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Hexenkessel

Hexenkessel

Titel: Hexenkessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Seine Zeit wurde voll und ganz von seiner Arbeit für Tweed in Anspruch genommen, eine Aufgabe, die ihn vollständig ausfüllte. Doch nun ertappte er sich dabei, wie er sich fragte, ob die Lebensfreude dabei nicht ein wenig zu kurz gekommen war.
    »Haben Sie denn keine Freundin?« erkundigte sich Vanity prompt.
    »Im Augenblick nicht. Ich war in der letzten Zeit sehr beschäftigt.«
    »Und trotzdem haben Sie längst nicht so viele Artikel verfaßt wie früher. Warum sind Sie eigentlich so reserviert?«
    »Morgens bin ich nie so ganz auf der Höhe. Ich bin wie eine Eule, komme immer erst später am Tag in Schwung.«
    »Ach, kommen Sie schon, Bob. Machen Sie kein so ernstes Gesicht. Sie brauchen anscheinend dringend Erholung, und wo könnte man sich wohl besser erholen als in Cornwall. Oh, sehen Sie mal! Was für eine schöne Blüte!«
    Sie reckte sich, pflückte eine Blüte von der Hecke, die den Weg säumte, und hielt sie ihm mit einem bezaubernden Lächeln hin.
    »Seien Sie so gut und stecken Sie sie mir ins Haar«, bat sie, ihm den Rücken zukehrend.
    Newman befestigte die Blüte vorsichtig in Vanitys Lokken und versicherte ihr, sie würde ihr ausgezeichnet stehen. Langsam drehte sie sich wieder zu ihm um. Ihm war nicht entgangen, daß sie sich, als sie die Blüte pflückte, bewußt auf die Zehenspitzen gestellt hatte, um ihre wohlgeformten Beine zur Geltung zu bringen, und dann hatte sie, immer noch mit der Hecke beschäftigt, den Kopf zu ihm gewandt und ihn von oben bis unten gemustert. In diesem Moment war er von ihr begeistert gewesen. Jetzt allerdings stand sie ganz nahe bei ihm, ihre vollen Lippen lächelten nicht, und ihre Augen schauten ihn so durchdringend an, als wolle sie seine Gedanken lesen.
    »Alter Griesgram«, sagte sie liebevoll.
    Er beugte sich vor, um sie zu küssen. Ihre Lippen trafen sich flüchtig, dann wich sie ein Stück zurück und setzte sich wieder in Bewegung. All seine Gedanken kreisten nur noch um das, was er gerne mit ihr getan hätte … doch warum schrillte in seinem Hinterkopf beständig eine leise Alarmglocke? Warum kam es ihm so vor, als würde sie all diese verführerischen Szenen jeden Morgen vor dem Spiegel üben - und sich dabei überlegen, welche wohl auf einen Mann am anziehendsten wirkte? Und warum fragte er sich andauernd, ob sie wohl Kontaktlinsen trug, um ihren Augen diesen grünlichen Schimmer zu verleihen?
    »Machen wir ein Wettrennen bis oben auf die Klippe«, rief sie ihm über die Schulter hinweg zu und begann, leichtfüßig auf ihr Ziel zuzulaufen.
    Er ließ ihr etwas Vorsprung, ehe er ihr folgte. Sie hatte sich auf dem höchsten Punkt der Klippe auf den Boden fallen lassen. Er setzte sich dicht neben sie, woraufhin sie ein Stück von ihm abrückte. Die Sonne brannte erbarmungslos auf sie nieder, und Newman spürte bald, daß ihm sein Hemd feucht am Rücken klebte.
    »Was für ein schönes Fleckchen Erde«, schwärmte sie, ihn flüchtig von der Seite anblickend, ehe sie wieder auf das Meer hinausschaute.
    »Und so friedlich«, stimmte er zu und unterdrückte das Verlangen, so nah an sie heranzurücken, daß sich ihre Körper berührten.
    Spielt sie jetzt Blümchen Rührmichnichtan? fragte er sich. Ihr verstohlener Blick hatte erneut sein Interesse geweckt. Was für ein Spiel spielte sie mit ihm? Spielen? Ihm kam plötzlich der Gedanke, daß sie ständig eine Rolle spielte. Sie wirkte auf ihn wie eine Frau, die stets im Zentrum männlicher Aufmerksamkeit stehen mußte und bereit war, jedes Mittel einzusetzen, um dieses Ziel zu erreichen. Er tat diesen Gedanken sofort als unsinnig ab, doch immer noch schrillte das Alarmsignal in seinem Kopf.
    Sie saßen in der Hitze und blickten auf das azurblaue Meer hinaus, auf die Venetia, die immer noch vor dem Hafen vor Anker lag und auf die anderen Jachten, die aus dieser Entfernung wie kleine weiße Punkte auf dem blauen Wasser wirkten. Mit einemmal sprang Vanity auf.
    »Zeit zum Gehen«, sagte sie mit kalter Stimme.
    Newman hatte Mühe, mit ihren plötzlichen Stimmungsschwankungen klarzukommen. Auf dem Rückweg versuchte er anfangs noch, ein Gespräch in Gang zu halten, gab dann aber auf, weil er keine Antwort erhielt. Vorerst hatte er genug von ihr und machte den Mund erst wieder auf, als sie das Hotel erreicht hatten.
    »Ich muß noch einmal weg«, sagte er und ging auf seinen Mercedes zu.
    »Wo wollen Sie denn hin?« fragte sie, ihm folgend.
    Ihr Verhalten hatte sich erneut geändert; jetzt lächelte sie ihn wieder an. Er

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