Hexenkuss
Cathers-Anderson mit Magie zu ermorden.«
Marie-Claire schaffte es bis nach Hause. Sie zitterte.
Ich wäre fast gestorben.
Sie ging in die Küche und fand ihre eigenen Gedanken absurd: Ich hoffe, für die Mädchen wird morgen ein guter Tag in der Schule. Abschlussjahr. Die arme Holly, was für ein Schlag. Sie dachte, sie würde inzwischen wieder zu Hause sein. Das dachte ich auch.
Ich wäre fast gestorben.
Marie-Claire stellte sich auf die Zehenspitzen und holte den Scotch aus der Hausbar. Sie schraubte die Flasche auf und nahm sich ein Schnapsglas. Zwei Gläschen später zitterte sie immer noch.
»Mom?« Nicole stand da, in einer Pyjamahose aus Flanell und einem T-Shirt. Ihr rotes Haar war zerzaust, und sie gähnte. »Mom, alles okay?«
»I-ich ...« Sie holte tief Luft, bemerkte die Flasche in ihrer Hand und schämte sich. »Schätzchen, ich hätte gerade beinahe einen Autounfall gehabt. Einen schweren Autounfall.«
»Oh Gott, Mom.« Nicole riss die Augen auf. »Wo? Was ist passiert?«
Zu Marie-Claires Überraschung schenkte Nicole ihr ein weiteres Glas Scotch ein und reichte es ihr.
Sie kippte den Whisky hinunter. Dann goss Nicole sich selbst etwas in ein zweites Glas und trank es in einem Zug leer, wie ein echter Profi. Sie grinste ihre Mutter an, als wollte sie sagen: Den Kommentar kannst du dir sparen, Mom. Sei nicht so naiv.
Oh Gott. Ich betrinke mich mit meiner eigenen Tochter.
»Es war ... als hätte ich das Auto auf einmal nicht mehr unter Kontrolle«, platzte Marie-Claire heraus. Sie lallte schon leicht. »Beinahe so, als ob ich... als ob jemand wollte, dass ich verunglücke.«
Nicole runzelte die Stirn. Und dann erlebte ihre Mutter die nächste Überraschung. Nicole sagte: »Eli hat mir ein bisschen was gezeigt von... na ja, du weißt ja, was alle behaupten - womit sich die Deveraux beschäftigen.«
Marie-Claire starrte ihre Tochter an. Dann brach sie in Lachen aus.
»Komm schon, Mom, tu nicht so, als wären dir nicht alle möglichen Sachen bei ihnen zu Hause aufgefallen. Als hättest du dich nie darüber gewundert.« Nicole stemmte eine Hand in die Hüfte. »Hör zu, ich weiß, dass du eine Aff...«
»Oh Gott. Nein, sag es nicht.« Marie-Claire wich taumelnd zurück. »Ach, mein Schätzchen. Mir war nicht klar, dass du es weißt. Es tut mir so leid.«
»Nein.« Sie grinste ihre Mutter an, und Marie-Claire sah eine andere Person vor sich - nicht ihre intelligente, ehrgeizige Tochter, die Schauspielerin werden wollte, sondern eine erwachsene Frau, die ihr eigenes Leben und ihre eigenen Geheimnisse hatte. »Es tut dir nicht leid. Und ich verstehe, warum du das machst, Mom. Ehrlich. Wenn ich mit einem langweiligen Mann verheiratet wäre -«
»Sprich nicht so von deinem Vater!«, entgegnete Marie-Claire.
»Du warst heute Abend bei ihm«, sagte Nicole ruhig. »Versuch gar nicht erst, es zu leugnen. Wahrscheinlich ist irgendjemand eifersüchtig. Vielleicht ist es Jer. Er ist so verdreht.«
»Das darf nicht wahr sein. Ich kann nicht glauben, dass wir diese Unterhaltung führen.«
Nicole nahm ihre Mutter bei der Hand und führte sie ins Wohnzimmer. Sie sagte: »Ich will dir ein paar Sachen zeigen, Mom. Sachen, die ich kann. Falls jemand es mit magischen Mitteln auf dich abgesehen hat, kann ich dir helfen, dich zu schützen.«
Die Schule war ein einziger Albtraum.
Während Holly sich ihren Weg durch den Irrgarten der Hill Highschool suchte, verschwammen die neuen Gesichter mit den alten, die Holly am ersten Tag ihres Abschlussjahrs zu sehen erwartet hatte. Da war Grace Beck ... nein, das war jemand anders. Und Mallory Reaves... schon wieder falsch.
Allerdings hätte sie Amanda keinen Augenblick lang mit Tina verwechseln können.
Alles war zu viel, von den handgeschriebenen Postern, die verkündeten: HILL HIGH - WIR HABEN TEAMGEIST!, über die zugegebenermaßen schrägen Freundinnen von Amanda, die sich viel zu sehr bemühten, nett zu ihrer verwaisten Cousine zu sein. Von den Schülern, die einander bereits drängten, Petitionen zu unterschreiben und in Clubs einzutreten und sich für JEDE MENGE SPASS IN DER SCHULE! zu begeistern, bis hin zu den neuen Räumen und neuen Lehrern, die ihnen einen Haufen Hausaufgaben aufluden.
Ein paar dieser Reaktionen und Veränderungen hätte ich auch zu Hause, ermahnte sich Holly. Neue Räume, neue Lehrer, eine Menge Hausaufgaben.
»Wir sind fast fertig. Gleich haben wir's überstanden«, sagte Amanda nach jeder Unterrichtsstunde. Ihre Tante hatte dafür
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