehend wirkte.
    »Danke«, erwiderte sie ruhig. »Warum ist heute alles hier so anders als sonst?«
    »Das kann ich Ihnen beim besten Willen nicht sagen. Aber ich habe so ein Gefühl, als würde es mit der AMBECO zu Ende gehen. Die goldenen Tage gehören der Vergangenheit an. Das mag ja abgedroschen klingen, aber so kommt es mir vor. Übrigens, Newman, mir sind in meinem Leben ja schon viele harte Gegner untergekommen, aber Sie schießen den Vogel ab. Das muß ja eine wüste Schlacht gewesen sein - da draußen bei Moss Landing.«
    »Wo?« fragte Newman zurück. »Hab’ noch nie von einem Ort dieses Namens gehört.«
    »Gut gebrüllt, Löwe.« Brand grinste ihn an und ließ die Hände langsam sinken. »Wissen Sie, Tweed, vor langer Zeit - so scheint es mir wenigstens - habe ich VB geraten, mir zu gestatten, Sie aus dem Weg zu räumen. Er wollte nichts davon wissen. Dennoch glaube ich, daß er mich hätte gewähren lassen sollen. Ich

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