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Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition)

Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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Goldglanz fehlte, stattdessen leuchtet ein anderes, ganz ungewöhnliches Feuer in seinen Augen."
Leonardos Blick begann ebenfalls zu glühen, als er ihr offenbarte: "Es ist der Funke des Genius', der in ihm gezündet hat."
"Wie bitte? Willst du damit ausdrücken, er wird ein Genie?"
"Si, Lukas, von Michelangelo Bounarotti werden alle noch hören, sehr bald sogar."
Noch so jung, dachte Lucia bewegt und bereits auf dem Weg zum Genie. Jetzt konnte sie sich auch erklären, wieso Michelangelo sie so treffsicher hatte charakterisieren können. Sie fragte Leonardo, ob dieser Junge deshalb so empfindlich sei, was er verneinte:
"No, das liegt in seinem Wesen, er ist ein Sensibelchen und wird es sein Lebtag bleiben. - Aber pscht jetzt, wechseln wir lieber das Thema."
Carlo trat zu ihnen, weshalb Lucia begann, Ginas Kochkünste zu preisen.
"Kein Wunder", griff Leonardo das Thema auf, während Carlo neben Lucia Platz nahm, "Gina hat als Jungköchin ihr Können in mehreren Ländern erweitert, in Frankreich, Österreich und zuletzt in der Schweiz."
"Sie ist nicht nur tüchtig, sondern auch hübsch", kam jetzt Carlo dazwischen, worauf Lucia ihn, auf Angelina anspielend, neckte:
"Hast ein faible für kurzhaarige Blondinen, wie? Aber Gina wäre mit ihren bereits dreiundzwanzig Jahren ohnehin nichts für dich."
Dann uzte auch noch Leonardo: "No, eine solch betagte Jungfer kann für unseren Carlo nicht in Frage kommen. - Aber nun ihr Zwei", er hob seinen Becher an, "cin cin!"
Nachdem sie ihre Becher wieder abgestellt hatten, wandte sich Leonardo an Lucia: "Weißt du, Lukas, wir alle finden deinen Tiroler Akzent charmant, aber unseren Sippennamen solltest du damit verschonen - Bellsikni!" Er hatte ihn übertrieben hart ausgesprochen, und jetzt sprach er ihn Lucia vor, wie er es für richtig hielt: "B e l l s i n j i. Mit stimmhaftem S, Junge und nicht zischend wie eine Schlange. Sag mal sss, schön stimmhaft."
Da sie sich weigerte, den beiden ein S S S vorzusummen, regte Carlo sie an: "Wie bei dem Wort Signor, Lukas - S s i n j o r. Da sagst du doch auch nicht Siknor."
"Ach, lasst mich in Ruhe", wehrte sie sich, worauf beide unter Lachen spöttelten, welcher Sturkopf sie mal wieder sei.
Doch taten sie das so reizend, besonders Leonardo mit seinem herausfordernden Mienenspiel, dass sie bald auch Lucia zum Lachen brachten. Dann beugte sich Leonardo mit seinem witzigen roten Käppchen auf dem Kopf über den Tisch zu ihr hinüber und forderte sie auf: "Lukas, hör gut zu - S s s i n n j i."
Sie beugte sich ihm entgegen, so nah, dass sich fast ihre Nasen berührten und summte: "S s s i n n j i."
"Bravissimo", lobte Leonardo und richtete sich wieder auf. "Aber das N stimmt noch nicht ganz. Du musst es summen, dass der Gaumen vibriert, am Ende leicht anheben und dann weich das J ansetzen - S s s i n n n j i."
Diesmal trug Lucia es wie einen Gesang vor: "B e l l s s s i n n n n j i, du schöner Minnesänger."
Leonardo verstand das Wortspiel, das sie daran geknüpft hatte, in Carlo aber deutete sich Eifersucht an, weshalb Lucia ihm erklärte: "Bellesigni, unser Sippenname, stammt aus dem Gotischen und heißt übersetzt 'schöne Sänger', verstehst du? Das geht auf jene Goten zurück, die im heutigen Südfrankreich gelebt haben, die Römer nannten dieses Gebiet Aquitanien, es war das Land der Minnesänger oder Troubadoure."
Leonardo war mit dieser Erklärung nicht ganz einverstanden und bot seine Version dar: "Belle bedeutet noch heute schön, signi aber, in der Einzahl signa, hieß ursprünglich Seele. Erst als sich die fränkische Sprache bis nach Aquitanien durchgesetzt hatte, wurde aus dem Wort signa Sänger. Von der ursprünglichen Bedeutung her heißt Bellesigni Schönseelen, heute sagt man Schöngeister, also Künstler. - Na, Weitcousin", er blickte Lucia an, "etwas auszusetzen an meiner Version?"
"Hast mich übertroffen", gab sie zu.
Während Lucia und Leonardo nach diesen Erklärungen aufgelöst miteinander scherzten, dachte Carlo über Leonardos Darlegung nach, wobei ihm versonnen über die Lippen kam: "Ein uraltes Geschlecht also die Bellesigni."
Um auch ihn wieder aufzulockern, wies Leonardo ihn scherzhaft auf eine Tatsache hin: "Nur das Geschlecht ist uralt, dass du das bloß nicht mit Lukas und mir verwechselst, also ich bin erst neununddreißig."
Nun lachte Carlo und beteiligte sich dann wieder vergnügt wie zuvor an der Plauderei.
Allmählich wurden ihnen vom Wein die Zungen und Glieder schwer, weshalb sie sich schließlich

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