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Hexenlicht

Hexenlicht

Titel: Hexenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Ashwood
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Unterhaltung, Essen und Spaß. Zum Glück können sie meistens nicht her, denn schließlich ist das Dämonenreich ein Gefängnis.«
    »Ein Gefängnis? Ich dachte immer, das wäre ihre Heimat, na ja, die Hölle eben.«
    »Nein, dort findest du keine sterblichen Seelen oder Feuergruben, in denen sie schmoren. Sieh dir den Einband von Howards
Dunkle Reiche
an, auf dem oberen linken Regal hinter dir.«
    Holly drehte sich um und zog den großen roten Band hervor, der aussah, als wäre er etwa hundert Jahre alt. Dieses Buch hatte sie nie gelesen. Wie sie überhaupt nicht einmal die Hälfte der Dämonensagen studiert hatte, die in der Bibliothek ihrer Eltern standen. Anscheinend musste sie einiges aufholen. »Wonach suche ich?«
    »Guck dir das Bild innen auf der Titelseite an.«
    Holly schlug das Buch vorn auf und blätterte vorsichtig den Florpostbogen auf, der die erste Illustration schützte. Es handelte sich um eine Radierung, ein Gewirr aus Schatten, Fackellicht und Wänden, die ein Tunnellabyrinth bildeten. Bei dem Anblick konnte Holly die kalte feuchte Zugluft fast fühlen.
    »Ich weiß ja nicht, wie wahrheitsgetreu dieses Bild ist, auf jeden Fall passt es zu allen bisherigen Beschreibungen. Das Dämonenreich ist wie ein Gefängnis, ein riesiger Kerker. Manche Leute nennen es die Burg«, erzählte Grandma achselzuckend. »Kein sonderlich origineller Name, wenn du mich fragst. Aber das Gemäuer wurde vor langer Zeit erbaut.«
    »Von wem?«
    »Menschlichen Zauberern.«
    Holly blätterte behutsam weiter. »Gibt es ein Bild von außen?«
    »Es gibt kein Außen. Die ganze Welt befindet sich innerhalb dieser Gänge.«
    Holly kehrte zu der Illustration zurück. Wie Escher auf Dracula getrimmt. »Ein paar Sitzkissen hier und da würden sich gut machen.«
    Grandma lächelte, auch wenn ihre Augen ernst blieben. »Dämonen stammen ursprünglich aus unserer Welt. Das Gefängnis sollte dazu dienen, sie zu verbannen. Sie können nur hierher zurück, wenn jemand sie ruft.«
    »Also, jedes Mal, wenn ein Dämon auftaucht, gibt es einen Gefängnisausbruch?«
    »Du sagst es.«
    Holly trank von ihrem Tee und versuchte, sich mit der Vorstellung von einer Gefängnisdimension vertraut zu machen, in der es von Dämonen wimmelte. In ihrem Hinterkopf erschienen Bilder von der Highschool.
    Grandma fuhr fort: »Was die Frage angeht, warum ausgerechnet dieser Dämon gerufen wurde, können wir die ohne einen Haufen weiterer Informationen gar nicht beantworten. Es gibt viele verschiedene Dämonen-Unterarten. Was du beschrieben hast, klingt, als hätte jemand einen der sogenannten Seelenfresser gerufen.«
    »Okay, dann kommen wir direkt zur Gegenmaßnahme: Wie schicken wir ihn wieder in den Knast zurück?«
    »Zuerst einmal müssen wir ihn finden. Ein mickriger Dämon hätte es nie durch das Portal geschafft, also muss er mächtig sein. Es dürfte sich um einen Meister handeln, und das heißt, dass er seine Gestalt wandeln kann. Inzwischen sieht er sicher nicht mehr wie eine Maus aus.«
    Was seine Vor- und Nachteile hat
, dachte Holly. Die Maus wollte sie sowieso am liebsten nicht mehr wiedersehen.
    Grandma nippte an ihrem Tee. »Ein sehr mächtiger Dämon erscheint menschlich. Rein äußerlich bemerkst du den Unterschied nicht. Nicht einmal mit Magie kannst du ihn erkennen. Nur wer über das Zweite Gesicht verfügt, kann seine wahre Natur sehen.«
    »Menschlich?«, wiederholte Holly verblüfft. »Alle Dämonen, die ich bisher gesehen habe, erinnerten mich an schmutzige dunkle Wolken.«
    »Das ist die schwächste Dämonenform. Die menschliche Gestalt ist am schwersten anzunehmen. Dazwischen können sie noch in jeder Tiergestalt erscheinen. Normalerweise wählen sie Schlangen oder Ratten – sie mögen den Ekel, den sie damit provozieren.« Sie schürzte die Lippen. »Wie dem auch sei: Bei einem Meister braucht es eine große Zauberkraft, um ihn zu rufen. Und du musst schnell handeln, denn das Erste, was er tun wird, ist, mehr Diener auf diese Seite des Portals zu holen.«
    Holly hatte ein paar Bissen von ihrer Zimtschnecke gegessen, schob nun aber den Teller von sich weg. »Wie funktioniert die Wandlung – wie heißt es noch gleich? –, der Schwarze Raub?«
    Grandma schüttelte den Kopf. »Genau weiß ich das auch nicht.« Nachdem sie kurz überlegt hatte, leuchteten ihre Augen auf. »Einmal wurde es mir angeboten. Ein sehr schöner Mann war das, na ja, ich dachte, er wäre ein Mann, bis ich eines Besseren belehrt wurde. Er versprach mir den

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