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Hexenmacht

Hexenmacht

Titel: Hexenmacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Wachsfigur plötzlich zu bewegen begann. Der Arm hob sich. Die Augen...
    Die Figur kam einen unbeholfen wirken Schritt nach vorn.
    Die Knie blieben durchgedrückt, während erst der rechte und dann der linke Fuß nach vorn gesetzt wurde. Die Bewegungen wirkten wie bei einem Spielzeugroboter, während Gestalt und Antlitz vollkommen menschlich - wenn auch bewegungslos und wie gefroren - wirkten.
    Eine unheimliche Art von Leben wohnte jetzt in ihr...
    Das bärtige Gesicht wandte sich etwas herum. Die Bewegung war ruckartig und hölzern.
    Die Lippen der Wachsfigur blieben starr.
    Und doch war eine Stimme zu hören.
    Eine Gedankenstimme.
    "Warum? Warum nur?"
    McInnis stand mit weit aufgerissenen Augen da und schüttelte stumm den Kopf.
    Er ist es!, durchzuckte es ihn. Mein Onkel...
    Schauder erfassten ihn. Er hatte diesem Augenblick so lange entgegengefiebert und sich immer wieder vorgestellt, wie es sein würde... Trotzdem empfand er nun eine Art Schock.
    Es war kaum zu fassen, aber der Geist seines verstorbenen Onkels war jetzt in jener Wachsfigur gefangen und hauchte ihr sein gespenstisches Leben ein...
    Wenn ich es nicht mit eigen Augen gesehen hätte, würde ich es kaum glauben können, ging es McInnis durch den Kopf.
    Die Wachsfigur wandte den Kopf in McInnis' Richtung.
    Wieder war die geisterhafte Gedankenstimme zu hören sofern das dafür überhaupt das richtige Wort war. Denn es waren ganz sicher nicht die Ohren der Anwesenden, die diese Worte wahrnahmen.
    "Ich will nicht... Was habt ihr getan?"
    McInnis fühlte beinahe so etwas wie Mitleid bei diesen schmerzerfüllten Worten.
    McInnis atmete tief durch.
    Wie durch Watte hörte er dann die Stimme des unscheinbaren, untersetzten Mannes, der sich Dr. Graves genannt hatte.
    "Sie können jetzt mit Ihrem Onkel sprechen, Mr. McInnis", sagte er kühl.
     
    *
     
    Es war ein schrecklich hektischer Tag in der Redaktion der London Express News gewesen, und ich war heil froh, als ich am Abend endlich zu Hause war.
    Seit dem frühen Tod meiner Eltern lebte ich in der Villa meiner Großtante Elizabeth Vanhelsing, die mich wie eine zweite Mutter aufgenommen hatte.
    Ihre viktorianische Villa war bis heute mein Zuhause geblieben. Ich bewohnte die obere Etage, während Tante Lizzy aus dem Rest des altehrwürdigen und ziemlich verwinkelten Hauses am Rande Londons zum Großteil mit ihrem sogenannten Archiv gefüllt hatte.
    Elizabeth - ich nannte sie Tante Lizzy - war von jeher stark an allem interessiert gewesen, was in irgendeiner Weise mit dem Übersinnlichen zu tun hatte. Und so hatte sie eine immense Sammlung obskurer Schriften zusammengetragen. Bücher mit okkultem Inhalt und Beschreibungen absonderlicher Rituale waren darunter. Bei manchen der uralten, halbzerfallenen Folianten, die Tante Lizzy zum Teil eigenhändig und mit viel Liebe zum Detail restauriert hatte, handelte es sich um regelrechte Raritäten. Zusätzlich sammelte Tante Lizzy auch noch jeden Zeitungsartikel oder Pressebericht zu diesem Thema, so dass sie vermutlich eines der größten Privatarchive des Vereinigten Königreichs besaß, das sich mit dem Übersinnlichen befasste.
    Ihr Spektrum war dabei weit. Es reichte vom Okkultismus, Geisterbeschwörungen bis hin zu parapsychologischen Grenzphänomenen.
    Tante Lizzy hatte sich dabei über all die Jahre hinweg trotz ihrer Begeisterung immer ihre Skepsis bewahrt.
    Sie wusste nur zu gut, dass der Bereich, dem sie ihr Interesse geweiht hatte, überwiegend von Scharlatanen und Beutelschneidern bevölkert wurde, denen es entweder darum ging, sich wichtig zu machen oder darum, Gutgläubigen möglichst viel Geld abzunehmen.
    Aber es gab einen Rest an Phänomenen, die mit den Mitteln der heutigen Wissenschaft bislang nicht zu erklären war.
    Und diesem Rest galt ihr Interesse. Besonders seit ihr Mann Frederik - ein ehedem bekannter Archäologe - auf einer Forschungsreise verschollen war, hatte sie sich ganz ihrem Archiv gewidmet.
    Das Interesse am Ungewöhnlichen hatte sie mit Onkel Frederik gemein gehabt - und vielleicht fühlte sie sich so mit ihm verbunden - über die Grenzen von Raum und Zeit hinweg. Überall in ihrer Wohnung waren archäologische Fundstücke zu finden, die die langen Reihen von Büchern unterbrachen. Zusammen mit den okkulten Gegenständen, die Tante Lizzy ihrer Sammlung hinzugefügt hatte, entstand dadurch eine seltsame Mischung aus Bibliothek, Geisterbahn und Kuriositätenkabinett. Pendel standen neben vorzeitlichen Götzenstatuen, Geistermasken

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