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Hexenmacht

Hexenmacht

Titel: Hexenmacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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sollte.
    Schließlich waren wir nicht nur Kollegen, sondern längst auch gute Freunde.
    Aber dann ließ ich es doch.
    Es ist einfach zu verrückt!, ging es mir durch den Kopf.
     
    *
     
    Ich war noch immer ziemlich verwirrt, als ich die schmucklose Kantine betrat, die vom Verleger wohl mit der Maßgabe eingerichtet worden war, dass sie nicht zuviel kosten durfte.
    Die Gerüche aus der Küche erinnerte mich daran, dass ich noch nichts gegessen hatte.
    Appetit hatte ich allerdings nicht.
    Nicht nach dem, was ich erlebt hatte.
    Der Schrecken saß mir noch immer in den Gliedern.
    An einem der einfachen Tische mit Kunststoffplatte erhob sich ein Mann. Er war hochgewachsen und breitschultrig. Ein markantes Gesicht und kurzgeschnittenes braunes Haar.
    Zwei ruhige graue Augen sahen mich erwartungsvoll an. Ein Lächeln umspielte seine Lippen.
    "Patricia!", sagte er und nahm meine Hand.
    Ich versuchte, sein Lächeln zu erwidern.
    "Du bist hier, Steve?", fragte ich überflüssigerweise. Steve Davis war freier Journalist aus New York. Ich kannte ihn recht gut.
    Gemeinsam waren wir dem ehemaligen Chirurgen, Wissenschaftler und Gewohnheitsverbrecher Dr. Skull auf der Spur gewesen.
    Zunächst hatten wir ihn in Tanger aufgespürt, später waren wir auf der Halbinsel Harris auf ihn gestoßen. Mit Hilfe der übersinnlich begabten Lady Jennifer Blanchard hatte er dort ein obskures Geschäft mit der Sehnsucht vieler Menschen betrieben, noch einmal mit einem geliebten Verstorbenen in Kontakt zu treten.
    Steve und ich waren uns schon in Tanger sehr nahe gekommen.
    Wir hatten uns ineinander verliebt.
    Und doch war uns beiden von Anfang an klar gewesen, dass dieser Taumel des Glücks nicht ewig währen konnte. Steve war in aller Welt unterwegs, um seine Stories nachzujagen. Und ich hatte meinen Job bei den >News<, hatte mich mit Leib und Seele meinem Beruf verschrieben. Eine ungünstige Konstellation.
    Unsere Trennung war in aller Freundschaft und der vagen Aussicht auf ein Wiedersehen geschehen.
    Und nun war es soweit...
    Schon sein erster Blick verursachte in mir wieder jenes Herzklopfen, das ich damals schon verspürt hatte.
    All das, was ich an zärtlichen Gefühlen für diesen faszinierenden Mann empfunden hatte, wurde nun wieder wachgerufen.
    "Du siehst bezaubernd aus, Patricia", flüsterte er. "Wie immer."
    "Ach, Steve..."
    "Du findest, dass ich übertreibe?"
    "Tust du das nicht?"
    "Ganz und gar nicht."
    Ich atmete tief durch.
    Unsere Blicke verschmolzen miteinander, und das Gefühl der Vertrautheit kam in mir auf. Es mischte sich mit etwas anderem, Prickelndem...
    Besser, du vergisst ihn!, dachte ich. Das hatte ich mir schon zweimal vorgenommen, aber Gefühle sind wie schlecht erzogene Kinder. Sie gehorchen nicht.
    Einige Augenblicke lang standen wir einfach so da. Ich spürte bei uns beiden die Angst davor, etwas falsch zu machen. Wir hatten uns schließlich eine ganze Weile nicht gesehen. Keiner von uns konnte davon ausgehen, dass wir einfach da weitermachen konnten, wo wir einst aufgehört hatten.
    Das war unmöglich.
    Aber auf der anderen Seite war mir schon jetzt ganz deutlich klar, dass dieses Kapitel in meinem Leben, das seinen Namen trug, noch längst nicht abgeschlossen war.
    Er drückte zärtlich meine Hand.
    Es war eine gleichermaßen liebevolle wie vorsichtige Berührung. Und wie auf ein geheimes Zeichen hin umarmten wir uns dann.
    Ich schmiegte mich an ihn und war froh, dass diese starken Arme mich jetzt festhielten. Gerade jetzt, da ich mich am Rande der Verzweiflung sah.
    "Oh, Steve", flüsterte ich.
    "Ich habe dich nie vergessen können, Patricia", sagte er mir mit ruhiger, dunkler Stimme, deren Timbre noch immer ihren eigentümlichen Zauber auf mich ausübte.
    Insgeheim aber wusste ich, dass ich nicht der einzige Grund war, aus dem er von New York hierher geflogen war.
    Aber in diesem Augenblock wollte ich das einfach glauben.
    Die Wahrheit konnte warten.
    Wenigstens für diese kostbaren Augenblicke, in denen seine Arme mich beschützend umschlangen.
     
    *
     
    Wir setzten uns schließlich. Und dann tranken wir einen Kaffee zusammen. Hunger hatte ich nicht.
    "Ich bin froh, dich zu sehen", sagte ich, und Steve berührte meine Hand. Sein Lächeln war voller Wärme.
    "Ich habe dich nie vergessen, Patricia."  Das hatte er mir eben schon einmal gestanden.
    "Ich dich auch nicht. Obwohl es vielleicht besser gewesen wäre."
    Er hob die Augenbrauen. "Ach, ja?"
    "Du weißt, dass ich das nicht wirklich so

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