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Hexenkessel

Hexenkessel

Titel: Hexenkessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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was ich dir sage, oder ich prügle dich windelweich!«
    »Aber Mutter, das geht nicht. VB würde mir den Kopf abreißen …«
    Moloch blieb einen Moment auf der Schwelle stehen und musterte seine krötenähnlich aufgedunsene Stiefmutter, die auf einem thronartigen Sessel hockte. Ethan stand wie ein verängstigter Schuljunge vor ihr; groß, mager, mit buschigem grauem Haar, das ihm ständig in die hohe Stirn fiel. Mrs. Benyon hob einen der beiden Stöcke, die sie in den Händen hielt, und schlug ihrem Sohn damit heftig auf den Arm. Sie holte gerade mit dem anderen Stock aus, als Moloch in den runden Raum trat und eingriff.
    Er bewegte sich blitzschnell, packte den erhobenen Stock und brach ihn über seinem Knie in zwei Teile. Die Überreste warf er in das Feuer, das im Kamin loderte, dann griff er nach dem zweiten Stock und wiederholte die Prozedur.
    »Vincent!« kreischte seine Stiefmutter empört. »Jetzt kann ich mich nicht mehr von der Stelle rühren! Du elender Mistkerl!«
    Ihre schwabbeligen Wangen bebten vor Zorn. Sie richtete sich in dem großen Sessel auf, der ihre Körpermasse dennoch kaum zu fassen vermochte, und ihre fast unter Fettwülsten verschwundenen Augen schleuderten mörderische Blitze in Richtung ihres Stiefsohnes.
    »Fahr sofort nach Black Ridge zurück, Ethan«, befahl Moloch ruhig. »Du beziehst ein sehr ansehnliches Gehalt, und ich erwarte von dir, daß du es dir auch verdienst. Wenn deine Mutter dich noch einmal während der Arbeitszeit zu sich ruft, komm zuerst zu mir.«
    Ethan, dessen Hände heftig zitterten, huschte wie ein verängstigtes Kaninchen aus dem Raum. Moloch wartete, bis er hörte, wie der Cadillac sich entfernte, dann wandte er sich an die immer noch vor Wut schäumende Mrs. Benyon.
    »Hör mir jetzt genau zu: Du mußt dein unbeherrschtes Temperament unbedingt zügeln. Es geht nicht an, daß du Ethan, der immerhin schon über vierzig ist, wie ein Kleinkind behandelst. Er ist ein brillanter Wissenschaftler …«
    »Den du schamlos ausbeutest, du Bastard!« giftete sie.
    »Da man mit dir nicht wie mit einem normalen Menschen reden kann«, fuhr er gelassen fort, »muß ich eben zu härteren Mitteln greifen. Wenn sich eine solche Szene wie eben noch ein einziges Mal wiederholt, dann nehme ich dir deine sämtlichen AMBECO-Aktien wieder weg. Du weißt, daß ich das kann, und bei Gott, ich werde es auch tun.«
    »Versuch’s doch mal. Ich werde das schon zu verhindern wissen, Vincent.«
    »Da wäre noch etwas. Während meiner Abwesenheit hast du Martinez irgendwie überlistet und dich in Black Ridge eingeschlichen, hast dort herumgeschnüffelt und versucht, in mein Büro einzudringen. Mach das noch einmal, und du bist dein Aktienpaket ein- für allemal los. Und glaub ja nicht, daß das nur eine leere Drohung ist.«
    Er rückte ein Stück von ihr weg und beugte sich zum Feuer, um seine klammen Hände zu wärmen. Gegen vier Uhr nachmittags sank in diesem Teil Kaliforniens die Temperatur immer plötzlich ab, egal wie warm es tagsüber gewesen war, und man begann zu frösteln. Er war gerade im Begriff, den Raum zu verlassen, als sie ihm etwas nachrief:
    »Vincent! Du läßt mich wirklich hilflos hier zurück? Ohne meine Stöcke bin ich ein Krüppel.« Ihre Hand schoß mit einer wohlbekannten Geste vor; Zeigefinger und kleiner Finger vorgestreckt, die beiden mittleren gekrümmt. »Du hast den bösen Blick, Vincent. Mach, daß du meine Haus verläßt!«
    Er verbeugte sich spöttisch, lächelte und blickte ihr dann fest in die Augen.
    »Es ist mir ein Vergnügen. Deine britischen Manieren scheinen dir vollkommen abhanden gekommen zu sein.«
    In der Halle öffnete er die Eingangstür, ließ sie krachend wieder von innen ins Schloß fallen und preßte sich eng an die Wand. Ihr Stuhl knarrte, als sie sich mühsam erhob. Auf Zehenspitzen schlich er rasch zur Zimmertür zurück und sah, wie sie erstaunlich behende zum Fenster eilte, um seine Abfahrt zu beobachten. Keinerlei Anzeichen für irgendeine Behinderung oder sonst ein Gebrechen, genau wie er schon seit langem vermutete. Er blickte ein letztes Mal in den Raum hinein.
    »Ein Krüppel, soso. Wer’s glaubt …«
    Mit diesen Worten verließ er das Haus, ohne ihr Gelegenheit zu geben, ihn mit einer weiteren Schimpftirade zu überschütten. Er drehte sich auch nicht um, als er die lächerlichen Stufen hinuntereilte.
    »Wie um alles in der Welt konnte mein verstorbener Vater bloß so einen menschlichen Gorilla heiraten?« fragte er sich

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