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Hexenkessel

Hexenkessel

Titel: Hexenkessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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sich beide Fahrzeuge nicht von der Stelle, dann setzte der Lastwagenfahrer langsam zurück, bis er eine Nische in der Hecke erreichte. Dort wartete er, bis sich Tweed vorsichtig an seinem Wagen vorbeigeschoben und sich für sein Entgegenkommen mit einem Handzeichen bedankt hatte.
    »Sie müssen gleich wieder abbiegen«, warnte Paula ihn. »Und ich habe mich geirrt, als ich sagte, der Ort würde am Helford River liegen. Dies ist nur einer seiner vielen Nebenarme.«
    Tweed lenkte den Wagen schwungvoll um die Kurve und fand sich auf einer schmalen Uferstraße wieder. Der Fluß lag jetzt rechts von ihnen, und auch diese Straße bot nur Platz für ein Fahrzeug. Zur Linken lagen hübsche zweigeschossige alte Häuser mit weißgetünchten Mauern, die so eng beieinander standen, daß sie sich beinahe berührten. Bei einem etwas größeren Gebäude, an das sich ein Parkplatz anschloß, hielt Tweed auf Paulas Bitte hin an.
    »Das ist der hiesige Jachtclub«, erklärte sie. »Jeder wird denken, daß wir da zu Abend essen. Von hier aus ist es nicht mehr weit bis zu Prendergasts Cottage.«
     
    The Ark, ein ansprechendes Häuschen mit Strohdach und weißen Rauhputzmauern, machte auf Tweed den Eindruck, als sei es direkt in die Seite einer Klippe hineingebaut worden. Paula und er stiegen drei Steinstufen zu einer schweren Holztür mit darin eingelassenem Spion empor, und Tweed war gerade im Begriff, den klobigen, einem Anker nachgeformten Türklopfer zu betätigen, als die Tür auch schon geöffnet wurde.
    »Ich hatte Sie bereits entdeckt«, begrüßte Prendergast sie mit seiner sonoren Stimme. »Lange nicht gesehen, wie man so schön sagt. Kommen Sie herein und machen Sie es sich bequem.«
    Er lächelte Tweed freundlich an und erwiderte dessen festen Händedruck. Tweed folgte Paula in einen langgestreckten geräumigen Raum mit niedriger Balkendecke und einer großen Kaminecke. Die Möbel sowie der massive Eßtisch waren sämtlich im Stil Jakobs I. gehalten. Am anderen Ende des Raumes befand sich eine kleine, modern ausgestattete Küche. Tweed fühlte sich in Prendergasts Heim sofort wohl. Ihr Gastgeber rückte einen Lehnsessel für Paula ans Feuer.
    »Wieso The Ark - die Arche?« erkundigte sich Tweed, nachdem er in einem anderen Sessel Platz genommen hatte.
    »Weil sich hier eine Anzahl äußerst merkwürdiger Tierchen - zweibeinige, wohlgemerkt - niedergelassen hat. Sie befinden sich in Porth Navas, einer der letzten Flüchtlingskolonien. Was kann ich Ihnen zu trinken anbieten?«
    Nachdem er seinen Gästen Drinks eingeschenkt hatte, setzte sich Prendergast in einen Ledersessel nahe am Kamin, von wo aus er beiden ins Gesicht sehen konnte, und hob sein Whiskyglas.
    »Cheers! Ich habe mir schon gedacht, daß Sie über kurz oder lang bei mir vor der Tür stehen werden, Tweed.«
    »Und wieso?«
    »Mein sechster Sinn. Wo Paula ist, kann Tweed nicht weit sein. Und wenn Sie wieder einmal auf Jagd sind, dann sind Sie hier goldrichtig.«
    »Wieso haben Sie Porth Navas als Flüchtlingskolonie bezeichnet?« fragte Tweed nach.
    »Weil viele der hier ansässigen Menschen aus London in diesen Teil der Welt geflüchtet sind. Sie nennen London die Vorstufe zum Fegefeuer und behaupten, sie hätten den Anforderungen des modernen Lebens nicht mehr standhalten können. Im Grunde genommen sind es Aussteiger; die Sorte, die man auch überall im Ausland findet. Häufig entdecken sie hier ihre Leidenschaft für Boote. Der Sinn ihres Lebens besteht darin, an ihren Kähnen herumzuwerkeln und sich jeden Abend im Pub zu treffen, um zu trinken und lange, fachmännische Gespräche zu führen.«
    Tweed nickte. Er hatte ihren Gastgeber unauffällig gemustert. Maurice Prendergast war ein hochgewachsener, schlanker Mann Ende Dreißig. Er war glatt rasiert, hatte klare Gesichtszüge, eine lange Nase, einen festen Mund und ein energisches Kinn. Sein Haar war hell, seine blauen Augen blickten leicht schläfrig - ein Eindruck, den jeder aufmerksame Beobachter nach kurzer Zeit revidieren mußte -, und er bewegte sich betont langsam. Auf seinen Lippen schien ständig ein humorvolles Lächeln zu liegen. Er war ein ausgesprochen gutaussehender Mann; viel zu jung, um sich in einem so gottverlassenen Nest zu vergraben.
    »Sie sagten, wenn ich mich auf der Jagd befände, wäre ich hier am richtigen Platz«, nahm Tweed den Faden wieder auf. »Was hat Sie zu dieser Bemerkung veranlaßt?«
    »Geld. Viele Menschen hier haben sich aus dem Berufsleben zurückgezogen - und mußten

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