Hexenkessel
schüttelten sich die Hände.
»Es handelt sich um einen Notfall, Jim. Zwei Leute, Grenville und Prendergast, werden in Kürze an Bord von Vincent Bernard Molochs Privatjet gehen. Ich möchte, daß der Start dieses Jets um ein paar Stunden verzögert wird. Geben Sie technische Probleme oder ähnliches als Grund an.«
»Diesmal verlangen Sie leider zuviel.« Resigniert hob Corcoran die Hände. »Ich würde Ihnen ja gerne behilflich sein, aber Moloch wirbelt in der letzten Zeit ziemlich viel Staub auf.«
»Kann ich kurz Ihr Telefon benutzen? Ich muß mit Howard sprechen.«
»Bedienen Sie sich …«
Tweed erreichte Monica, die ihn sofort zu Howard, dem pompösen Direktor des SIS durchstellte. Knapp umriß er das Problem, und Howard bat darum, Corcoran an den Apparat zu holen.
»Howard hier, Jim, alter Junge. Lange nicht gesehen. Ich bin gerade von einer Unterredung mit dem Premierminister zurückgekommen. Ja, dem Premierminister persönlich. Er wünscht, daß Mr. Moloch unter ständige Bewachung gestellt wird. Sie haben daher meine Erlaubnis - und indirekt auch die des Premierministers - den Start des Jets zu verzögern, wie Tweed es von Ihnen verlangt hat. Ich nehme es auf meine Kappe. Wir sind auf Ihre Hilfe angewiesen, Jim.«
»Dann werde ich sehen, was ich tun kann …«
Später, als sie auf dem Rücksitz von Newmans Mercedes saßen, den sie vom Langzeitparkplatz geholt hatten, wo er vor ihrer Abreise nach Kalifornien abgestellt worden war, erklärte Tweed seiner Assistentin, was passiert war. Hinter ihnen fuhr Marler am Steuer seines eigenen Wagens; Butler und Nield begleiteten ihn.
»Demnach«, bemerkte Paula, »hat Howard wieder einmal ein As aus dem Ärmel gezogen, als wir das Spiel schon verloren glaubten, wenn ich einmal einen bildhaften Vergleich gebrauchen darf.«
»Unterschätzen Sie die Bedeutung dieses Vorfalls nicht«, warnte Tweed. »Offenbar hat sich die Einstellung des Premierministers gegenüber Moloch drastisch geändert.«
»Wir hätten seine Unterstützung schon früher brauchen können«, nörgelte Paula. »Wo ist eigentlich Vanity abgeblieben? Sie hat sich ja ziemlich bald nach der Landung aus dem Staub gemacht.«
»Vanity«, rief Newman ihr nach hinten zu, »hat beschlossen, daß sie urlaubsreif ist - und allein verreisen will, wie sie sich ausdrückt! Sie muß sich von dem Streß in Kalifornien erholen.«
»Wo will sie denn ihren Urlaub verbringen?« erkundigte sich Paula.
»In Cornwall.«
»Und wie kommt sie dahin?«
»Mit ihrem Auto. Sie hat es genau wie wir vor ihrem Abflug nach Kalifornien in Heathrow abgestellt.«
Newman versank wieder in Schweigen, während er den Wagen aus London herauslenkte. Paula verzog die Lippen. Ihr war klar, daß Vanity und Newman sich im Moment nicht gerade grün waren. Sie mußten während des Flugs eine Meinungsverschiedenheit gehabt haben. Stirnrunzelnd wandte sie sich an Tweed.
»Seltsam, wie eilig es alle haben, wieder nach Cornwall zu kommen. Moloch ist schon dorthin zurückgekehrt. Von Monica wissen wir, daß Grenville und Maurice auf dem Weg sind - in VBs Privatjet, den er ihnen freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat.« Sie senkte die Stimme. »Und nun will Vanity ebenfalls dahin zurück, wo alles angefangen hat. Ihre drei Verdächtigen, von denen einer Molochs Spion sein muß, versammeln sich vollzählig in ihrem alten Wirkungsbereich.«
»Das ist mir auch schon aufgefallen«, entgegnete Tweed trocken.
»Ich dachte, Ihnen läge etwas daran, diesen Spion zu finden«, bohrte sie weiter.
»Das tut es auch. Er muß um jeden Preis überführt werden. Nur - wer von den dreien ist es?«
Es war bereits Anfang September. Die beiden Fahrzeuge kamen gut voran, und als sie die Grenze nach Cornwall passierten, registrierte Paula, daß die Blätter sich allmählich zu verfärben begannen. Das satte Grün des Sommers verblaßte und machte einem bunten Gemisch aus Rot, Gold und Orange Platz.
Der Herbst zog ins Land - unter einem klaren, leuchtendblauen Himmel, von dem die Sonne so gleißend herabstrahlte wie noch vor wenigen Tagen in Kalifornien. Es war immer noch angenehm warm. Paula stieß einen wohligen Seufzer aus.
»Es tut gut, wieder zu Hause zu sein. Kalifornien mag ja über eine malerisch schöne Landschaft verfügen, aber es geht doch nichts über das gute alte England - besonders dann, wenn die Jahreszeiten wechseln.«
»Kalifornien hat einmal über eine malerisch schöne Landschaft verfügt«, berichtigte Tweed sie. »Jetzt
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