Hexenkessel
Sprache nach zu urteilen hast du den ganzen Jachtclub leergetrunken. Hör auf, mich hinters Licht führen zu wollen. Wie viele hast du dir denn nun wirklich zur Brust genommen?«
»Hab’ nicht mitgezählt.«
»Adrian, du hast doch schon einmal ein Foto von mir gemacht. Wie wär’s denn diesmal mit einer Nahaufnahme? Ich ziehe auch dir zuliebe den Rock ein Stückchen hoch. Machen wir’s doch gleich an Ort und Stelle. Deine Kamera hast du ja dabei.«
Tatsächlich trug Penkastle seine Kamera bei sich. Sie hing ihm an einem Riemen über den Rücken, so daß Paula sie nicht sehen konnte. Als er mit zitternden Fingern daran herumfummelte, schritt sie zur Tat. Sie packte die Kamera, entwand sie ihm und ließ sie vor seinem Gesicht baumeln.
»Na bitte«, fuhr sie fort, nachdem sie einen raschen Blick darauf geworfen hatte, »der Film ist ja noch fast leer. Mach am besten sechs Aufnahmen, dann wird eine davon bestimmt was … hoppla!«
Sie hatte die Kamera aus der Hand gleiten lassen. Der Apparat rollte über den Straßenrand und versank im Fluß. Penkastle starrte trübsinnig auf die aufsteigenden Wasserbläschen, und sein feistes Gesicht verzog sich, als wolle er in Tränen ausbrechen.
»Die … die war aber ttt…«
»Teuer? Ach herrje, bin ich ungeschickt. Aber du hast doch bestimmt noch mehr von der Sorte zu Hause. Jetzt sei nicht böse. Wir hatten doch schon so viel Spaß zusammen. War es nicht immer schön, Adrian?«
»O doch. Ja. Ja …«
»Jetzt mußt du mich aber entschuldigen. Ich habe Durst, und mein Drink wartet auf mich - ist aber erst mein fünfter heute nachmittag. Paß auf, daß du nicht auch ins Wasser fällst, alter Freund.« Sie drehte ihn halb um die eigene Achse, so daß er jetzt wieder in die Richtung blickte, aus der er gekommen war. »Und nun gehst du brav zum Jachtclub zurück und genehmigst dir noch ein paar Gläschen. Vergiß nicht, eins auf meine Gesundheit zu trinken. War nett, dich wiedergesehen zu haben, Adrian.«
Mit diesen Worten drehte sie sich um, ging ins Haus zurück und schloß die Tür hinter sich. Maurice sprach gerade auf Tweed ein.
»War das nicht ein bißchen riskant?«
Tweed schüttelte nur lachend den Kopf, als Paula sich zu ihnen gesellte.
»Was für eine göttliche Vorstellung, Paula. Nein, Maurice, es war nicht gefährlich. Ich möchte gerne Adrians Arbeitgeber ein bißchen aufrütteln. Er wird sich den Kopf darüber zerbrechen, wie unsere Taktik wohl aussehen mag, wenn Adrian wieder nüchtern genug ist, um ihm Bericht zu erstatten. Und Paula hat außerdem noch die Kamera unschädlich gemacht.«
»Drei Bilder waren belichtet«, warf Paula ein. »Ich habe mich davon überzeugt, ehe ich die Kamera ersäufte.«
»Da wir gerade beim Thema sind«, meinte Tweed und schaute wieder aus dem Fenster, »unser guter Adrian watschelt wie eine dicke Ente zum Jachtclub zurück, um nachzutanken. Er sieht wirklich wie eine Ente aus. Quack! Quack!« lachte er, um Paula zu zeigen, wie sehr er ihre rasche und geschickte Handlungsweise zu schätzen wußte. »Quack …« wiederholte er. Sein Tonfall hatte sich plötzlich verändert. »Ja, ich glaube, das ist es …«
»Setzen wir uns doch wieder«, schlug Prendergast vor. »Der Mann, von dem Sie sprechen - das ist Vincent Bernard Moloch von Mullion Towers in der Nähe von Stithians, nicht wahr? Das dachte ich mir schon. Ich kann Ihnen einiges über diesen Herrn erzählen, was der Allgemeinheit bestimmt nicht bekannt ist.«
6.
Moloch nahm gerade in seinem Büro eine bescheidene Mahlzeit ein, als das Telefon klingelte. Er aß stets nur sehr wenig, was jedoch seine ungeheure Energie und Arbeitswut nicht zu beeinträchtigen schien.
»Hallo«, meldete er sich.
»Penkastle hier, Mr. Carson. Adrian. Sie wissen doch … Adrian.«
Moloch verzog die Lippen. Der Anrufer hatte sich zweifellos ein paar Glas zuviel zu Gemüte geführt. Er hatte nicht gewußt, daß Penkastle ein schwerer Trinker war, als er von Brand als Informanten angeworben worden war. Man hatte ihm eine Telefonnummer gegeben und ihn angewiesen, einem gewissen Mr. Carson Bericht zu erstatten.
»Ja«, antwortete Moloch. »Haben Sie Neuigkeiten?«
»Diese Paula Grey, das Mädchen, dessen Foto mir Joel gegeben hat, die besucht einen Mann in Porth Navas. Ehemaliger Angehöriger des Special Branch … heißt Maurice Prendergast.«
Er hatte bereits Mühe beim Sprechen, nur der Name Prendergast kam klar und deutlich aus dem Hörer.
»Weiter«, befahl Moloch geduldig.
»Ich
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