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Hexenmacht

Hexenmacht

Titel: Hexenmacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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nichts sehen. Nichts, außer dem gespenstischen Fratzen dieser grotesken Wesen. Was wollt ihr?, schrie es in mir. Ein stummer Schrei, denn kein Laut drang über meine Lippen.
    Ich spürte etwas Kaltes an der Innenseite meiner Hand. Hinter mir befand sich einer der stählernen Aktenschränke, deren Tausende von Hängemappen mit Zeitungsausschnitten und Pressemeldungen der Agenturen gefüllt waren.
    Eines dieser grünlich leuchtenden Drachenwesen machte einen Satz vorwärts und landete auf dem Tisch, auf dem ich meine Unterlagen abgelegt hatte.
    Die rotglühenden Augen funkelten mich böse an.
    Teuflisch!
    Ich hielt diesem Blick einige Sekunden lang stand und schauderte bis ins Innerste.
    Dann setzte das Wesen zu einem weiteren Sprung an.
    In meine Richtung.
    Ich öffnete den Mund und wollte Schreien. Ein jämmerliches Krächzen verklang in der Dunkelheit. Bleikugeln schienen an meinen Armen und Beinen zu hängen. Ich hatte das Gefühl, wie angekettet dazustehen.
    Ausgeliefert...
    Das Drachenwesen sprang.
    Seine Bewegungen waren von beinahe katzenhafter Eleganz.
    Ich sah es mit spitzen Krallen auf mich zuschnellen.
    Das Maul war weit aufgerissen, und eine blutrote Flammenzunge schnellte hervor.
    Ich wollte die Arme hochreißen, um mich zu schützen, aber ich war unfähig dazu.
    Hitze erfasste mich, so glühend wie der Atem der Sonne. Ein Schwall von giftgrünem Licht blendete mich.
    Und in meinem Inneren breitete sich die eisige Kälte des Todes aus...
     
    *
     
    Ein Augenblick kann wie eine Ewigkeit sein. In diesem einen Moment schien mein Leben vor meinem inneren Auge wie ein Film abzulaufen. Es ist zu Ende!, dachte ich.
    Ich fühlte mich kraftlos und ausgelaugt.
    Alles drehte sich vor meinen Augen.
    Ich hatte das Gefühl zu fallen.
    Ich erwartete, dass die scharfen Krallen des Drachen meine Kleider zerrissen.
    Die Hitze war mörderisch. Ich hatte das Gefühl, zu verbrennen.
    Hart kam ich auf den Boden auf.
    Und dann ging das Licht wieder an. Es war auf einmal so hell um mich herum, dass es in den Augen stach.
    "Patti", rief eine Stimme. Sie drang wie durch Watte an meine Ohren. Ich versuchte den Kopf zu heben, was mir schließlich auch gelang.
    Mein Atem ging schnell und unregelmäßig.
    Immerhin konnte ich mich wieder bewegen. Ich drehte mich herum und schrie auf.
    "Patti!"
    Es war eine Männerstimme. Ich erblickte eine hoch aufragende Gestalt.
    "Jim?", flüsterte ich.
    Jim Field, seines Zeichens Fotograf der >London Express News< sah mich besorgt an. Dann half er mir auf.
    "Was ist passiert?", fragte er. "Meine Güte, du siehst ja bleich aus wie die Wand aus."
    "Oh Jim", flüsterte ich.
    "Wieso war das Licht ausgeschaltet?"
    Ich ließ den Blick schweifen. Ich erwartete, noch immer diese grauenerregenden Wesen zu sehen. Aber sie waren verschwunden, wie vom Erdboden verschluckt.
    Warum?, fragte ich mich. Sie scheinen mich stets nur dann heimzusuchen, wenn ich allein bin.
    Und sobald jemand auftauchte, zogen sie sich zurück oder lösten sich auf.
    Die Schlussfolgerung aus dieser Tatsache gefiel mir nicht, aber ich konnte den Gedanken nicht so einfach wegschieben.
    Wahnsinn!
    Was sollte ich tun, wenn meine mentalen Kräfte wirklich außer Kontrolle gerieten und ich zu einem übersinnlich begabten Monstrum wurde?
    "Alles in Ordnung?", fragte Jim.
    Ich nickte, obwohl gar nichts in Ordnung war.
    "Ja", flüsterte ich. Mein Lächeln wirkte sicherlich ausgesprochen verkrampft.
    Jim schaute mich zweifelnd an. Sein blondes Haar war etwas zu lang, passte aber irgendwie zu seinem Drei-Tage-Bart, dem zerknitterten Jackett und den museumsreifen Jeans, die immer wieder liebevoll geflickt worden waren.
    Er drehte etwas den Kopf und stutzte dann. Einen Augenblick später sah ich es auch.
    Auf einem der metallenen Aktenschränke hatte sich ein großer dunkler Fleck gebildet.
    Jim machte einen Schritt darauf zu und rieb mit dem Daumen der rechten Hand darüber.
    "Ruß!", stellte er fest. Er sah mich mit seinen meerblauen Augen fragend an.
    "Hast du hier etwa ein Feuerwerk veranstaltet oder chemische Experimente durchgeführt?"
    "Du spinnst!"
    Er zuckte die Achseln.
    Dann meinte er: "Da wartet übrigens jemand auf dich."
    "Wer?"
    "Mr. Steve David. Ich habe ihn in die Kantine geschickt. Schließlich ist das Redaktionsbüro kein Wartesaal."
    "Ach, aber die Kantine ist einer?"
    "Findest du nicht?"
    Ich seufzte.
    "Jedenfalls vielen Dank", sagte ich dann.
    Einen Augenblick lang überlegte ich, ob ich ihm von dem Vorfall erzählen

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