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Hexenlicht

Hexenlicht

Titel: Hexenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Ashwood
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vollständig in Beschlag zu nehmen.
Verdammt!
Sie klappte ihr Handy zu, ohne eine Nachricht zu hinterlassen. Irgendwie musste sie das hier allein geregelt bekommen.
    Es war fast Mitternacht, bis sie auf ihren hohen Absätzen in die Notaufnahme stöckelte, wo der Boden entschieden zu glatt war. Blinzelnd sah sie sich in dem grellen Licht um, das nach den dunklen Straßen surreal anmutete.
    »Ich möchte zu Conall Macmillan«, erklärte sie der Schwester am Empfangstresen. »Er wurde vor ein paar Minuten eingeliefert. Wie geht es ihm?«
    »Sind Sie eine Verwandte?«
    »Sally Macmillan. Ich bin seine Schwester.«
Göttin, vergib mir diese Notlüge
!
    Die Schwester tippte etwas ein und blickte vollkommen ungerührt auf den Monitor. »Ich kann Ihnen noch nichts sagen. Hier steht bloß, dass der Doktor ihn aufgenommen hat, aber er wurde noch nicht untersucht.«
    »Warum nicht?«
    »Ist eine Menge los heute Nacht.«
    Holly verkniff sich eine spitze Bemerkung. »Kann ich zu ihm? Wo ist er?«
    Die Schwester wies den Gang links hinunter und wandte sich gleichzeitig jemand anderem zu. Holly ging an mehreren Reihen von Plastikstühlen vorbei, auf denen Leute warteten, dass man sich ihrer annahm. Sie streifte ihre Stola ab. In ihrem kleinen Schwarzen kam sie sich grotesk deplaziert vor. Die Luft roch nach Desinfektionsmitteln, deren beißender Duft noch durch die flackernden Neonlichter über allem verstärkt wurde.
    Viel zu sehen gab es nicht. Die schlammgelb gestrichenen Wänden wurden größtenteils von Aktenschränken, Metallspinden und sogar Schreibtischen verdeckt, denn streckenweise war der Flur zum Behelfsbüro umfunktioniert worden. Und dazwischen standen Rollbetten, in denen wartende Patienten lagen. Zu wenig Personal, zu wenig Platz. Fairview wuchs schneller als sein Krankenhausbudget.
    In dem ganzen Chaos war es nicht leicht, Mac zu finden. Man hatte ihn in eine enge Vorhangkabine geschoben, aus der das Fußende seines Rollbettes herausragte. Holly packte die Metallstange, als hätte sie soeben den Preis bei einer Schnitzeljagd entdeckt. Mac war bewusstlos, blass, aber ansonsten wirkte er normal, was wohl an dem Sedativum lag, das sie ihm verabreicht hatten. Zumindest litt er keine Schmerzen mehr.
    »Gehören Sie zu ihm?«
    Holly blickte sich um. Eine junge Schwester in einem rosa OP -Zweiteiler drehte ihre Runde und begutachtete die zahlreichen Notfälle.
    »Ich bin eben erst gekommen«, wich Holly aus. »Können Sie mir sagen, wie es ihm geht?«
    Die Schwester quetschte sich zwischen Bett und Vorhang, maß Macs Puls und trug etwas in das Krankenblatt unten am Bettgestell ein. »Da müssen Sie den Doktor fragen.«
    »Und wann kann ich mit ihm sprechen?«
    »Schwer zu sagen. Wir haben gerade drei Unfallopfer hereinbekommen.« Die Schwester blickte mit einer Mischung aus Belustigung und Neid auf Hollys Schuhe. »Gehen Sie ruhig erst einmal einen Kaffee trinken, und versuchen Sie es später noch einmal.« Mit diesen Worten ließ sie sie stehen.
    Nun drängte Holly sich neben Macs Bett. Draußen auf dem Flur schrillte ein Telefon wieder und wieder, das offenbar keiner von den umhereilenden Pflegern und Schwestern abnehmen wollte. Holly legte ihre Hand auf Macs. Seine Haut war kühl und trocken, beinahe normal, und die seltsamen Energiewellen, die vorhin von ihm ausgeströmt waren, schienen ebenfalls verschwunden. An ihm war kaum noch eine Aura zu entdecken.
    Schuldgefühle plagten Holly.
Wieso sah ich das nicht kommen?
Sie verwob ihre Finger mit Macs und sah ihm ins Gesicht. Er atmete flach und hatte die Lippen leicht geöffnet, als wollte er etwas sagen. Sein Gesicht war wirklich schön, kantig, und seine Augen umrahmten dichte schwarze Wimpern. Eine Menge Frauen wären froh, dürften sie jeden Morgen neben einem Mann wie Mac aufwachen.
    Mac hatte Holly um Hilfe gebeten, und sie hatte komplett versagt.
    Ihr wurde mulmig, was gleichermaßen ihrem schlechten Gewissen wie dem Krankenhausgeruch zu verdanken sein dürfte. Sie ließ Macs Hand los und lehnte sich gegen ein offenes Regal mit Handtüchern. Ihre Bewegung musste ihn aufgeschreckt haben, denn er drehte seinen Kopf zur Seite und runzelte die Stirn. Holly strich sanft mit ihren Fingern über die Sorgenfurchen, um die Anspannung zu vertreiben. Zwar hatte sie ihm bislang nicht helfen können, aber das hieß keineswegs, dass sie es nicht weiter versuchen würde.
    Okay, was weißt du?
, fragte sie sich.
    Alessandro hatte etwas bemerkt, ihr aber nichts gesagt, außer dass

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