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Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition)

Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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hinein, bis sie sagte: "Jetzt mach deine Guckerln wieder auf."
Darauf öffnete Lucia die Augen und sah zunächst nur helles Bunt. Doch dann erkannte sie - Vera hatte ihr eine zweiflügelige Wohnungstür einmauern lassen und quer über dieser breiten Tür erstrahlte aus Buntglasmosaik das Bellesigni-Wappen, ein Goldadler, der Alienor.
"Vera, ist das schön! Ein Traum!"
"Bist aber auch zu der günstigsten Tageszeit gekommen", freute sie sich, angesichts der Sonne, die vom Hintereingang her durch das Wappen strahlte, wodurch hier die Korridorwände und der Holzfußboden in farbige Lichter getaucht waren.
Lucia stand nur da und bestaunte den Alienor, dann blickte sie von einer Wand zu der anderen, zum Fußboden, auf Veras und ihre ebenfalls bunt beleuchtenden Gestalten und dann wieder hoch zu dem Alienor. Dahinter liegt mein Wohnreich, wurde Lucia jetzt bewusst, endlich verfügte sie in diesem Haus über eine abgeschlossene Wohnung.
"Danke, Vera!", drückte sie ihr glücklich die Hände, "und jetzt betrachte ich das Kunstwerk von der anderen Seite."
"Tu das, ich bestelle uns derweil heiße Honigmilch, ja?"
"Au ja!"
Von ihrem Wohnungsflur aus konnte man das Wappen als solches nicht erkennen, da sich das durch die Scheiben der gegenüberliegenden Terrassentür einfallende Sonnenlicht darin spiegelte. Aber machte nichts, wenn die Sonne gleich hinter die Obstbäume gewandert ist, wird es erkennbar sein.
Im Nu war Lucia dann umgekleidet und breitete anschließend in ihrer Guten Stube ihre beiden Adelsanzüge auf den Sesseln aus, die will sie Justus schenken. Sicher werden sie ihm bald passen, der grüne Sommer- und der braune Winteranzug.
Inzwischen drang kein Sonnenstrahl mehr durch den Hintereingang, weshalb sich Lucia nun auch von hier aus den Alienor betrachten konnte. Wunderschön war er, eine solch kunstvolle Wiedergabe ihres Sippenwappens war ihr bislang noch nie vorgekommen. Madame Rodder hatte Vera eine alte Zeichnung des Alienors zur Verfügung gestellt, nach der Vera in der Werkstatt ihres Onkels dieses Glasmosaik angefertigt hatte.
    Wie Lucia dann aus der Tür trat, empfingen sie sogleich in Privatkleidung ihr Vater und Justus. "Grüß Gott, mein Mädel! Schön, dass du uns mit deinem Besuch überraschst."
"Grüß Gott, Vater! Und grüß Gott, Justus - jei, bist du in diesem halben Jahr gewachsen!"
"Jetzt bin ich so groß wie du", behauptete Justus mit seiner Stimmbruchstimme und baute sich neben Lucia auf. Doch er reichte ihr nur bis zur Schläfe, wobei er sogar etwas schummelte.
Deshalb legte Meister Rodder blitzschnell seine Hände auf Justus' Schultern, drückte ihn runter und stellte lachend klar: "So ham wir das richtige Maß."
Nach dieser fröhlichen Begrüßung betraten sie den leicht beheizten Aufenthaltsraum und nahmen an jenem Tisch Platz, wo Vera gerade allen heiße Honigmilch, Lucias Lieblingsgetränk, einschenkte. Meister Rodder sagte Lucia, ihre Mutter liege leider zu Bett, der Arzt meine, sie brüte eine Erkältung aus. Nun aber schlafe sie.
"Du musst dich nicht sorgen, Lucia", fügte Vera hinzu, "Nach Meinung des Arztes hat sie ihre Erkältung bald auskuriert, vorausgesetzt, sie bleibt endlich im Bett liegen. Anfangs ist sie ständig aufgestanden und sogar zu uns herunter gekommen."
Darüber musste Lucia lächeln: "Typisch für sie. Ist sie denn jetzt vernünftig?"
"Ja", sagte Meister Rodder, "auch wenn es mich jedesmal Überredungskunst kostet, bis sie endlich ihre Arzneien nimmt."
Dann berichtete er ihr, er habe inzwischen ihr früheres Wohnhaus solide renovieren und auch die Fenster vergrößern lassen, und er habe seine Mutter bewegen können, mit Magda und Andreas dort einzuziehen. Seit Beginn dieses Mondes, des Gilbharts, lebten sie jetzt darin. Und mit ihrer, Lucias, Erlaubnis würde Andreas jetzt gerne die mittlerweile freigewordene Meisterposition in der Mechaniker Werkstatt übernehmen.
"Natürlich kann er das, haben wir doch besprochen", sagte ihm Lucia, worauf der darüber nicht informierte Justus große Augen bekam. Deshalb versuchte Lucia, Justus etwas beizustehen: "Dann wird mein Bruder hoffentlich öfters bei seinem Onkel in die Werkstatt schauen, denn ein Farblaborant soll schließlich die Funktionen seiner Geräte kennen."
Da Meister Rodder darauf unwirsch die Brauen zusammen zog, erkundigte sich Lucia, wie er denn mit Justus' Leistungen im Labor zufrieden sei.
"Sehr, sofern er sich da auch aufhält und net ständig bei den Mechanikern", erklärte er schlagfertig. "Außerdem hat

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