Hexenkuss
will, bist du fast schon tot.
Und ich bin der Einzige in Seattle, der dich vor ihm schützen kann.
Es war Mitternacht. Holly und Amanda waren schon seit Stunden zu Hause. Nicole allerdings war immer noch unterwegs - mit Eli Deveraux, Jers Bruder.
Amanda schäumte, weil sie von ihrer Schwester sitzen gelassen worden war, und redete über Eli. Holly lag auf Amandas Bett, und Freya hatte sich neben ihr zusammengerollt. Bast hatte sie nirgends finden können.
»Ich wünschte, sie würden ihn für immer ins Gefängnis stecken oder so.«
Amandas Gesicht rötete sich, und sie kaute an ihrem linken Daumennagel. Dann wurde ihr anscheinend bewusst, was sie tat, denn sie ließ die Hand in den Schoß sinken.
»Verstehst du, sie darf ihn eigentlich nicht sehen, aber es ist kompliziert, weil meine Eltern mit seinem Dad befreundet sind und so weiter. Er hat so viel an unserem Haus gemacht. Sein Dad, meine ich. Er ist Architekt.«
Amanda wusste nicht, dass Elis Vater mit ihrer Mutter in San Francisco gewesen war. Holly tat es entsetzlich leid wegen Onkel Richard - und für die Mädchen, falls sie je davon erfahren sollten. Sie hatte mehr als eine Freundin, deren Familie an einer Affäre zerbrochen war. Doch sie überspielte ihre Reaktion mit einem vorgetäuschten Husten und sagte: »Aha.«
»Eli wird dich wahrscheinlich auch irgendwann anmachen, nur um dich zu verunsichern«, fuhr Amanda fort. »Ignorier ihn einfach. Das tue ich jedenfalls.« Sie begann, Freya zu streicheln, und ihre Miene wurde weicher. »Jer ist anders. Ich schwöre dir, manchmal glaube ich, sie haben ihn adoptiert.« Ihr Lachen klang gezwungen, und sie errötete noch tiefer. Sie überbrückten ein paar peinliche Momente damit, die Katze zu streicheln. Holly hätte auf der Stelle einschlafen können.
»Ich muss ins Bett«, sagte sie. »Ich bin furchtbar müde, Amanda.« Dann fügte sie hinzu: »Ich sage dir, ich muss im Half Caff so was wie Halluzinationen gehabt haben.«
»Ich weiß. Du bist krank.« Sie befühlte Hollys Stirn, lieb und aufrichtig besorgt. »Holly...«, begann sie, und Holly fragte sich, ob sie jetzt das Thema Jer Deveraux und ihre älteren Rechte ansprechen würde.
Seufzend traf Amanda irgendeine stille Entscheidung. »Ich bin froh, dass du da bist. Wirklich froh.« Sie lächelte gequält. »Es ist schön, jemanden zu haben, mit dem ich so reden kann.«
»Es tut mir leid, dass ich nicht mehr lange bleiben kann«, erinnerte Holly sie sanft. Du kannst es also jederzeit bei Jer versuchen, wollte sie damit andeuten. Ich stelle keine dauerhafte Bedrohung dar.
»Mir tut es auch leid«, sagte Amanda.
Freya hob den Kopf und sah Amanda fest in die Augen. Dann drehte sie den Kopf zu Holly herum und legte ihn wieder auf Amandas Tagesdecke.
»Also dann... gute Nacht.« Holly stand auf und gähnte.
»Gute Nacht. Schlaf schön«, sagte Amanda ein wenig zu fröhlich, als sei sie entschlossen, sich von der Jer-Geschichte nicht fertigmachen zu lassen.
Während Holly sich bettfertig machte, spielte sie die Szene im Café immer wieder durch. Sie war fasziniert. Und es war ihr peinlich. Genau genommen könnte ich auf der Stelle im Boden versinken. Aber es war so seltsam, dass dieses Gefühl offenbar auf Gegenseitigkeit beruht hatte... wie sie sich beide zueinander hingezogen gefühlt hatten ... Ach was - Hormone. Er sieht sehr gut aus. Und dass sie miteinander Französisch gesprochen hatten... was ich in der Schule gelernt habe, also ist das überhaupt nicht seltsam. Und er hat einen französischen Namen, also sprechen sie zu Hause vielleicht ein bisschen Französisch. Daran ist auch nichts Seltsames.
Aber meine Vision ... Ich habe ihn gesehen, ihn und mich, in einer anderen Zeit. Nur, dass wir das gar nicht waren ...
Schlafmangel, sagte sie sich vernünftig. Also schlaf endlich mal richtig. Du bist total gestresst. Du wusstest vorher, dass du noch nicht bereit warst, dich der Welt da draußen zu stellen. Also mach ein paar Atemübungen und meditiere, wie dein Daddy es dir gezeigt hat.
Bei der Erinnerung an ihren Vater durchfuhr sie ein dumpfer Schmerz. Sie stellte sich einen wunderschönen See vor und sich selbst in einem Ruderboot... und Jer griff nach den Rudern, während sie im Bug saß. Sie ruderten irgendwohin... nach Avalon... wie in dem Buch, das Amanda liest... Die Nebel... sie teilen sich ...
Und wir wirken Magie, um die Welt zu retten.
Sie trieb dahin und nickte langsam ein. Sie kuschelte sich in die Decke, streichelte ihre wieder
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