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Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition)

Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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Und nach viereinhalbjähriger Laborantenausbildung, üblich waren fünf Jahre, meldete er sie gegen Meister Rodders gerechtfertigten Protest bei der Tiroler Laborantenzunft zur Abschlussprüfung an. Wie auch hätte der schon naiv ehrliche Meister Rodder durchschauen können, dass sich sein Schwiegervater von den Prüfern gegen klingende Münze einen gelungenen Abschluss für Lucia hatte versichern lassen.
Zu Lucias eigener Überraschung bestand sie die Prüfung.
Nachdem Monsieur de Belleville einmal das Heft in die Hand genommen hatte, zögerte er nicht, seinem eigentlichen Vorhaben die Krone aufzusetzen. Wenige Tage nach Lucias bestandener Prüfung suchte er mit ihr und ihren Eltern seinen Advokaten, Herrn Häfner, auf, wo er sein bisheriges Testament vernichten und ein neues erstellen ließ. Laut des bisherigen Testamentes hatte seine Tochter das Bellwill-Anwesen samt dem Jagdforst sowie fünf Mehrfamilienhäuser in der Stadt erben sollen und sein Schwiegersohn das Bellwillwerk. In dem neuen Testament hingegen setzte er Lucia als Universalerbin seiner gesamten Güter ein. Ein Schlag für Lucias Eltern, vorwiegend für ihren Vater. Da jedoch Väter laut Gesetz das Verfügungsrecht über den Besitz ihrer unverheirateten Töchter besaßen, ließ Monsier de Belleville dieses Recht nach eingehender Beratung mit Advokat Häfner in dem neuen Testament ausklammern. Mit der Begründung, es könne hier nicht greifen, da es dem Vater von Lucia Rodder zum Verwalten von Gütern dieser Größenordnung an den dazu notwendigen kaufmännischen Kenntnissen ermangle. Meister Rodder erbleichte.
Lucia dagegen erstarkte nun langsam wieder. Als künftige Werksinhaberin saß sie fortan bei ihrem Großvater in seinem vornehmen Kontor, wo er sie immer tiefer in die Führung des Betriebes einwies, und er erfreute sich täglich mehr an ihrem kaufmännischem Weitblick.
    Unterdessen hätte Lucias Keuschheitsgürtel längst gegen einen größeren ausgewechselt werden müssen. Lucia hatte ihren Vater auch mehrmals daran erinnert, doch er war ihren Aufforderungen stets verlegen ausgewichen. Die Folge, das zu eng gewordene Eisen brachte ihr Haut- und Fleischverletzungen bei, die so heftig wurden, dass sie eines Tages das Werk verlassen musste und dann gekrümmt ihr Elternhaus betrat. Im Korridor begegnete ihr ihre Mutter und erkundigte sich besorgt, was ihr fehle.
"Meine Hüften, mein Bauch und Rücken", klagte Lucia, "alles schmerzt."
Madame Rodder nahm sie am Arm: "Komm, ma petite Lucia, ich lass dir einen Heiltee brühen und bringe dich zu Bett. Du hast ja sogar Fieber."
So lieb war Lucias opiumsüchtige Maman lange nicht mehr zu ihr gewesen. Wie sich Lucia nun in ihrer Stube auf die Bettkante nieder ließ, durchschoss sie solch ein Schmerz, dass sie die Beine anzog, wodurch ein Eisengeräusch hörbar wurde.
"Was war denn das?", erschrak Madame Rodder.
Darauf konnte Lucia nicht mehr an sich halten und offenbarte ihr unter Tränen ihr grausames Geheimnis.
"Mon Dieu, was hat er dir angetan!", reagierte Madame Rodder darauf erschüttert, legte ihre Tochter behutsam auf den Rücken und streichelte ihr die Wangen. Indessen brachte die Hausmagd den Tee, und nachdem sie die Stube wieder verlassen hatte, wollte Madame Rodder von ihrer Tochter erfahren, wie sie denn unter diesen Umständen mit ihren Abortgängen und Frauenblutungen zurecht käme.
"Das ist jedesmal eine Qual. Aber zum Glück sind meine Blutungen seit fünf Monden versiegt."
Darauf blickte Madame Rodder betroffen unter sich, und Lucia fragte sie ängstlich: "Ihr habt doch medizinische Kenntnisse, Frau Maman, bedeutet das, dass ich unfruchtbar geworden bin? Niemals Kinder bekommen kann?"
Es dauerte etwas, bevor ihre Mutter antwortete: "Wenn diese Zange nicht baldigst entfernt wird, gewiss."
Nun hob sie Lucias Rocksaum an und fragte, ob sie sich das Dilemma ansehen dürfe. Lucia zögerte erst, doch da sie sich Hilfe von ihr versprach, überwand sie ihre Scham und stimmte zu. Während Madame Rodder sie dann untersuchte, hielt Lucia ihren Kopf zur Seite gewandt und die Augen geschlossen. Anschließend verkündete Madame Rodder ihrer Tochter, sie müsse vorläufig das Bett hüten, damit die Wunden in der Schamgegend und der Pofalte nicht zu eitern begännen. Doch sie werde ihr Salben besorgen, die bald alles ausheilen würden. "Und deinem Großvater sage ich, du brütest eine Erkältung aus." Sie reichte Lucia den Tee: "Den trink jetzt, ma Chère, er vertreibt die Hitze aus deinem

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