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Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition)

Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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wenig, der plötzlich aufgekommene Trennungsschmerz überwog. Die Zeit hier war viel zu kurz gewesen. Vor fünf Tagen waren sie im Gasthof Bruegel eingetroffen, und sie hatte nur zwei Tage bei sich zu Hause zubringen können.
Dann kam ihr die rettende Idee - sie wird noch einige Tage hier verbringen. Alphonse soll ohne sie abreisen, und sie selbst wird sich ein paar Tage später als Lukas mit Droschken nach Mailand kutschieren lassen. Bei diesem Gedanken fiel alles Weh von ihr ab, und als sie wenig später vor dem Gasthof anhielten, verließ sie die Kutsche mit einem völlig anderen Gesicht, als sie sie bestiegen hatte.

    Wie zu erwarten sträubten sich Alphonses schwarze Haare, als Lucia ihm ihr Vorhaben mitteilte. Doch ihre Argumente leuchteten ihm bald ein, und zu ihrer Sicherheit notierte er ihr für die Rückfahrt alle gegen Raubüberfälle bewachten Gasthöfe, nur dort solle sie einkehren und die Droschken wechseln.
Den Abend verbrachten Lucia und Alphonse dann im Gasthofgarten bei gekühltem Anistee und Nusstalern, einer Spezialität dieses Hauses. Um den etwas besorgt dreinblickenden Alphonse aufzulockern, regte Lucia ihn an, von seiner Claire zu erzählen. Darauf ging er gerne ein. Sie sei eine brave Person, berichtete er, die sich wahrscheinlich noch nie etwas habe zu Schulden kommen lassen, und sie sei anschmiegsam wie ein Kätzchen, was man aber nur wissen könne, wenn man sie näher kenne. Doch so sehr er sich auch auf sie freue, werde er sich auf der Rückfahrt trotzdem mindestens einen Tag lang in Mailand aufhalten, um sich mit Leonardo über dessen Adoptionsprobleme zu besprechen.
Nun konnte Lucia Alphonse endlich fragen, welche so folgenschwere Jugendsünde Leonardo wohl begangen habe.
"Lucia, das hat er doch nun wirklich deutlich genug zum Ausdruck gebracht."
Da Alphonse ihr anmerkte, dass sie mit dieser Aussage nichts anfangen konnte, gestand er ihr, er sei bereits bei seinen damaligen Recherchen über Leonardo auf diese Angelegenheit gestoßen. Leonardo solle seinerzeit mit einem Jüngling aus der Familie Saltarelli eine homosexuelle Liaison gepflegt haben. Das sei publik geworden, worauf sich beide vor dem Magistrat von Florenz wegen sittenwidriger Handlungen hätten verantworten müssen.
"Jetzt schau nicht so pikiert", wies Alphonse sie ob ihrer vermeintlichen Intoleranz zurecht. "Dir ist doch nicht neu, dass mindestens jeder zehnte Mensch, ob Frau oder Mann, homosexuell oder auch bisexuell ist, wobei die Anzahl bei Künstlern noch weit höher liegt."
Dann strich er sich mit der Hand über die Stirn. Denn erst jetzt begriff er, was Lucia daran so alterierte, und nach kurzem Besinnen fügte er augenzwinkernd hinzu: "Allerdings, ma Chère, habe ich bei unserem letzten gemeinsamen Beisammensein den Eindruck gewonnen, dass sich dein Maestro ein wenig, wenn nicht gar mehr, als ihm selbst recht ist, in dich verliebt hat."
Darauf röteten sich ihre Wangen, besonders, als Alphonse auch noch nachforschte: "Und du, erwiderst du seine Gefühle?"
"Weiß nicht", gab sie etwas zu schroff zurück, "weil ich es nicht wissen will. Es würde mich beeinträchtigen. Ich will Kunst studieren, und er hat mich kürzlich dazu auf eine ungewöhnliche Fährte gelenkt. Du weißt, dass mir immer daran gelegen war, die Geheimnisse wahrer Kunst zu ergründen, und diese Fährte könnte mich zu meinem Ziel führen."
"Wie wundervoll", reagierte er darauf bewegt. "Dann wünsche ich dir, non, uns beiden, dass du damit auf den richtigen Weg gelangt bist und du das erreichst, was auch ich als Jüngling angestrebt habe, in die Liste der Künstlergilde eingetragen zu werden. Eingetragener Künstler nennt man ja in Italien diesen Rang." Jetzt lächelte er sie an: "Obgleich ich für dich wegen deiner Malweise die scherzhaft gemeinte Bezeichnung Strega dell'Arte, Hexenkünstlerin, als zutreffender erachte."
"Ich kann mir ja beide Titel erwerben", gab sie lachend zurück.
Weder ihre Gefühle noch ihre Vernunft hätten Lucia an diesem Abend sagen können, welchem Aufenthalt sie künftig den Vorzug einräumen soll, dem unter Künstlern in Mailand oder dem bei ihrer Familie in Meran.
    Madame Rodder umarmte Lucia: "Eine ganze Woche?"
"Oui, Maman, und ich werde im Bellwillhaus in den für mich hergerichteten Räumen wohnen, ganz gleich wie Vater darauf reagieren wird."
Lucias Reisetasche war dann schnell in die Kutsche geladen, und nachdem sich Alphonse schließlich verabschiedet hatte, standen Mutter und Tochter nebeneinander auf der

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