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Hexenkuss

Hexenkuss

Titel: Hexenkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Viguié , Nancy Holder
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und Hexen und Talismane, nein, so etwas«, flüsterte sie vor sich hin. Aber sie fand ihren eigenen Scherz nicht komisch. Tränen liefen ihr über die Wangen. Sie hätte nie erwartet, einmal so zu leben. Sie hatte nicht einmal geahnt, dass man ein solches Leben führen konnte. Sie wünschte, sie könnte das alles verstehen. Heute Nacht, wird die Tante von Amandas Freundin irgendetwas mit Nadeln spicken, und - Abrakadabra! - alles wird uns enthüllt. Der Erbärmliche ist: Ich rechne schon halb damit, dass es tatsächlich so laufen wird.
    Plötzlich begannen die Möwen zu kreischen. Wie eine Decke, die von unsichtbaren Händen an den vier Ecken hochgehoben wird, stiegen sie in die Luft und bildeten dann eine wirbelnde Spirale. Schreiend und mit klatschenden Flügeln zogen sie scharenweise aufs offene Meer, und Holly sah sie in der Ferne kreisen.
    Wow, dachte Holly nervös. Sie betrachtete die Stelle, wo die Möwen zuvor gewesen waren, sah aber nichts. Die grauen Wogen der Elliott Bay schlugen immer noch an den steinigen Strand. Die Kiefern am Ufer wiegten sich immer noch im Wind.
    Urplötzlich kamen die Möwen kreischend wieder auf die Küste zugeflogen - einige von ihnen hatten eine blitzschnelle 180-Grad-Wendung hingelegt. Als kreischende Decke aus Federn schossen sie aufs Wasser hinab, drängelten und flatterten durcheinander. Holly schrie auf, wich ihnen hastig aus und setzte sich dabei auf den Hosenboden.
    Die Möwen landeten als dichter Klumpen, hüpften und rangelten miteinander auf engstem Raum. Dann flogen sie wieder davon, so plötzlich wie beim ersten Mal.
    Aber diesmal ließen sie etwas zurück.
    Holly stockte der Atem; sie stemmte sich mit brennenden Handflächen hoch und lief stolpernd zu dem Gegenstand hin. Es war ein Buch, oder das Fragment eines Buches. Die Seiten waren sowohl angesengt als auch durchweicht, so dass die Mehrzahl nur noch aus klatschnasser Asche bestand, die abbröckelte und in die Brandung fiel, als Holly das Buch aufhob.
    Sie war keine Gelehrte, aber sie erkannte gotische Schrift , wenn sie sie vor sich sah.
    Und sie erkannte ein Wort, das ihr sofort ins Auge sprang: ISABEAU.
    Das Abendessen an Thanksgiving war köstlich, doch im Haus der Andersons fehlte die Herzenswärme. Tante Marie-Claire trank zu viel, und Onkel Richard war sehr still. Nicole wollte nur schnell fertig werden, damit sie »Freunde« besuchen konnte. Amanda und Holly wechselten Blicke und wussten nicht recht, was sie tun oder ihr sagen sollten.
    Sie warteten ab und schafften es schließlich, sich Onkel Richards Toyota auszuleihen, ehe Nicole darum bitten konnte. Der Mercedes hatte durch das Feuer einen Totalschaden erlitten, und das neue »Familienauto« war ein Volvo Kombi. Nur leider fuhr die Familie Anderson nie zusammen irgendwohin, und für Holly drückte der Kauf dieses Autos die verzweifelte Illusion aus, sie täten es doch. Für Nicole blieb nur dieser Wagen übrig, der natürlich nicht so schick war wie der Toyota.
    Holly und Amanda schossen aus dem Haus, getrieben von dem wilden Drang, endlich ein paar Antworten zu bekommen. Holly hatte Amanda das Buch gezeigt, und Amanda hatte Hollys Schilderung der Szene mit den Möwen ebenso unheimlich gefunden wie Holly, als sie sie erlebt hatte.
    Sie fuhren zum Capitol Hill und fanden die Pension, ein charmantes kleines Holzhaus mit fünf Gästezimmern.
    »Bonjour«, rief Amanda fröhlich, als sie und Holly an die Tür des Zimmers direkt an der Treppe klopften, zu der die Besitzerin der Pension sie geführt hatte. Die Dame hatte ihren Gästen ein traumhaftes Thanksgiving-Abendessen serviert, dessen Reste noch auf dem Tisch im Speiseraum standen.
    »Bonjour«, erwiderte eine warme, honigsüße Stimme, als die Tür aufging.
    Eine lächelnde, dunkelhäutige Frau stand vor ihnen. Sie trug ein dunkelgraues Kleid und schwarze Lederclogs. Ihr schwarzes Haar war zu einem schlichten Pferdeschwanz zurückgekämmt, und sie hielt eine rosa Schachtel mit dem Aufdruck CAFÉ DU MONDE in der Hand.
    »Amanda«, sagte sie und breitete die Arme aus. »Hallo, mein Schatz.«
    Amanda umarmte sie und wandte sich dann Holly zu. »Tante Cecile, das ist meine Cousine.«
    Die Frau musterte Holly ein paar Sekunden lang und streckte dann die Hand aus. Sie hielt den Blick fest auf Holly gerichtet, während diese nach ihrer Hand griff.
    Ihre Handflächen berührten sich. Holly spürte eine starke Wärme, als hielte Silvanas Tante einen heißen kleinen Gegenstand in der Hand.
    »Ihr habt mir

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