Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexenlicht

Hexenlicht

Titel: Hexenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Ashwood
Vom Netzwerk:
Fairview, die sich zur Unterhaltung einer Vampirkönigin eigneten, also wählte Alessandro das eleganteste und diskreteste von ihnen, den Club »Sinsation«.
    »Kurios!«, meinte Omara, die durch die Deckenbalken zum leeren Loft oben sah.
    Es handelte sich um ein altes Gebäude, das innen bis auf die Holz- und Ziegelstrukturen entkernt worden war, so dass die Einrichtung aus Granit, Glas und Chrom umso besser zur Geltung kam. Die Beleuchtung wirkte wie der Fieberphantasie eines Futuristen entsprungen.
    Das »Sinsation« war protzig und teuer, aber Alessandro gefiel, dass man sich hier unterhalten konnte, ohne schreien zu müssen. Und heute war es praktischer denn je, denn er brauchte Antworten. Auf dem Weg hierher hatte Omara ihm genau gar nichts darüber angedeutet, was sie von ihm wollte.
    Aus Gewohnheit schaute er sich im Raum um. Die Schatten der hohen Decke ließen die Bar zur Linken kleiner erscheinen. Weiter hinten befand sich eine leere Bühne, die einzig vom Flackern des mannshohen Kronleuchters über ihr erhellt wurde. Dazwischen standen runde Tische, an denen jeweils zwei bis drei Gäste saßen, Vampire und Menschen.
    Die leise elektronische Musik klang nach verfinstertem New Age und war gut zu hören, als alle auf einmal verstummten, um Omara und ihn mit einer Mischung aus Staunen und Angst anzusehen.
    »Starren die immer so?«, erkundigte Omara sich amüsiert. Sie hatte sich bei Alessandro eingehakt, sah zu ihm auf und schenkte ihm ein Lächeln.
    »Sie haben dich nicht erwartet, meine Königin.«
    Wie auf Kommando standen alle Vampire auf und sanken auf ein Knie. Unsicher taten die Menschen es ihnen gleich. Alessandro blickte von einem zum anderen. Ein Augenpaar funkelte unangenehm, allerdings senkte der dazugehörige Vampir sofort den Blick, als Alessandros ihm nicht minder wütend begegnete.
    Pierce
, dachte er mit einem Anflug von Verärgerung, ehe er sich bewusst abwandte. Dieser Mann war so nervig und zäh wie ein Kaugummi unter der Schuhsohle.
    Omara nickte der Menge zu und bedachte sie mit einem vornehmen, überheblichen Lächeln. »Ich grüße euch, meine Freunde. Bitte, fahrt einfach fort, und genießt die Nacht!«
    Ein Rascheln ging durch den Raum, als alle Gäste sich wieder hinsetzten. Dann erhob sich gedämpftes Murmeln, in dem unüberhörbar Aufregung mitschwang. Die Empfangsdame kam und machte ihnen eilig den besten Tisch frei. Alessandro und die Königin warteten so lange höflich.
    »John Pierce sieht aus, als wollte er dir das Genick brechen«, flüsterte Omara, die Alessandros Arm drückte.
    »Er darf es gern versuchen«, entgegnete Alessandro träge lächelnd. »Dann verweise ich ihn auf seinen Rang.«
    Omara lachte. »Was für ein arroganter Teufel du bist!«
    »Ich kenne meinen Wert.«
    »Möchte er deine Stellung als mein Repräsentant hier übernehmen?« Das war reine Provokation. »Oder vielleicht lieber die als mein bester Krieger?«
    »Er ist nichts als ein Playboy und dilettantischer Zauberer. Letztes Jahr war ich leider gezwungen, seinen Bruder zu köpfen.«
    Omaras Augen weiteten sich interessiert. »Stimmt, das hatte ich ganz vergessen. Was war noch mal passiert?«
    »Er ging im Zorn auf einen Menschen los. Ich tat bloß meine Pflicht.«
    »Wie es sich gehört. Aber sei vorsichtig! Pierce wird dir Ärger machen.«
    »Ich weiß, und ich freue mich schon auf seinen entscheidenden Fehler.«
    Ihr Tisch war bereit, und Alessandro rückte Omara einen Stuhl zurecht. Alte Gewohnheiten hielten sich lange. Eine Kellnerin in schwarzer Hose und weißer Bluse, die viel warme, zarte Haut zeigte, erschien. Omara bestellte einen komplizierten Martini, Alessandro einen kräftigen ungarischen Rotwein, der bisweilen scherzhaft Bullenblut genannt wurde, sein Stammgetränk. Die Drinks waren eher Dekoration, aber ein hübsches Ritual. Als die Kellnerin ging, fragte Alessandro sich, wie sie wohl auf einer Speisekarte beschrieben würde: ein junger Jahrgang mit einem zarten Bouquet?
    Omara faltete die Hände auf dem Glastisch. Ihre Ringe funkelten im schwachen Licht und leuchteten bei jeder Bewegung ihrer Finger auf.
    »Um zu den Morden und dem zurückzukommen, was ich wünsche, dass du tust …«, begann sie ohne Vorwarnung.
    Alessandro setzte sich auf. Er war froh, dass sie endlich bereit war, zu reden. »Ja?«
    Nun jedoch senkte sie den Kopf und benetzte sich die Lippen. Solch unverhohlene Nervosität sah man selten bei ihr. »Ich glaube, dass einer meiner alten Widersacher zurückgekehrt ist.

Weitere Kostenlose Bücher