Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexenmacht

Hexenmacht

Titel: Hexenmacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
Vom Netzwerk:
Achseln.
    "Wie Sie wollen." Er deutete mit dem ausgestreckten Zeigefinger auf die Kamera um Jims Hals. "Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie den Finger vom Auslöser lassen könnten, Mr. Field!"
    Jim hob die Schultern.
    "Nun, ich..."
    "Ich möchte mein Bild auf keinen Fall in irgendeiner Zeitung wiederfinden."
    "In Ordnung", erklärte Jim.
    Wir setzten uns in die weichen Plüschsessel. "Ich habe diese Praxis von meinem verstorbenen Vater übernommen. Für mich war es die Chance, bereits in jungen Jahren eine eigene Praxis eröffnen zu können. Glenmore ist zwar alles andere als eine Goldgrube, aber immerhin bin ich mein eigener Herr und das ist mir wichtig."
    "Seit wann sind Sie hier als Arzt tätig?", fragte ich.
    "Seit fünf Jahren. Und in dieser Zeit gehörte auch Sir Gilbert zu meinen Patienten."
    "Können Sie irgend etwas über seinen Tod sagen? Oder darüber, was er vielleicht in London suchte?"
    Normans Gesicht war sehr ernst geworden. Er atmete tief durch, bevor er mir antwortete. "Jedenfalls war Sir Gilbert ein Mann, dem nichts ernstes fehlte. Sein gesundheitlicher Zustand war zufriedenstellend. Vor zwei Jahren hatte er mal eine Lungenentzündung, aber ansonsten war er wirklich kein Patient, um den man sich vom medizinischen Standpunkt aus betrachtet hätte Sorgen machen müssen. Und doch, die Tatsache, dass er starb und vor allem die Art und Weise auf die das geschah, hat hier in Glenmore niemanden verwundert..."
    "Es gab zuvor schon Todesfälle dieser Art, nicht wahr? Menschen, die mit Erfrierungssymptomen aufgefunden wurden, aber unmöglich erfroren sein können!"
    "Ja. Ich selbst habe Tote gesehen, auf die das zutrifft. In der Zeit, in der ich hier praktiziere vielleicht ein Dutzend. Ich habe mich mit meinem Vater seinerzeit darüber unterhalten, aber er war sehr zugeknöpft. Erst als ich die Praxis übernahm und Zugang zu den alten Krankenunterlagen hatte, fand ich heraus, dass es über Jahrzehnte hinweg immer wieder Todesfälle dieser Art in Glenmore gegeben hat!"
    "Unter anderem in der Familie Goram!", gab ich zu bedenken.
    Norman nickte.
    "Wissen Sie, was die Leute hier sich erzählen?"
    "Was?"
    "Dass ein Fluch über den Gorams liege und sie deshalb einer nach dem anderen auf diese schreckliche Weise sterben. Sir Gilbert war der letzte der Gorams. Er hat nie geheiratet und nie Kinder in die Welt gesetzt - vielleicht unbewusst aus der Furcht heraus, dass ihnen ein ähnliches Schicksal beschieden sein könnte..."
    "Sie sind Arzt", mischte sich Jim jetzt ein und er sagte das mit deutlicher Verwunderung im Tonfall.
    Dr. Norman drehte den Kopf zu ihm herum und lächelte matt und freudlos.
    "...und ein Arzt ist den Naturwissenschaften verpflichtet. Er glaubt nicht an Flüche und dergleichen.
    Wollen Sie das damit sagen, Mr. Field?" Er seufzte und setzte dann hinzu: "Im Grunde haben Sie recht. Ich habe in London studiert. Meine Eltern schickten mich schon früh auf Internate, so dass mich dieser Ort nicht so sehr geprägt hat, wie es bei den meisten anderen der Fall sein dürfte, die hier aufgewachsen sind. Dem düsteren Geschwätz einiger Alter habe ich nie besondere Beachtung geschenkt. Ich hielt das immer für Geschichten, die man sich ausdenkt, um kleine Kinder zu erschrecken..."
    "Und jetzt?", hakte ich nach.
    Der Arzt machte ein Gesicht, in dem der Zweifel geschrieben stand. Ich sah hier einen Mann vor mir, dessen Weltbild zumindest ins Wanken geraten war. "Tatsache ist, dass es für diese Todesfälle keine vernünftige Erklärung gibt! An irgend eine Art Krankheit glaube ich nicht. Auch für eine Vergiftung wären die Symptome äußerst absonderlich. Andererseits..."
    "Was?"
    Sein Lächeln wirkte gezwungen.
    "Ich bin kein Liebhaber von Gespenstergeschichten, Miss Vanhelsing. Aber Sir Gilbert fühlte sich in den letzten Wochen vor seinem Tod sehr depressiv. Solange ich ihn kenne war er nicht gerade das, was man eine Frohnatur nennt, aber aus heutiger Sicht würde ich sagen, er ahnte seinen Tod auf irgend eine Weise voraus. Eines Tages kam er in meine Praxis. Er hatte hohen Blutdruck und schien furchtbare Angst zu haben. Nun sei er bald an der Reihe, der letzte der Gorams, der für die Sünden seiner Vorväter zu büßen hätte. Ich sagte ihm, dass das blanker Unfug sei. Wenn er etwas mehr Sport treiben würde, hätte er eine ganz normale Lebenserwartung. Eine Woche später war er tot... Manchmal mache ich mir deswegen Vorwürfe."
    "Sir Gilberts Fahrt nach London war so etwas wie Flucht, nicht wahr?",

Weitere Kostenlose Bücher