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Hexenmacht

Hexenmacht

Titel: Hexenmacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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nichts anhaben zu können. Die Gestalt kam näher. Der Kopf drehte sich zum meinem Entsetzen in unsere Richtung.
    Der Blick seiner starren Augen zielte geradewegs auf Tom.
    Die dünnen Lippen öffneten sich. Ein unmenschlich kalter Hauch war bis zu uns hin spürbar und ließ mich bis ins Mark frösteln.
    Lawson feuerte in Richtung dieses Phantoms. Zweimal kurz hintereinander drückte er ab. Die Schüsse schienen einfach durch den Geheimnisvollen hindurchzugehen, ohne ihm irgend etwas anhaben zu können.
    Die dünnen Lippen verzogen sich zu einem höhnischen Ausdruck.
    Er ging auf Lawson zu, der noch einmal auf den Unbekannten schoss. Panik weitete die Augen des Verwalters. Er schien zu ahnen, dass er dieser geheimnisvollen Macht nichts entgegenzusetzen hatte.
    Es machte klick!
    Lawsons Pistole war leergeschossen.
    "Nein!", rief er, griff und wandte sich seitwärts, um zu flüchten. Die Pistole ließ er auf den Boden fallen. Er umfaßte dann den Kronleuchter und schleuderte ihn ziemlich ungeschickt in Richtung seines Verfolgers.
    Doch dieser war längst bei ihm und fasste den Verwalter bei der Schulter. Lawson versuchte sich zu wehren, doch dem eisernen Griff seines Gegenüber hatte er nichts entgegenzusetzen. Eisiger Atem kam aus dessen Mund, ein gespenstischer, unmenschlicher Frosthaus, der den gesamten Salon mit namenloser Kälte erfüllte. Und das, obwohl die brennenden Kerzen des Leuchters inzwischen die Gardinen entzündet hatten. Das Feuer fraß sich blitzschnell die Wände empor, verzehrte Wandteppiche und Gemälde. Vorhänge wehten brennend hin und her und sorgten dafür, dass die Flammen weitergetragen wurden...
    Und doch war es zunächst eisig kalt.
    Die geisterhafte Gestalt ließ Lawsons leblosen Körper zu Boden sinken. An dessen Tod konnte es keinen Zweifel geben.
    Das Gesicht des Verwalters war eine Maske erstarrten Entsetzens, wie ich sie auch bei Sir Gilbert gesehen hatte.
    Tom war aufgestanden und hob mich hoch.
    "Wir müssen hier weg!", erklärte er. "In Kürze werden wir uns in einem brennenden Inferno befinden!"
    Aber im Moment war uns der Fluchtweg aus dieser Hölle versperrt. Durch eines der Fenster konnten wir nicht. Dort stand alles lichterloh in Flammen.
    Auf der anderen Seite stand jene geheimnisvolle Gestalt, die Lawson umgebracht und vermutlich auch Sir Gilbert auf dem Gewissen hatte. Ein Mörder, vor dem es kein Entkommen gab.
    Ein gnadenloser Rächer, der offenbar seit 161 Jahren die Nachkommen derjenigen verfolgte, die damals ein schlimmes Verbrechen begangen hatten.
    Das bleiche Gesicht sah uns an. Wenn wir hier heraus wollten, mussten wir an ihm vorbei...
    Hitzewellen erreichten uns inzwischen und mir war klar, dass wir nicht mehr viel Zeit hatten. "Komm", sagte Tom und wollte mich mit sich ziehen. Doch ich sträubte mich.
    "Nein!" beschwor ich ihn. "Nein, Tom, das wäre..."
    "Was?"
    Ich schluckte. "Dein Tod!", flüsterte ich. Meine Worte gingen im Knistern der Flammen und dem Bersten von Mobiliar so gut wie unter. Aber welchen Grund konnte es sonst für ihn geben, dort auf uns zu warten? Auch wenn Lawson der gesuchte uneheliche Sohn von Sir Gilbert war - wer sagte, dass Tom sich, was seine Herkunft betraf nicht irrte? Und was, wenn er sich nun am neuen Herren von Goram Manor rächen wollte, ganz gleich, ob dieser von dem unglückseligen Sir Hugh abstammte oder nicht? Ein furchtbares Krachen ließ uns beide zusammenzucken. Regale stürzten herab. Fensterscheiben barsten. Das Feuer fraß sich in Windeseile in die angrenzenden Räume.
    "Wir haben keine Wahl!", entschied Tom.
    Wir gingen auf die totenbleiche Gestalt zu, deren starre Augen uns ausdruckslos ansahen. Wann, so fragte ich mich, würde der mordgierige Geist George O'Haras endlich zur Ruhe kommen und seinen Frieden finden?
    "Sieh nur!", hörte ich dann Tom sagen. Er deutete auf die Füße des Geheimnisvollen, durch die bereits die Flammen schlugen. Die Gestalt wurde vor unseren Augen transparent.
    Tom zog mich mit sich. Wir gingen an der verblassenden Gestalt vorbei und kamen in die Eingangshalle. Rauch biss uns in der Lunge und in den Augen.
    Der Rauch war noch gefährlicher als die Flammen. Ich drehte mich noch einmal nach der Geistergestalt um, sah aber nichts mehr. In diesem Qualm waren wir fast wie blind und ich vertraute Tom, der sich hier besser auskannte.
    Dann taumelte ich und strauchelte. Ich verlor Toms Hand und alles schien sich vor meinen Augen zu drehen. Nur das nicht, dachte ich verzweifelt. Nur nicht ohnmächtig

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