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Hexenkessel

Hexenkessel

Titel: Hexenkessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Eindruck.«
    »Einige bekannte Mörder waren auch sehr nette, charmante Männer«, neckte Tweed sie. »Haben Sie etwas über ihn herausgefunden?«
    »Er sagte mir, er hätte in London gearbeitet - und dann erklärte er mir, er wäre von dort geflüchtet, noch bevor die Stadt ihn aufgefressen habe. Ich erzählte ihm, ich würde bei einer Versicherungsgesellschaft arbeiten, und daraufhin lächelte er nur seltsam. Ich kann mir diese Reaktion nicht erklären, aber ich habe das komische Gefühl, als hätte ich ihn irgendwo schon einmal gesehen.«
    »Andersrum wird ein Schuh draus. Er hat Sie schon einmal gesehen«, gab Tweed schließlich augenzwinkernd zu.
    Paula starrte ihn einen Moment lang ungläubig an, dann brach sie in schallendes Gelächter aus und stieß ihm gegen den Arm.
    »Sie sind mir einer! Lassen mich munter drauflosschwatzen, ohne einen Ton zu sagen! Also, wer ist der Mann?«
    »Maurice Prendergast, ehemaliger Mitarbeiter des Special Branch, der Staatssicherheitspolizei. Sie haben ihn vor einigen Jahren kurz gesehen, als er bei mir im Auto saß und wir durch London fuhren. Da die Begegnung nur flüchtig war, hielt ich es für unwahrscheinlich, daß er Ihnen aufgefallen ist. Er ist einer der Gründe für meine Anwesenheit hier - ich muß dringend mit ihm sprechen. Vielleicht kann er mir sagen, was hier so vor sich geht. Wirklich ein Zufall, daß ausgerechnet Sie beide sich über den Weg gelaufen sind.«
    »So ein großer Zufall ist es nun auch wieder nicht. Er erzählte mir, er würde dreimal täglich seinen Hund im Dorf ausführen. Ich glaube, er ist sehr einsam. Seine Frau starb vor einem Jahr …«
    »Davon wußte ich ja gar nichts. Wie ich ihn kenne, hat ihn dieser Schlag schwer getroffen.«
    »Er läßt sich nichts anmerken. Im Gegenteil, er gibt sich ausgesprochen umgänglich und charmant. Kam nur mit einem einzigen Satz auf den Tod seiner Frau zu sprechen und wechselte dann das Thema.«
    »Das sieht Maurice ähnlich. Er ist ein Meister darin, seine wahren Gefühle zu verbergen. Jetzt sollten wir uns aber auf den Weg machen und ihm einen Besuch abstatten.«
    »Ich werde fahren. Sein Haus ist nicht ganz einfach zu finden«, erbot sich Paula. »Wir müssen zu einem kleinen Dorf namens Porth Navas am Helford River - obwohl der Fluß dort oben eher einem breiten Bach ähnelt. Die Heimat von Daphne du Maurier; sie hat dort ihre Jugend verbracht.«
    »Ich fahre, und Sie weisen mir den Weg«, entschied Tweed. »Auf der Fahrt hierher habe ich ein Nickerchen gemacht, während Pete am Steuer saß, und jetzt bin ich wieder so munter wie der sprichwörtliche Fisch im Wasser. Ich bin gespannt, was Maurice uns zu erzählen hat …«
    Als sie das Hotel verließen, kamen sie an Bob Newman vorbei, der in einem der Salons in einem bequemen Sessel saß. Tweed passierte ihn, ohne von ihm Notiz zu nehmen, und Newman blickte noch nicht einmal von der Zeitschrift auf, in die er sich vertieft hatte.
    Paula lotste Tweed nach Mawnan Smith hinein, wo sie an einer Gabelung links abbogen und den Red Lion passierten. Später gelangten sie auf eine schmale Nebenstraße, die zu beiden Seiten von hohen Hecken eingeschlossen wurde und kaum Platz für ein Auto bot, geschweige denn, daß sich zwei Fahrzeuge aneinander vorbeiquetschen konnten. Als sie eine steile Anhöhe bewältigten, machte Tweed eine diesbezügliche Bemerkung.
    »Ich kenne diese komischen Sträßchen, sie erinnern mich immer an einen Kaninchenbau. Wenn man nur auf Besuch in der Gegend ist, stört es ja nicht weiter, aber wer würde wohl freiwillig hier leben wollen?«
    »Dort unten, wo die Straße wieder eben wird, müssen Sie scharf nach links abbiegen und dann am Flußufer entlangfahren. Diese Straße endet in einer Sackgasse, und wie ich hörte, soll es am Ende eine Austernfarm geben.«
    »Austern!« wiederholte Tweed strahlend. »Ich glaube, ich werde meinem Aufenthalt hier doch noch eine positive Seite abgewinnen können.«
    »Igitt«, sagte Paula angeekelt. »Manche Leute haben wirklich einen perversen Geschmack.«
    »Schauen Sie einfach woanders hin, wenn ich welche schlürfe. Achtung, wir bekommen ein kleines Problem.«
    Ein Lastwagen näherte sich ihnen aus der entgegengesetzten Richtung. Hier und da hatten sie zwar Haltebuchten in den Hecken bemerkt, aber die letzte lag schon ein gutes Stück hinter ihnen.
    »Jetzt wollen wir es mal drauf ankommen lassen«, meinte Tweed. »Wir bleiben einfach hier stehen und warten ab, was geschieht.«
    Eine Minute bewegten

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