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Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition)

Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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das Atelier betrat, fand sie Leonardo darin nicht vor. "Buon giorno, ihr fleißigen Artisti!", rief sie fröhlich, "und buon giorno auch dir, Salai!"
Das Echo war spärlich, alle grüßten zwar zurück, doch keiner kam ihr entgegen, um sie in italienischer Manier mit freudigem Händeschütteln und Schulterklopfen willkommen zu heißen, wie nach allen Ferien sonst üblich. Was hatten sie? Ungewöhnlich auch, dass Bernardino und Giovanni nicht gemeinsam an ihrem großen Gemälde arbeiteten, das doch dringend fertig gestellt werden sollte. Stattdessen saß jeder für sich alleine an seinem Arbeitsplatz, und alle taten, als seien sie in ihre Malerei vertieft.
Also ging auch sie ihren Pflichten nach. Sie griff sich von Marcos und Giovannis Arbeitsplatten die Dosen mit dem verbrauchten Terpentin, um sie draußen in die dafür vorgesehene Tonne zu leeren, und wie sie damit zur Hintertür trat, versperrte ihr Salai den Weg, um ihr zuzuflüstern: "Weißt du, warum die Artisti so stumm sind?"
"No, warum denn?"
Salai zog sie zu sich herunter und verriet ihr: "Weil der Maestro heute so grantig ist. Auch zu mir."
"Kannst ruhig laut reden", ertönte jetzt Bernardinos Bassstimme, "wir wissen auch so, was du sagst. Und recht hast du, so übel gelaunt war der Maestro noch nie." Dann fuhr er mit der Hand über seinen vollen schwarzbraunen Bart und fügte erklärend hinzu: "Aber vergesst nicht, dass jeder mal 'nen schlechten Tag hat."
Salai war zusammengezuckt, doch Bernardinos letzte Worte hatten ihn aufmerken lassen, er trat zu ihm und wollte wissen: "Ist das denn morgen wieder vorbei?"
Statt Bernardino antwortete ihm Antonello: "Hoffentlich! Denn nochmal lass ich mich nicht anraunzen von ihm, dann hätte er mich heute das letzte Mal hier gesehen."
Darüber erschrak Salai erneut, weshalb Lucia ihm eine der Terpentindosen in die Hand drückte, "hilf mir bitte", und dann mit ihm in den Hof ging, um das verbrauchte Öl in die dafür vorgesehene Tonne zu kippen. Dabei erklärte sie Salai, dass Maestro Leonardos Laune nicht persönlich gegen ihn gerichtet sei.
"Willst du damit sagen, dass er auf mich nicht wirklich böse ist?", wollte er sich vergewissern, was Lucia bestärkte:
"Auf dich doch nicht, eher auf sich selbst. Geht doch jedem mal so."
"Si", nickte er verständnisvoll, "ist mir auch schon passiert. Dann werde ich ihn heute mal ganz in Ruhe lassen, werde tun, als wäre ich gar nicht da."
"Bene, Salai."
Wieder zurück im Atelier, setzte sich Salai an seinen niedrigen Zeichentisch und verhielt sich so still, wie man ihn hier noch nie erlebt hatte. Lucia ging zum anderen Ende des Ateliers in die Vorratsecke, und als sie dort die Terpentindosen neu auffüllte, trat durch die Hintertür Leonardo ein und stellte, absolut nicht grantig, fest: "Nanu, ist ja so still bei euch."
Keiner reagierte darauf, weshalb er es bei Salai versuchte, er beugte sich über seine Bilder und lobte ihn: "Donnerwetter, bist ja ordentlich fleißig heute."
"Si", gab Salai nur kurz zurück.
Darauf versuchte Leonardo, ihn aus der Reserve zu locken: "Aber die Haut der sonnenverbrannten Fischer solltest du nicht gar so rot malen."
Auf derartige Kritiken reagierte Salai sonst mit temperamentvollem Widerspruch, doch diesmal fügte er sich: "Bene, Maestro, werde ich ändern."
Lucia kicherte innerlich über ihn, und wie sie nun die gefüllten Dosen zu den Malern bringen wollte, kam Leonardo in ihre Richtung, bedeutete ihr mit einer Kopfbewegung, stehen zu bleiben, und als er sie erreicht hatte, erkundigte er sich leise: "Wie geht es dir, Lukas?"
"Grazie, bestens."
"Ist denn alles zu deiner Zufriedenheit verlaufen?"
"Si, mein Onkel ist bereits mit dem unterschriebenen Dokument unterwegs nach Meran."
Dafür sah er sie erfreut an, trat beiseite, damit sie ihren Weg fortsetzen könne, und nachdem sie ein paar Schritte gegangen war, rief er ihr nach: "Anschließend ziehst du die linken Vorhänge zu, ist ja viel zu grell hier für die Artisti."
Lachend gab sie zurück: "Das ändert sich ständig, Maestro, die Sonne weiß heute nicht, was sie will."
Während sie dann die frisch gefüllten Terpentindosen verteilte, zog sich Leonardo wieder zurück in sein eigenes Atelier.
Danach ließen alle vier Künstler ihre Pinsel sinken und tauschten verwunderte Bemerkungen über die plötzliche Veränderung des Maestros aus.
Lucia konnte sich daran nicht beteiligen, sie hatte alle Hände voll zu tun, denn nach einem ganzen Vormittag ohne Carlo sah das Atelier entsprechend

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