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Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition)

Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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Körper."
"Merci, Frau Maman."

    Fünf Tage brachte Lucia im Bett zu, ehe die Wunden verheilt waren. Anschließend konnte sie sich nur allmählich wieder ans Gehen gewöhnen und musste morgens wie abends die noch immer empfindlichen Hautstellen mit Salben versorgen. Nun hoffte sie, ihre Mutter werde ihren Vater überreden, das verhängnisvolle Schloss an ihrem Eisengürtel zu öffnen, da die Folgen nicht mehr zu verantworten seien. Aber nichts geschah, nachdem Madame Rodder für einige Tage aus ihrer Halbtrance erwacht war, schwebte sie erneut in ihrer Opiumwelt.
Trotzdem gelang es Lucia, sich wieder bei ihrem Großvater an der Betiebsleitung zu beteiligen.
    Mariä Himmelfahrt im Jahr 1488 wurde dann für den gesamten Bellwillhügel zum Schicksalstag. Die Familie feierte mit mehreren Verwandten und Bekannten im Herrenhaus Monsieur de Bellevilles achtundfünfzigsten Geburtstag, und am gleichen Abend ereilte ihn ein tödlicher Hirnschlag. Niemand konnte es begreifen. Bis zur letzten Stunde war der Herr dieses Hügels ein vor Gesundheit strotzender Mann gewesen - und plötzlich gab es ihn nicht mehr.
Sein Requiem wurde zwei Monde später zelebriert, wozu an die zweihundert Bellevilles und Bellesigni angereist waren, die nun Lucia, die neue Herrin des Bellwillhügels und mithin auch Gastgeberin, hätte bewirten müssen. Da Madame Rodder jedoch versäumt hatte, ihrer Tochter Haushaltsführung beizubringen, nahm sie ihr diese Pflicht ab.
    Auf Lucias Bitte führte Madame Rodder auch weiterhin den Haushalt des Anwesens, was sie trotz ihres zunehmenden Opiumkonsums noch immer besser bewerkstelligte, als Lucia es vermocht hätte.
Genau gegenteilig war die Situation im Betrieb. Meister Rodder ließ nichts aus, das Werk doch noch in seine unfähigen Hände zu bekommen. Neuerdings hielt er sich häufig, statt in der Produktion, im Kontorhaus auf, vorzugsweise im obersten Stockwerk, wo die Betriebsleitung lag, um Einblick in die Werksführung zu gewinnen. Monde lang. Allerdings vergeblich, ihm fehlte schlichtweg kaufmännisches Talent.
Seit einem Jahr hatte George de Belleville seine ewige Ruhe gefunden, als Meister Rodder in der Stadt einen Advokaten, Hubertus Schautze, aufsuchte. Hinterher eröffnete er Lucia mit Siegesblick, Herr Schautze habe ihm dargelegt, nach altem Tiroler Recht stehe ihm als Schwiegersohn des Monsieur de Belleville dessen gesamte Hinterlassenschaft zu. I h m !
Um sich gegen weitere Angriffe seitens ihres Vaters zu wappnen, wandte sich Lucia dann in dieser Angelegenheit an ihres Großvaters seinerzeitigen Advokaten, Herrn Häfner. Der versicherte ihr, das Testament sei rechtlich einwandfrei, sie sei die Universalerbin, und das könne ihr niemand streitig machen. Allerdings sei Herr Schautze ein gerissener Advokat, der ihr zweifelsohne noch Ärger bereiten werde.
Als Lucia nach dieser Beratung wieder im Fond ihrer Kutsche saß, schüttelte sie den Kopf über diese Situation - ihr Vater und sie gingen mit Advokaten gegeneinander vor. So weit war es gekommen.
Zu Hause angelangt, konnte Lucia ihre durch die Kutschenfahrt aufgerüttelten Beschwerden kaum noch ertragen, stöhnend legte sich zu Bett.
Das sie auch weiterhin hüten musste, da ihre Beschwerden, statt nachzulassen, stetig zunahmen. Währenddessen fiel Madame Rodder in ihrem fortwährenden Rausch nicht mal auf, dass Lucia im Herrenhaus, wo stets alle gemeinsam ihre Mahlzeiten einnahmen, nie zu Tisch erschien, also krank sein könne. Dafür versuchte Meister Rodder mehrmals, mit Lucia ein Gespräch über die Erbschaftsangelegenheit aufzunehmen. Da er ihr jedoch nach ihren Aufforderungen noch immer nicht den Schlüssel zu ihrem Martergürtel aushändigte, warf sie ihn stets mit wütenden Worten aus ihrer Stube. Lucia war von ihren Eltern noch nie so enttäuscht wie jetzt.

    In jener Zeit traf Alphonse auf dem Hügel ein, und das nutzte Lucia. Als er sich zu ihr ans Bett setzte, überwand sie ihre Scham und berichtete ihm von dem Florentiner Eisen.
"Oh, ma Chère", entsetzte er sich darüber, "das ist jetzt das zweite Mal dass ich dir Unglück gebracht habe. Erst bist du meinetwegen in die Klosterschule abgeschoben worden, und dann habe ich dich in unserem Atelier in diese zweideutige Situation gebracht."
"Unsinn, Alphonse, beide Male war es Vaters Schuld."
Er aber verteidigte ihren Vater: "Verurteile ihn nicht, Lucia, er hat Angst um seine hübsche Tochter, will sie beschützen, auch das muss man verstehen. Nur ist er mit diesem barbarischen Eisen zu

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