Hexenlicht
brutzelnd vom Grill. »Isst du nichts?«
»Noch nicht, aber warte nicht auf mich.«
Da ihm schon das Wasser im Mund zusammenlief, stürzte er sich auf den Steakburger mit pfeffriger Knoblauchsauce. Während er kaute, stibitzte sie sich eine Scheibe Gewürzgurke von seinem Tellerrand und steckte sie sich in den Mund. Die Geste war keck und charmant, als wäre sie absichtlich ungezogen, weil sie wusste, dass er ihr vergab.
Er beobachtete sie und fragte sich, wohin das hier führen mochte. Als sie schmunzelte, fielen ihm ihre perfekt geformten Zähne im Kerzenschein auf. Und die vollkommen glatte Haut im tiefen Dekolleté ihres Pullovers. Was für ein hübscher Ausschnitt!
Nachdem sie die Gurkenscheibe heruntergeschluckt hatte, nahm sie von ihrem sahnigen Kaffee und verzog das Gesicht. »Keine gute Geschmackskombination.«
Sie leckte sich mit der Zungenspitze den Schaum von der Oberlippe. Eine Flocke von dem Puderzuckerrand ihrer Tasse war heruntergefallen und im Tal zwischen ihren Brustansätzen gelandet, und Mac konnte an nichts anderes denken als daran, sie mit seiner Zunge zu entfernen.
»Halt still!« Er nahm seine Serviette und tupfte ihr einen kleinen Sahneklecks aus dem Mundwinkel. Sie senkte den Kopf und schaute durch ihre dichten Wimpern zu ihm auf.
»Was für vorbildliche Manieren du hast!«, neckte sie ihn, tunkte ihren Finger in die Sahnehaube und lenkte ihn sehr verführerisch ab. »Planst du, das jetzt nach jedem Schluck zu machen?«
»Es gibt schlimmere Arten, einen Abend zu verbringen«, antwortete Mac. »Allerdings bezweifle ich, dass die Papierserviette so lange mitmacht.«
»Es wäre keine gute Serviette, wenn sie nicht einmal mit ein bisschen Sahne fertig wird.« Sie trank nochmals, worauf weißer Schaum ihre Lippe benetzte und ihr das Aussehen eines gierigen kleinen Mädchens verlieh.
»Ich bin sicher, du kannst sie, ähm, ermuntern, in Form zu bleiben.«
Für einen langen Moment sah sie ihm schweigend in die Augen.
»Wendest du diese Aufreißmethode häufiger an?«, fragte Mac.
Ihr einer Mundwinkel bog sich nach oben. »Warum nicht? Sie funktioniert.«
Macs sämtliche Instinkte schrien ihn an, dass Jenny nichts als Ärger brachte, aber
wow
! Unweigerlich überlegte er, bei der Sitte nachzufragen, ob sie schon einmal wegen illegaler Prostitution aufgegriffen worden war.
Wieder tunkte sie ihren Finger in die Tasse, und wieder umrundete sie ihren hübschen Fingernagel mit der Zunge, um die Sahne abzulecken. Mac starrte gebannt auf ihren Mund, der sich um die Fingerspitze schloss. Er lockerte seine Krawatte und räusperte sich. Was war mit ihm los? Er hatte sein Sandwich vollkommen vergessen, und er musste zur Arbeit zurück. Verwirrt blickte er auf seine Uhr und wieder zu Jenny.
Mann, ich bin schon viel zu lange brav! Ich brauche dringend eine Auszeit.
»Wie ich sehe, musst du gehen«, stellte sie traurig fest. »Dabei hatten wir noch gar keine Gelegenheit, uns zu unterhalten.«
»Tja, die Pflicht ruft.«
»So spät abends?«
»Ich bin ein Cop«, offenbarte er und wartete auf den typischen Gesichtsausdruck, der bedeutete:
Klasse, ich zahl nie wieder ein Strafmandat!
Doch sie zog bloß eine Braue hoch. »Was für ein Cop?«
»Im Moment in der Mordermittlung.«
»Nein, so was! Kann ich dich anrufen? Wenn du jetzt beschäftigt bist, passt es dir vielleicht später?«
»Oh ja«, erwiderte er rasch und zückte seine Karte.
Als er sie ihr hinhielt, packte sie stattdessen seine Krawatte, richtete sich halb auf und küsste ihn sehr energisch auf den Mund. Ihre Lippen schmeckten süß vom Zucker und der Sahne, aber ihre Zunge schoss mit einer Wucht in seinen Mund, als wäre er ihr langersehntes Abendessen. Er fühlte, wie ihre Zähne innen über seine Unterlippe kratzten, und plötzlich war Blut in seinem Mund.
Er war nicht sicher, ob er tatsächlich einen erstickten Schrei ausgestoßen hatte. Zwar war Mac nicht gerade der Schokoherzen-und-Schleierkraut-Typ, aber er zog es doch vor, seinen Motor erst einmal warmlaufen zu lassen.
Und dann begann das Brennen, anfangs hinten in seinen Kniekehlen. Eine Hitzewelle kroch seinen Körper hinauf, die im ersten Moment erregend war, ihn aber sofort furchtbar ermattete.
Ihm war, als würde seine Kraft praktisch in Jennys Mund eingesogen. Dieser Kuss kam einer Plünderung gleich. Mac wurde eiskalt, als hätte ihm der Sensenmann mit frostigen Fingern über den Rücken gestrichen. Vollkommen entkräftet sank er gegen die Stuhllehne. Sein Herz
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