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Hexenkuss

Hexenkuss

Titel: Hexenkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Viguié , Nancy Holder
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an. »Willst du das auch Laurent sagen? Ich glaube nämlich, dass er das Warten satt hat.«
    Michael verschränkte die Arme und neigte den Kopf zur Seite. »Drohst du mir etwa?«, fragte er mit freundlicher Singsang-Stimme, die vor Bösartigkeit troff.
    »Niemals, Dad«, entgegnete Eli ebenso freundlich.
    »Sie wird noch vor dem Yulfest sterben«, versprach er. Dann besann er sich, denn er brauchte sich vor seinem eigenen Kind nicht zu beweisen. Also sagte er: »Und kümmere du dich um deine eigenen Angelegenheiten.«
    »Die Angelegenheiten des Deveraux-Covens sind meine Angelegenheiten, mon pere.« Eli reckte das Kinn. »Vergiss nicht, dass du nicht der einzige Deveraux in diesem Haus bist. Es betrifft auch mich, wie gut du deine Sache machst.«
    Michael lächelte weiter. »So ist es, mein Sohn.« Er zwinkerte ihm zu.
    Verließ den Raum.
    Und dachte daran, ihn umzubringen.
    Thanksgiving.
    Holly war niedergeschlagen. Sie spazierte in einer schwarzen Cabanjacke, die Hände samt Handschuhen in den Taschen, am Strand entlang. Mit der Rechten umklammerte sie die seltsame Ansammlung kleiner Gegenstände, die sie ein paar Tage nach Halloween in ihrem Spind in der Schule gefunden hatte. Getrocknete Lachshaut war um ein Stück Elfenbein gewickelt, in das ein stilisierter Vogel eingeritzt war. Außen herum waren vier Adlerfedern gebunden, und zwar mit etwas, das - ausgerechnet - wie der
    schmale Träger eines Damentops aussah. Das Ganze war wiederum mit Efeu umwickelt.
    Auf dem Zettel daran stand: Das ist ein Talisman. Weiche ihn in Salzwasser ein und zeige dann damit nach Norden, Süden, Osten und Westen. Wir sind auf Deiner Seite. Jer.
    »Wirf ihn weg«, drängte Amanda, und das hätte Holly vielleicht auch getan... wenn nicht am selben Nachmittag, nachdem Holly Jers Anweisung befolgt hatte, Michael Deveraux ihre Tante angerufen hätte. Er bedauere sehr, sagte er, aber er und seine Söhne würden nun doch nicht an Thanksgiving zum Abendessen kommen können.
    Und weitere Angriffe blieben aus.
    Holly spürte jedoch, dass diese Pause nur die Ruhe vor dem Sturm war. Sie verstand nicht, warum Michael Deveraux ihrer Familie etwas antun wollte, aber sie war inzwischen fest davon überzeugt, dass er hinter den Angriffen steckte.
    Sie hatte vorgehabt, nach San Francisco zu reisen und Barbara Davis-Chin zu besuchen, die immer noch im Krankenhaus lag. Aber Amandas Freundin Silvana Beaufrère und ihre Tante Cecile würden über Thanksgiving nach Seattle kommen. Tante Cecile hatte die Situation, die Amanda ihr beschrieben hatte, so besorgniserregend gefunden, dass sie beschlossen hatte, sich das gleich vor Ort anzusehen. Die beiden würden irgendwann heute ankommen, und sie und Amanda würden sie nach dem Abendessen in ihrem Hotel besuchen.
    Abgesehen von dem Talisman in ihrem Spind hatte Holly nichts mehr von Jer gehört. Er ließ sich nirgends blicken, und sie hatte im Half Caff erfahren, dass ein paar Leute zu Hause nach ihm gefragt und von seinem Vater die ziemlich lahme Auskunft bekommen hatten, Jer besuche einen kranken Freund in Portland. Tommy hatte in seiner Rolle als Verbindungsmann zu den coolen Cliquen erfahren, dass Eli sich auf einer Party betrunken und allen erzählt hatte, er und sein Vater würden seinen Bruder umbringen, wenn sie ihn fanden. Natürlich nahm niemand diese Drohung ernst - bis auf Holly und Amanda.
    Der Küstenabschnitt vor Holly war steinig. Möwen hüpften am Strand herum und pickten nach Fischen oder Einsiedlerkrebsen. Salz legte sich auf Hollys Lippen, und sie schniefte, weil ihr in der kühlen Luft die Nase lief. Seattle roch nach sauberem Meerwasser und Kiefern, frischer als San Francisco. Als sie noch bei den Pfadfinderinnen gewesen war, hatte sie ihrer Brieffreundin einmal geschrieben, dass San Francisco »nach chinesischem Essen« rieche. Das war in ihrer Familie zu einem beliebten Witz geworden.
    Sie starrte aufs Meer hinaus und hatte keine Ahnung, ob sie in Richtung Alaska, Japan oder Kalifornien blickte, doch sie wusste, dass ein Teil von ihr begann, diese Stadt als ihr Zuhause und die Andersons als ihre Familie zu betrachten. Natürlich nicht so, wie sie ihre Eltern sah - und sie glaubte nicht, dass sie sich Onkel Richard je sonderlich nah fühlen würde. Aber sie wohnte nun schon seit fast vier Monaten hier. Zugegeben, das Leben hier war unglaublich seltsam, doch zu ihrer großen Überraschung kamen ihr all die bizarren Dinge, die geschehen waren, mit der Zeit beinahe normal vor.
    »Zauberer

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