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Hexenkessel

Hexenkessel

Titel: Hexenkessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Es war eine einmalige Erfahrung, bei einem solchen Mann beschäftigt zu sein.«
    »Das klingt ja gerade so, als würden Sie ihn bewundern«, bemerkte Newman.
    »Ich bewundere seinen Verstand. Das heißt aber noch lange nicht, daß ich den Menschen Moloch bewundere. Hören Sie auf, mir die Worte im Mund herumzudrehen.«
    »Das habe ich doch gar nicht getan«, ereiferte sich Newman.
    »Sie sind manchmal wirklich unausstehlich!«
    »Vielleicht liegt das an meiner Gesprächspartnerin,« gab er erbost zurück.
    »Dann suchen Sie sich andere Gesellschaft«, fauchte Vanity.
    »Sie bringen mich da auf eine gute Idee.« Er warf ihr einen finsteren Blick zu. »Ich hatte gedacht, Ihre Laune würde sich bessern, wenn Sie eine warme Mahlzeit im Bauch haben.«
    »An meiner Laune ist nichts auszusetzen. Warum provozieren Sie mich ständig?«
    »Doch nicht mit Absicht. Vielleicht bilden Sie sich das alles nur ein.«
    »Aber sicher. Ich bin natürlich an allem schuld. Warum sind eigentlich die Jalousien an den Fenstern heruntergezogen? Ich möchte gern hinausschauen.«
    »Draußen gibt’s nichts zu sehen. Es ist mitten in der Nacht.«
    Statt einer Antwort ließ Vanity die Jalousien hochschnellen und spähte in die Dunkelheit hinaus.
    »Ich kann Lichter erkennen. Eine kleine Gruppe. Wir überfliegen den Süden Grönlands.«
    »Niemand lebt in Grönland.«
    »Irrtum. Ich glaube, dort unten sieht man Godthaab. Liegt auf der Polarroute. Als nächstes überqueren wir die Südspitze von Island.«
    »Ein gutes Reiseziel. Sehr ausgefallen.«
    »Ich glaube, ich gönne mir einen kleinen Urlaub, wenn wir wieder in England sind. Aber alleine. Mich zieht es noch einmal nach Cornwall zurück …«
     
    Grenville saß kerzengerade in seinem Sitz. Er liebte es nicht, sich in der Öffentlichkeit gehenzulassen, noch nicht einmal dann, wenn er zu schlafen beabsichtigte. Hinter ihm hatte Maurice Prendergast seine Rückenlehne nach hinten gestellt und sich so eine provisorische Liege geschaffen. Er kuschelte sich gerade unter eine Decke und war im Einnikken begriffen, als ein Steward ihn sachte am Arm berührte.
    »Mr. Prendergast? Tut mir leid, Sie zu stören, aber gerade ist über Funk eine Nachricht für Sie eingetroffen.«
    »Tatsächlich? Soweit mir bekannt ist, weiß niemand, daß ich an Bord dieses Fluges bin.«
    Er schüttelte sich, um halbwegs wach zu werden, und nahm den versiegelten Umschlag entgegen, den der Steward ihm reichte. Hastig riß er ihn auf und überflog den Inhalt:
    Mein Learjet wird Sie in Heathrow erwarten. Sie sind herzlich eingeladen, mich in Mullion Towers, Cornwall, zu besuchen. Bitte teilen Sie Colonel Grenville mit, daß sich die Einladung auch auf ihn bezieht. Ich freue mich auf Ihre Gesellschaft. VB.
    Maurice erhob sich und sah sich in der Klubklasse um. Alle Passagiere schienen im Dämmerlicht fest zu schlafen. Er hatte die Leselampe über seinem Sitz einschalten müssen, um die Nachricht entziffern zu können.
    Gerade wollte er Grenville auf die Schulter klopfen, kam aber zu dem Schluß, daß er eingeschlafen war, da er regungslos dasaß. Er legte keinen Wert darauf, den cholerischen Colonel zu abrupt zu wecken, daher ging er zu der Seite des Sitzes und blickte lange auf die steife Gestalt hinab. Schließlich schlug Grenville die Augen auf.
    »Was gibt es denn zu dieser nachtschlafenden Stunde?«
    »Eine Nachricht für Sie. Und auch für mich. Wie Sie sehen, ist sie an mich adressiert. Hier, nehmen Sie.«
    Grenville griff nach dem Blatt Papier, las die Nachricht langsam, runzelte dann die Stirn und blickte unwillig zu Maurice auf.
    »Was hat das denn nun wieder zu bedeuten?«
    »Fragen Sie mich bitte nicht.«
    »Das habe ich aber gerade getan. Und sprechen Sie gefälligst leise. Die Leute schlafen bereits.«
    »Was Sie nicht sagen. Jedenfalls bietet sich uns eine bequeme Möglichkeit, nach Cornwall zu gelangen. Möchte wissen, warum sich Moloch solche Umstände macht.«
    »Ich auch, mein Bester.«
    Beide Männer musterten sich mit kaum verhohlenem Mißtrauen, bis Grenville die Botschaft schließlich an Maurice zurückgab.

45.
    Sowie sie in Heathrow gelandet waren, machte sich Tweed geradewegs zu dem Büro des Sicherheitschefs Jim Corcoran auf den Weg. Dieser schaute von seinem Schreibtisch auf, als Tweed den Raum betrat und die Tür hinter sich schloß.
    »Ich wittere Probleme - und zwar für mich«, begrüßte Corcoran ihn.
    Er deutete auf einen Stuhl, doch Tweed zog es vor, stehenzubleiben. Die beiden Männer

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