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Hexenkuss

Hexenkuss

Titel: Hexenkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Viguié , Nancy Holder
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mystische Priesterinnen und Einhörner lesen als die Wahrheit erkennen würde?
    Jer ging leise den Flur entlang und wandte seine Gedanken wieder seinem Vorhaben zu. Er, sein Bruder und sein Vater hatten Banne um die Sternenkammer gelegt, Zauber, die dafür sorgten, dass mögliche Eindringlinge abgelenkt wurden und vergaßen, die Flure und Treppen weiter zu erkunden, die besser unentdeckt blieben. Nun wirkten diese Banne gegen Jer selbst, während er sich dem zauberischen und tödlichen Herzen der Familie Deveraux näherte.
    Er war sicher, dass Eli und Michael bei ihrer schwarzmagischen Suche nach Macht bereits Menschen getötet hatten. Er konnte es nicht beweisen, aber wenn er so etwas glaubte, warum blieb er dann bei ihnen in dem Haus in Lower Queen Anne? Das fragte er sich oft.
    Bin ich ein Feigling, oder warte ich auf eine Chance, zuzuschlagen und sie ein für alle Mal aufzuhalten?
    Auch diese Frage hatte er sich schon oft gestellt. Bisher hatte er keine Antwort darauf.
    Bis ich sie beantworten kann, muss ich hierbleiben. Und danach ...wer weiß?
    Vielleicht zieht es mich an irgendeinen völlig unerwarteten Ort.
    Vielleicht finde ich sogar meine Mutter.
    Jer ging zur Tür der Kammer, oder vielmehr zu der Treppe, die dort hinunterführte. Die Tür verschmolz völlig mit der Wand des Flurs, und der einzige Hinweis darauf war ein unauffälliger Wirbel in der Tapete. Er drückte darauf, und die Tür öffnete sich mit einem dumpfen Zischen wie eine Luftschleuse in einem Science-Fiction-Film. Er schlich die zwei Treppenabsätze hinunter in den stockdunklen Gang und lauschte.
    Er hörte nur ein Murmeln, mehr nicht. Zwei Stimmen, eine im Zorn erhoben. Dad. Eine andere antwortete. Eli.
    Frustriert versuchte er, mehr zu hören. Wenn er sich nur noch einen Schritt weiterbewegte, würden die Banne, die die Kammer schützten, seine Familie vor seiner Anwesenheit warnen. Dann fiel ihm der Zauber seines Bruders in der Speisekammer ein.
    Er stieg die Treppen wieder hinauf, zog die Tür zu und lief den Flur entlang.
    Ich frage mich, ob irgendeine andere Familie auf der Welt ihre gemeinsamen Abende so verbringt, dachte er bitter. Einander nachspionieren, Dämonen beschwören, Gewichte stemmen ...
    Er schlüpfte in die Küche und von dort in die Speisekammer. Mit beiden Händen tastete er die Wände ab und flüsterte einen Erkennenszauber, um das verborgene Artefakt zu finden, das sein Bruder benutzt hatte. Er brachte kein Ergebnis. Er hat es mit einem Bann geschützt, begriff Jer. Er erinnerte sich an eine Litanei aus einem der Bücher der Schatten, mit denen ihr Vater sie in den Künsten unterwiesen hatte: »Dinge, die verborgen werden, sind Dinge, die zu entdecken sich lohnt.«
    Er versuchte es mit einem anderen Sehenszauber. Als auch der nichts brachte, begann er, die Wände abzuklopfen auf der Suche nach einer hohl klingenden Stelle, die ein Versteck anzeigen könnte.
    Schließlich trafen seine Fingerknöchel einen Backstein rechts von ihm, auf dem sie nicht genau das gleiche Geräusch hervorriefen wie bei den anderen Steinen. Ja, dachte er und presste die Fingerspitzen um die Ränder. Behutsam zog er den losen Backstein hervor. Er glitt ganz leicht aus der Wand, was ihm sagte, dass er schon oft bewegt worden war.
    Mein Bruder hat vermutlich sowohl Dad als auch mich ausspioniert.
    Vorsichtig nahm er den falschen Backstein in die linke Hand und beugte sich vor, um in das rechteckige Loch zu schauen. Es fiel kaum Licht hinein, aber er konnte einen kleinen, runden Gegenstand in der Höhlung liegen sehen.
    Er wollte ihn gerade herausnehmen, als Schritte und Stimmen ihm sagten, dass sein Vater und Bruder die Kammer verlassen hatten und in Richtung Küche kamen.
    Hastig steckte er den Stein wieder an seinen Platz. Dann strich er sich das Haar zurück, atmete tief durch, schnappte sich eine Schachtel Cornflakes und ging einen Schritt zur Tür.
    Sein Bruder sagte: »Du glaubst, sie ist diese Eine.«
    »Ich habe das Gefühl«, entgegnete Michael. »Aber unsere erste Sorge ist jetzt Sir William.«
    Jer runzelte die Stirn und lauschte. Sir William Moore war der Großmeister des Obersten Zirkels der Künste, des leitenden Covens, dem der Deveraux-Coven zur Loyalität verpflichtet war. Er hatte seinen Sitz in London, und Jer wusste nicht, wie viele Schwarze Coven dem Obersten Zirkel die Treue geschworen hatten. Er wusste allerdings, dass Sir William die Macht der Deveraux fürchtete und erst kürzlich einen Beweis ihrer Treue gefordert

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