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Hexenlicht

Hexenlicht

Titel: Hexenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Ashwood
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wieder hin.
    Bleib in Sicherheit!
Wie sollte sie das wohl anstellen?
    Sie nahm das schnurlose Telefon, ihre Jacke und den Kaffee und ging auf die hintere Terrasse. Eine Weile stand sie an dem breiten Geländer und genoss die Vertrautheit des Hauses und Gartens.
    Spinnweben glänzten wie Silberfäden, während weiter hinten noch der Morgennebel vom Meer den Zaun verschleierte und die Pinien mit grauen Schattenklecksen versah. Ringelblumen leuchteten flammfarben auf. Dass alles so langvertraut war, machte den Anblick nicht minder schön. Dies hier war Teil von ihr, der Ort, an dem sie Kraft schöpfte. Sie könnte das Haus niemals aufgeben.
Nie, niemals.
    Holly stützte ihr Kinn in die Hand. Brekks kam heraus und sprang auf das Geländer, wo er sich neben ihren Ellbogen hockte. Pelziger Trost. Holly nippte am Kaffee und behielt ihn einen Moment lang auf der Zunge, ehe sie ihn hinunterschluckte. Er hatte ein bisschen zu lange auf der Wärmeplatte gestanden, aber Alessandro hatte ihn stark gemacht, so wie Holly ihn mochte.
    Bleib in Sicherheit!
Netter Tipp, aber ein paar Details wären hübsch gewesen. Letztlich musste sie selbst für ihre Sicherheit sorgen. Alessandro konnte nicht unbegrenzt auf sie aufpassen. Außerdem besaß Holly ihre eigene Waffe: die Magie. Ob es schmerzte oder nicht, sie musste mit dieser Situation klarkommen. Daran führte kein Weg vorbei.
    Andererseits schloss Eigenständigkeit ja nicht aus, dass sie jemanden um Rat fragte, der es schon mit einigen Monstern aufgenommen hatte. Sie tippte eine Kurzwahl in ihr Telefon ein.
    »Hi, Grandma«, sagte sie.
    »Holly, bist du das?« Grandmas Stimme war rauh vom jahrzehntelangen Kettenrauchen, einem Laster, das sie in ihrem hohen Alter erst recht nicht mehr aufgeben wollte. Nach zwei Hüftoperationen würde sie sowieso keinen Marathon mehr laufen, erklärte sie immer.
    »Ja, ich bin’s. Ich brauche mal deinen weisen Rat. Kann ich dich mit einer Leckerei von Harvest Sheaf bestechen?«
    »Mmm, vielleicht. Was hast du für ein Problem?«
    »Dämonen. Ich muss den Hausschutz aufmöbeln, sogar kräftig.«
    »Wie kräftig?«, hakte ihre Grandma unüberhörbar besorgt nach.
    Holly hielt sich mit der freien Hand an ihrem Becher fest. »Megakräftig. Ich brauche ein paar sehr gute Schutzzauber.«
    »Was ist passiert?«
    »Zu viel, als dass ich es dir am Telefon erzählen könnte. Kann ich zu dir kommen?«
    Eine längere Pause trat ein. »So übel, ja? Bring Zimtschnecken mit!« Holly hörte das Klicken von Grandmas Feuerzeug und wie sie kurz einatmete. »Mit doppelter Glasur. Die Weisheit der Alten ist teuer.«
     
    Unter den Einrichtungen für betreutes Wohnen war das »Golden Swans« zweifellos eine der passableren, und Grandma genoss es, ihr eigenes Reich zu haben. Bis Holly erwachsen gewesen war, hatte sie im Carver-Haus gewohnt, und das war für beide lange genug gewesen. Ihre Grandma kam nicht mit Hollys Schludrigkeit zurecht, und Holly hasste die dauernden Rauchschwaden im Haus.
    Holly fuhr mit dem Fahrstuhl den Ostturm hinauf, wo sich die Altenwohnungen befanden, die von den Gemeinschaftsräumen abgingen. Als sie vor der Tür ihrer Grandma ankam, hob sie die Zeitung auf, die dort noch im Gummiband verschnürt lag.
    »Grandma?« Sie öffnete die Tür und steckte den Kopf herein. »Hallo?« Drinnen war alles penibelst ordentlich.
    »Komm rein!«
    Holly betrat die Wohnung und blinzelte im dichten Qualmnebel. Grandma war in der Küche, wo sie Tee in eine Kanne löffelte. Ihr Haar hatte sie zu einem langen grauen Zopf gebunden, der ihre strengen Gesichtszüge noch betonte. Früher war sie mollig gewesen, hatte sich inzwischen jedoch auf ein gesundes Gewicht heruntergehungert. Trotzdem wirkte sie immer noch stämmig. Sie trug einen blauen Fleece-Anzug mit einem glitzernden Kobold auf der Brust.
    Holly küsste sie auf die Wange. »Morgen, Grandma.«
    »Ärger mit Dämonen, ja?«, fragte sie und beäugte die Zimtschnecken, die Holly auf zwei Teller für sie legte.
    »Er ist mir nach Hause gefolgt, und ich würde ihn ungern behalten.«
    Der Wasserkocher klickte. Holly goss das kochende Wasser in die Teekanne und brachte sie zum Tisch. Dann erzählte sie ihrer Grandma von den Ereignissen der letzten Tage bis hin zu der Maus. »Wieso sind die Dämonen auf einmal in Fairview so aktiv?«
    Ihre Grandma setzte sich und hängte ihre beiden Gehstöcke an die Tischkante. »Wieso nicht? Dämonen wollen dauernd auf die Erde. Für sie ist es hier wie Vegas, nichts als

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