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Hexenlicht

Hexenlicht

Titel: Hexenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Ashwood
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worauf ein Mensch aus den Schatten hervortrat. Derlei dramatische Inszenierungen mochte Omara sehr. Und dieser Mensch war unbedingt nach ihrem Geschmack: jung, an der Schwelle zur Männlichkeit. Er trug einen hellblauen Pullover, der sich über seiner muskulösen Brust spannte.
    »Mir gefällt, dass du dich entsinnst, welche Dienste du deiner Königin schuldest.« Obwohl ihre Worte an Pierce gerichtet waren, sah sie Alessandro an. »Meine Gunst gilt stets jenen, die mir am besten dienen.«
    Alessandro setzte ein gekünsteltes Lächeln auf, während er Pierce im Geiste die Haut abzog.
    Mit einer Handbewegung bedeutete Omara dem Menschen, er solle sich hinknien. Sie strich ihm über die Wange, streichelte sein kastanienbraunes Haar und nahm seinen rechten Arm, an dem sie den Pulloverärmel bis über seinen Ellbogen hinaufschob. Unter der jugendlich glatten Haut seines Unterarms wölbten sich kräftige Muskeln. Der junge Mann wirkte hocherfreut, so wie er Omara mit leicht geöffneten Lippen anschaute.
    »Ist es dein erstes Mal?«, fragte sie sanft.
    »Er ist unberührt und willig, meine Königin«, mischte Pierce sich ein, als könnte der Mensch nicht für sich selbst sprechen.
    Omara lehnte den Arm des jungen Mannes auf die Tischkante und tastete die Ellbogenbeuge nach Venen ab. Dann beugte sie sich hinab und biss zu. Ihr Gift jagte Schauer der Ekstase durch den Jungen. Alessandro wusste, dass Omara keinen Menschen töten, ihn nicht einmal zu ihrem Diener machen würde, aber sie würde seinen Appetit auf alles ruinieren, was eine normale Frau ihm bieten konnte. Selbst ein beiläufiger Biss konnte ein Leben zerstören, falls der Mensch dem süchtig machenden Erlebnis verfiel.
    Was Alessandro wieder auf das Gespräch zurückbrachte. Der Legende von den Auserwählten gemäß konnte ausschließlich ein von Vampirbissen unberührter Mensch einen Partner erwählen. Dazu nämlich bedurfte es eines freien Willens, der noch nicht durch das mächtige Vampirgift beeinträchtigt wurde. Er beobachtete, wie Omara sich nährte. Ach was, die Legende war Unsinn! Nur ein Süchtiger konnte eine solche Kreatur lieben. Eine wie ihn.
    Bei dem Geruch des Blutes regte sich Alessandros Appetit. Seine Haut wurde heiß, seine Lenden spannten sich an. Die Geräusche allein, das Saugen und Lecken, ließen seine Handflächen schwitzen. Er stand auf und verneigte sich höflich, was Omara nicht sah.
    »Entschuldige mich!«, murmelte er vor sich hin und eilte in den hinteren Teil des Clubs.
    Neben den Waschräumen führte eine Hintertür in eine schmale Sackgasse. Dort war der Gully übergelaufen, so dass in der Mitte ein breites Rinnsal die Gasse entlang verlief. Alessandro stand an der Mauer und atmete die kalte klare Luft ein. Bei allem, was er Omara schuldete, und sosehr er sie auch brauchte, war er froh, ihr wenigstens für eine Minute zu entkommen.
    Für menschliche Augen war es stockduster hier, denn dichte Wolken verhüllten den Mond und die Sterne. Alessandro hingegen sah eine Ratte, die vorbeihuschte, als rannte sie um ihr Leben, und in ein Mauerloch gegenüber schlüpfte.
    Alessandro runzelte die Stirn. Die Gründe, weshalb die Vampirmorde aufgeklärt werden mussten, häuften sich. Dieser Fall bedrohte seine Freiheit, Omaras Sicherheit und nun, indirekt, auch Holly – von den Leben der menschlichen Opfer ganz zu schweigen. Und dass Omara behauptete, es handelte sich bei dem Schuldigen um einen alten Feind, half nicht weiter. Die Königin hatte unzählige Feinde.
    Er schnupperte. Seltsam. Etwas braute sich zusammen, wie er an dem Druck spürte, der in seiner Stirnhöhle pochte. Plötzlich glaubte er, Stoff zerreißen zu hören. Er drehte sich um.
    Die Wand am Ende der Gasse, unmittelbar bevor sie in die Straße mündete, war in einen eklig grünen Schimmer getaucht, ähnlich Erbrochenem. Zuerst dachte er, es handelte sich um eine Lichtreflexion, aber dann flackerte es und verwandelte die Gasse in einen perligen Regenbogen aus Pink- und Grautönen, der sich zu einem Blutorange vertiefte. Das Licht kam aus dem
Inneren
der alten Ziegelmauer, die zu dem Radiosender nebenan gehörte.
    Alessandro zog sein Messer aus dem Stiefel und rannte auf das Licht zu. Seine Stiefel donnerten laut auf dem Pflaster. Er befand sich in einer Sackgasse, und er wollte ganz sicher nicht in der Falle dessen stecken, was von diesem Licht angekündigt wurde. Dennoch musste er herausfinden, was es war. Gleich darauf hing ein schwerer Magiegeruch in der Luft,

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