Hexenkuss
anvertraut habe. Eli und mein Dad, sie sind ...« Er blickte zu Boden. Kari drückte seine Hand.
»Sie sind so böse«, flüsterte er schließlich. »Ich kann euch nicht viel sagen. Ich bin... gebunden... aber ich will nichts zu tun haben mit ihren ... Plänen« - er spie das Wort förmlich aus -, »wenn sie Menschen etwas antun wollen. Was sie ansonsten tun, geht mich nichts an, aber ich kann nicht zulassen, dass mein Vater und mein Bruder jemanden verletzen. Das werde ich nicht zulassen.«
Seine Freunde wechselten Blicke, doch einen langen Moment sprach keiner ein Wort. »Also gut, Bruder«, sagte Eddie schließlich.
Kialish räusperte sich. »Wir sollten noch mal zu meinem Vater gehen.«
»Ich weiß nicht«, sagte Jer. Er hatte schon darüber nachgedacht. »Diese Magie ist völlig anders als die deines Vaters. Sie ist erbarmungslos und bösartig. Das haben wir immer gewusst. Und schon oft darüber gesprochen.«
»Dann kann er uns helfen, Möglichkeiten zu finden, wie wir sie bekämpfen können«, beharrte Kialish.
Das stimmte. Jer neigte den Kopf und sagte: »Also gut. Du hast recht. Wir müssen uns heute Nacht treffen, um uns aneinander zu binden, mit Blut. Das ist ein altes Ritual, und es wird uns zu einem Coven machen.« Er sah die anderen reihum an. »Denkt gut darüber nach. Wir werden zu einem Zirkel der Künste. Wenn ich euch erst initiiert habe, seid ihr an euren Coven gebunden und schuldet ihm eure Loyalität. Und mir, als eurem Meister.«
Eddie und Kialish nickten mit sehr ernsten Mienen. Sie wussten, dass dies ein bedeutender Augenblick war.
»Und dann wirst du uns unterweisen«, sagte Kari, deren Augen vor Aufregung leuchteten.
Jer wurde das Herz schwer. Sie hielt das alles immer noch für eine Art Spiel. »Ja, ich werde euch unterweisen.«
Er betete darum, dass die Lektionen, die er sie lehren musste, nicht allzu schmerzlich sein würden.
Oder tödlich.
Neun
Saatmond
Haus Deveraux, erhebe dich
Schwing deine Rache in den Himmel
Die Welt soll spüren deinen Zorn
Bemal den Mond mit Schwarzem Feuer
Dies ist die Zeit, um Ränke zu schmieden
Argwohn und Lügen auszusäen
Die Seelen zu nehmen, die wir gezeichnet
Auf dass uns auch Geist und Körper gehören
Vieles wurde anders.
Die Träume verschwanden, und Holly konnte nachts besser schlafen. Kein Jer Deveraux erschien auf ihrem Radar, und sie sortierte ihn energisch unter »Eingewöhnungsphase« ein und dachte ein bisschen an Tommy Nagai... der aber offensichtlich sehr an Amanda interessiert war. Und Amanda hatte keine Ahnung davon und wollte es nicht einmal glauben, als Holly versuchte, es ihr zu sagen.
»Wir sind die ältesten, besten Freunde«, erklärte Amanda. »Du interpretierst ihn falsch.«
Holly fragte sich allmählich, ob Amanda sich davor fürchtete, Tommy noch mehr zu mögen als jetzt schon - dass er sich dann vielleicht zurückziehen oder sie nicht mehr mögen würde. Holly verstand diese Angst gut; sie hatte sie selbst schon erlebt.
So langsam fühlte sie sich in Seattle heimisch. Sie entdeckte einiges, was ihr gefiel - unter anderem, dass Seattle eine coole, kultivierte Stadt war, wie San Francisco. Die Kids in ihrem Alter waren klug und schlagfertig, sie hatten eine ähnliche Wellenlänge wie zu Hause. Es war gut, belesen und ehrgeizig zu sein. Seinen Horizont zu erweitern und vielfältige kulturelle Erfahrungen zu sammeln, galt als bewundernswert.
Es regnete, aber in San Francisco hatte es auch oft geregnet. Holly gewöhnte sich daran, ebenso selbstverständlich einen Regenschirm mitzunehmen, wenn sie das Haus verließ, wie ihre Handtasche. Amanda machte es auch so und »trainierte« Holly darin, indem sie sie ständig erinnerte: »Vergiss deinen Regenschirm nicht. Hast du deinen Regenschirm?«
Nicole jedoch trug nie einen Regenmantel oder hatte einen Regenschirm dabei. Sie bevorzugte die theatralischere Methode, kreischend durch den Regen zu rennen, sich die Kleider vom Leib zu reißen, sobald sie das Haus betreten hatte, und schnurstracks unter der heißen Dusche zu verschwinden. Diese Hemmungslosigkeit ließ Amanda, Hollys früher so säuerliche Cousine, die Nicole gehasst hatte, jetzt in gutmütiger Verachtung den Kopf schütteln. Auch das hatte sich mit der Zeit entwickelt, seit Holly hier wohnte.
Ich bin erst seit sechs Wochen hier, und beide haben sich sehr verändert. Sie sind so fröhlich. Es ist beinahe wie Zauberei.
»Was ist nur los mit dir?«, fragte Amanda beispielsweise lachend. »Du
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