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Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition)

Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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kaum einen Ton herausgebracht, völlig versteinert war er. Ganz anders deine Frau Maman, sie hat ihr Freudestrahlen über die geglückte Aktion vor ihrem Gatten kaum verbergen können. Auch hat sie gewirkt, als nehme sie kein Opium mehr. Natürlich lässt sie ihre Lucia herzlich grüßen und beglückwünschen. Allerdings sind die Glückwünsche verfrüht", dämpfte er jetzt Lucias Optimismus, "und es fällt mir schwer, dir jetzt etwas nicht allzu Angenehmes mitzuteilen."
Nachdem er sich Finger und Lippen mit einer Serviette abgetupft hatte, setzte er seinen Bericht fort: "Trotz meines Bemühens beharrt der Advokat deines Vaters darauf, deiner ansichtig zu werden, andernfalls könne er dir die Unterlagen der Hinterlassenschaft, die sich jetzt in seiner Kanzlei befinden, nicht aushändigen. So verlange es das Gesetz, behauptet er, was ich selbst allerdings für fragwürdig halte. Dennoch, ma Chère, solltest du dich zu diesem Zweck demnächst in Meran blicken lassen, es würde diese strittige Angelegenheit vereinfachen."
"Das werde ich nicht", protestierte sie. "Du, mein Adoptivvater, hast dort alles Notwendige für mich erledigt, und das ist rechtsgültig. Alles andere sind Spitzfindigkeiten. Sie rechnen wohl damit, dass ich nicht kommen kann oder mich nicht hinwage. Sie versuchen aber auch alles, Vater und dieser Advokat Schautze. Und sie würden auch nicht nachgeben, wenn ich mich dort sehen lasse, ihnen würde ständig etwas Neues einfallen."
Alphonse ging auf ihr Aufbegehren nicht ein, erst als sie sich einigermaßen beruhigt hatte, stimmte er ihr zu: "Du hast mit allem recht, und ich habe mich in Meran darüber mindestens so echauffiert wie eben du. Deshalb, Lucia, nimm dir Zeit, diese Neuigkeit zu überdenken, dann sehen wir weiter, oui?"
Er erhob sich, wobei er zusammenzuckte und sich mit beiden Händen in den Rücken griff.
"Was hast du?", erschrak Lucia, worauf er mit verzerrtem Gesicht erklärte:
"Dreieinhalb Tage im Sattel hinterlassen nun mal Spuren." Doch gleich drauf fügte er mit wieder entspannter Körperhaltung hinzu: "Deshalb freue ich mich auf eine erholsame Zeit in Mailand. In den Bergen war es teils noch nasskalt, und hier herrscht das herrlichste Wetter, das will ich auskosten, zwei bis drei Wochen lang. Aber zunächst werde ich mich im Badehaus erfrischen und aufpeppen lassen. Und du, Lucia, lässt dir die neue Sachlage mit Bedacht durch den Kopf gehen, wobei du nicht außer acht lassen solltest, wie sehr sich deine Mutter und Justus über deinen Besuch freuen würden."
Als Lucia ihn dann die Treppe hinunter begleitete, sagte er ihr, er habe der da Vinci-Bottega eine ganze Satteltasche voller Ölfarben mitgebracht, die könne sie gleich ins Atelier bringen.
"Alphonse, damit hast du dich auf diesem Ritt auch noch belastet!"
Darauf geriet endlich wieder dieses liebenswürdige Alphonselächeln in sein Gesicht, mit dem er ihr antwortete: "In Hinblick auf eure Freude darüber, war das alles andere als eine Belastung, mon Cher."

    Alphonse hätte Lucia nicht anregen müssen, ihre Mutter und Justus in ihre Überlegungen mit einzubeziehen, sie konnte die beiden ohnehin nicht mehr aus ihren Gedanken streichen. Zwar schmerzte sie noch immer das hässliche Vorgehen ihres Vaters gegen sie, doch ihre insgeheim nie versiegte Sehnsucht nach ihrer Familie und dem Bellwillhügel überwog und wandelte sich nun in lichte Hoffnung.
Unter diesem Einfluss stand für Lucia innerhalb dreier Tage fest, dass sie nach Meran fahren wird, und an ihrem Geburtstag tat sie Alphonse dann diesen Entschluss kund.
"Bravo!", strahlte er darüber, "damit bereitest du dir zu deinem Mündigkeitsgeburtstag selbst das schönste Geschenk."
Sie kamen überein, in drei Monden gemeinsam nach Meran zu reisen. Vorher erlaube es ihm seine Zeit nicht, erklärte Alphonse, da er in Belleville eine persönliche Angelegenheit zu regeln habe.
Aus der beglückten Art, mit der er Lucia diese Erklärung vorgetragen hatte, schloss sie ganz recht, dass es sich dabei um eine Herzensangelegenheit handelte. Dafür sprach auch seine Trennung von Donna Angelina, die er ihr unmittelbar nach seiner hiesigen Ankunft ausgesprochen hatte.
Angelina akzeptierte die Trennung jedoch nicht, sie versuchte alles, um Alphonse nicht zu verlieren, wogegen er sich, vom Scheitel bis zur Sohle Kavalier, kaum zu erwehren verstand. In ihrer Verzweiflung hatte sich Angelina seitdem jeden Mittag von diesem zu jenem Lokal kutschieren lassen, in dem er eventuell speiste, um nochmal

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