Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexenmacht

Hexenmacht

Titel: Hexenmacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
Vom Netzwerk:
neben eigenartigen Fetischen, deren Bedeutung irgendwann im Lauf der Jahrtausende verlorengegangen war und in denen jetzt vielleicht irgendein düsteres Geheimnis schlummerte...
    Ich hatte mich in einen der tiefen Sessel fallenlassen, die in der Bibliothek standen.
    "Es scheint, als hättest du einen harten Tag hinter dir", stellte Tante Lizzy fest.
    "Kann man wohl sagen! Eigentlich mag ich meinen Beruf, aber es gibt Tage, da geht alles drunter und drüber..."
    "Ich glaube, ich verstehe, was du meinst..."
    Ich lächelte.
    "Bestimmt!"
    "Wahrscheinlich geht es jedem ab und zu so!"
    Ich seufzte. "Ich fürchte, da hast du leider recht. Na, und als ob der übliche Stress in der Redaktion noch nicht ausgereicht hätte, hat mir Swann noch eine Geschichte aufgebrummt, bei der ich nicht so recht weiß, was ich davon halten soll. Und zu allem Überfluss habe ich in der Sache auch nicht den geringsten Anhaltspunkt!"
    Tante Lizzy lächelte.
    "Hört sich interessant an. Möchtest du eine Tasse Tee?"
    "Da sage ich nicht nein." Tante Lizzy goss mir aus ihrer hauchdünnen chinesischen Kanne eine Tasse ein. Der Tee von Tante Lizzy - das war eine Klasse für sich und immer wieder einen Augenblick des Innehaltens wert. Ich seufzte. "Das ganze bedeutet eine Menge Arbeit, wie mir scheint..."
    "Dein Chefredakteur scheint dir eben inzwischen einiges zuzutrauen!"
    "So kann man das natürlich auch sehen!"
    "Worum geht es denn?"
    "Um einen Schauspieler, der behauptet, mit Hilfe einer gewissen Lady Blanchard mit dem Geist seines verstorbenen Onkels Kontakt aufgenommen zu haben..."
    "Klingt doch interessant!"
    Ich zuckte die Achseln. "Swann hat mir die Sache sicher deswegen untergejubelt, weil er weiß, dass ansonsten das Übersinnliche ein Spezialgebiet von mir ist."
    "Du weißt, dass ich dir immer gerne bei Recherchen helfe, Patti", sagte Tante Lizzy. Äußerlich war sie sicherlich eine ältere Dame, aber in ihren Augen war in Momenten wie diesem ein Feuer, dass manch zwanzigjähriger zur Ehre gereicht hätte.
    Wenn es darum ging, ein okkultes Rätsel zu lösen, hatte sie eine geradezu beängstigende Energie.
    Ich blickte sie an und lächelte.
    "Ich weiß deine Hilfe auch immer zu schätzen, Tante Lizzy. Nur diesmal befürchte ich, dass das ganze nichts weiter als ein Publicity-Gag dieses Schauspielers ist..."
    "Wie heißt er denn?"
    "Greg McInnis."
    "Kenne ich nicht."
    "Das ist nicht dein Fehler, Tante Lizzy. Er ist auch eher einer aus der zweiten Garde - einer, der sich über jede kleine Meldung über ihn, die im News gedruckt wird freut wie ein kleines Kind über Weihnachten."
    Tante Lizzy schien mir gar nicht richtig zuzuhören. Sie stand plötzlich auf, rieb sich mit der linken Hand kurz das Kinn und blickte die langen überfüllten Bücherregale entlang.
    "Der Name Blanchard kommt mir aber irgendwie bekannt vor..."
    "Ach, ja?"
    "Ich weiß nur nicht mehr, wo ich ihn einordnen soll... Das ist eine der wirklich gravierenden Nachteile, wenn man älter wird. Das Kurzzeitgedächtnis lässt nach..."
    Ich trank meinen Tee aus.
    "Mach dir keine Gedanken mehr darüber", sagte ich. "Es ist spät..."
    "Ich werde auch gleich zu Bett gehen", erwiderte Tante Lizzy. Aber ich wusste, dass sie das nicht tun würde...
    Ich zuckte die Schultern.
    Wenn sie in ihrem Archiv etwas nachforschte, gab es nichts und niemanden, der sie davon abbringen konnte. Das wusste ich inzwischen.
    "Gute Nacht, Tante Lizzy", sagte ich, als ich den Raum verließ.
    Aber ich war mir keineswegs sicher, ob sie mich überhaupt noch hörte.
    Ihre Aufmerksamkeit war ganz woanders...
     
    *
     
    In dieser Nacht schlief ich sehr unruhig. Immer wieder wälzte ich mich im Bett umher und erwachte plötzlich aus wirren Träumen. Mit Schrecken dachte ich daran, dass ich am nächsten Morgen wieder früh aus den Federn musste, um in die Redaktion zu fahren...
    Endlich glaubte ich, etwas Ruhe gefunden zu haben, da suchte mich ein sehr intensiver Traum heim.
    Ein Traum, der so realistisch schien, dass es mir im nachhinein die kleinen Nackenhärchen aufstellte.
    Ich sah eine Frau vor meinem inneren Auge. Sie hatte blaue Augen und blondes Haar, das zu einer recht streng wirkenden Frisur zusammengefasst war. Sie war hübsch und höchstens Mitte dreißig. Das Gesicht war feingeschnitten. Die hohen Wangenknochen gaben ihr im Verein mit der Stellung ihrer vollen Lippen und dem kühlen Blick ihrer Augen einen leicht arroganten Zug. Sie saß an einem antiken Schreibtisch. Eine blutrote Feder ragte aus

Weitere Kostenlose Bücher