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Hexenmacht

Hexenmacht

Titel: Hexenmacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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unterschreiben, nicht wahr?", fragte ich.
    Sein sonst leicht ironisch wirkender Zug um die Mundwinkel wurde zu einer starren Maske.
    "Ich mache hier alles, was irgendwie mit Medizin zu tun hat, Miss Vanhelsing. Ich hole Kinder auf die Welt und wenn es sein muss ab und zu auch mal Kälber. So ist das hier draußen nunmal! Und natürlich werde ich auch gerufen, wenn jemand verstorben ist..."
    Ich hatte erst geglaubt, dass er mir mit seiner weitschweifigen Antwort nur ausweichen wollte, aber das war offenbar ein Irrtum. Er machte zwei energische Schritte auf mich zu und erklärte dann in gedämpftem Tonfall und mit einem Timbre, das mir eine Gänsehaut verursachte: "Ich weiß, wonach Sie mich jetzt fragen wollen, Miss Vanhelsing!"
    "Ich..."
    Er hob die Hand und gebot mir mit dieser Geste zu schweigen.
    "Nicht jetzt", sagte er. Schwang da so etwas wie Furcht in der Stimme des sonst so überlegen wirkenden Mannes, der so zu tun pflegte, als stünde er über den Dingen? "Nicht jetzt und nicht hier!", wiederholte er sich dann und sah mich dabei mit einem durchdringenden Blick an. "Aber wenn Sie wollen, kommen Sie in meine Praxis. Sie liegt am Ende der Straße. Das Schild an der Haustür ist nicht groß, aber ich denke nicht, dass Sie es übersehen werden!"
    "Gut", sagte ich. "Ich werde darauf zurückkommen."
    "Tun Sie das!"
    Er sagte das fast, als würde er mich geradezu darum bitten.
    Dann deutete er auf den platten Reifen an meinem roten Mercedes. Sein Gesicht bekam wieder den leicht ironischen Zug. "Nehmen Sie das nicht zu ernst", riet er uns und damit meinte er wohl die Tatsache, dass jemand uns für eine Weile hier festhalten und uns das Leben sauer machen wollte.
    "Immerhin sollten Sie froh sein, dass selbst im rauen Cornwall die Sitten inzwischen bedeutend zivilisierter geworden sind. Was ist ein Reifen ohne Luft... Wissen Sie, wovon man hier lange Zeit gelebt hat?"
    Ich zuckte die Achseln.
    "Ich denke von der Fischerei."
    Ein schallendes Gelächter schlug mir aus Normans Mund entgegen. Dann nickte er. "Richtig. Davon hat man hier auch gelebt. Aber die wichtigere Einnahmequelle war in Glenmore über Jahrhunderte die Strandräuberei! Die See ist hier sehr unruhig, das Klima rau. Es gibt Stürme, Nebel, tückische Klippen... Wenn ein Schiff in Seenot geriet und an dieser Küste strandete, hat man es ausgeraubt und die Überlebenden, sofern es welche gab..." Er brach ab und fuhr dann nach kurzer Zeit fort: "Aber ich will Ihnen keine Schauergeschichten erzählen, Miss Vanhelsing. Davon kursieren in dieser Gegend schon viel zu viele!"
     
    *
     
    "Komischer Kauz, dieser Arzt", meinte Jim, nachdem das Ersatzrad längst montiert war und wir uns auf dem Weg nach Goram Manor befanden.
    "Aber vielleicht kann er uns weiterhelfen", erwiderte ich.
    Jim schien in dieser Hinsicht entschieden skeptischer zu sein. "Auf mich wirkte er wie ein Schaumschläger."
    "Warten wir ab! Jedenfalls wird er sicher einiges zu diesen rätselhaften Todesfällen sagen können..."
    Wir hatten eine Karte dieser Gegend, aber die schien nicht mehr ganz auf dem neuesten Stand zu sein. Jedenfalls verfuhren wir uns mehrfach, ehe wir endlich unser Ziel erreichten.
    Goram Manor lag auf einer Anhöhe.
    Die Residenz der Familie Goram bestand aus einem großen Haupthaus und mehreren Nebengebäuden und war von einer Art Park umgeben. An diese Parklandschaft schlossen sich weitläufige Ländereien an.
    Jim lenkte den Mercedes vor das Hauptgebäude, dessen steinerne Wände sich kalt in den Himmel reckten. Hier und da rankte sich wilder Wein die Mauern empor.
    "Ich denke, hier lässt es sich leben", meinte Jim bewundernd.
    "Aber Sir Gilbert scheint diesen Ort wie bei einer überstürzten Flucht verlassen zu haben", gab ich zu bedenken.
    Jim zuckte die Achseln.
    "Alle Paradiese haben ihre Schlangen."
    Wir stiegen aus. Jetzt sah ich, dass zu den Nebengebäuden von Goram Manor sogar eine eigene kleine Kapelle gehörte. Von den düsteren Mauern dieses Ortes ging eine eigentümliche Aura aus, die mich unwillkürlich frösteln ließ.
    Was mochte es nur gewesen sein, was Sir Gilbert verfolgt hatte und sein Gesicht schließlich zu einer Maske der Angst hatte erstarren lassen?
    Mir war der Gesichtsausdruck noch immer sehr gegenwärtig...
    Seine zusammengesunkene, in eine Ecke des Zugabteils gedrückte Gestalt...
    Ich versuchte diese Bilder zumindest für eine Weile aus meinem Bewusstsein zu verdrängen.
    Jim fotografierte das Anwesen, bis eine ziemlich barsch klingende

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