Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexenmacht

Hexenmacht

Titel: Hexenmacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
Vom Netzwerk:
dem Rasen.
    Das Grauen packte mich.
    Ich wollte nach Tante Lizzy rufen, aber kein Laut kam über meine Lippen, als ich halb den Mund öffnete. Ein dicker Kloß verschloss mir die Kehle. Lähmendes Entsetzen schien nicht nur meine Arme und Beine völlig zu betäuben, sondern auch meine Stimme.
    Eine Sekunde später erblickte ich eine schattenhafte Gestalt. Wie ein dunkler Schattenriss stand sie da.
    Sie?
    Unwillkürlich hatte ich an eine Frau gedacht, obwohl das eigentlich nicht zu erkennen war.
    Eine Ahnung!, durchschoss es mich.
    Die Gestalt bewegte sich etwas, ging zwischen den kleinen grünen Satansdrachen hindurch, als wären es gute Bekannte oder harmlose Haustiere.
    Ich kenne sie!, dachte ich.
    Es war ein plötzlich auftauchendes Gefühl in mir. Auch dafür gab es eigentlich keine Erklärung.
    Woher nur?
    Auch meine Gedanken schienen im Moment unendlich träge zu sein, und ein einziges Chaos herrschte in meinem Kopf. Mein Herz schlug wie wild, während ich verzweifelt versuchte, dieses unlösbare Rätsel zu lösen.
    Mein Gott!
    Und dann...
    Wie auf ein geheimes Zeichen hin, öffneten diese kleinen drachenhaften Wesen ihre Mäuler.
    Die Flammenzungen schossen hervor wuchsen zu grotesker Größe und zischten mit einem grellen Leuchten auf mein Fenster zu.
    Innerhalb eines Sekundenbruchteils war die Scheibe mit Ruß bedeckt. Es gab einen durchdringenden Knall. Die Scheibe zerbarst.
    Ich taumelte rückwärts und riss die Arme hoch. Die Hitzewelle war furchtbar. Ich erwachte aus meiner Erstarrung und machte einen schnellen Schritt vom Fenster weg.
    Dann blickte ich hinaus in den Garten. Ein kühler Hauch folgte der Hitzewelle. Der Wind wehte durch die mächtigen Baumkronen und heulte um das Haus herum.
    Das darf nicht wahr sein!, durchfuhr es mich in stiller Verzweiflung. Diese furchtbaren, dämonenhaften Wesen waren nirgends mehr zu sehen. Nichts von ihnen war zurückgeblieben. Der Garten schien nur noch aus der Finsternis zu bestehen. Kein Stern und kein Mond gab auch nur einen Funken Licht.
    Ich schluckte.
    Und zitterte.
     
    *
     
    Eine Bewegung ließ mich herumfahren. Eine Gestalt in einem weißen Gewand erschien in der Dunkelheit. Im nächsten Moment flammte das Licht auf, und ich sah in Tante Lizzys besorgte Züge.
    "Was ist Los? Ich habe einen Knall gehört..."
    "Oh, Tante Lizzy..."
    Meine Großtante blickte mit gerunzelter Stirn auf das zerborstene Fenster.
    Vorsichtig trat sie heran und warf dann einen Blick hinaus.
    "Was ist geschehen?", fragte sie.
    "Sie waren hier! Diese Wesen... Tante Lizzy, sie verfolgen mich!"
    "Diesmal waren es mehrere?"
    "Dutzende!"
    Tante Lizzy faste mich bei den Schultern. Sie sah mich sehr ernst an.
    "Patti, was hast du noch gesehen?"
    Ich erwähnte die Gestalt. "Ich glaube, es war eine Frau."
    Dann zuckte ich mit den Schultern und deutete auf die angerußten Scherben.
    "Ich kann mir das doch nicht nur eingebildet haben, Tante Lizzy!"
    "Nein", murmelte diese nachdenklich. "Das glaube ich auch nicht..."
     
    *
     
    Ich legte mich in einem Nebenraum auf die Couch, aber in dieser Nacht fand ich kaum noch Schlaf.
    Ich stand früh auf und fühlte mich wie gerädert.
    Tante Lizzy fand ich in der Bibliothek. Sie war über dem Studium ihrer Schriften eingeschlafen.
    Aber ihr Schlaf war nur leicht, und so schreckte sie sofort hoch, als ich auf eine knarrende Parkettbohle trat. In der gesamten Bibliothek hatte Tante Lizzy Bücher und Zeitungsartikel auf dem Fußboden verteilt.
    Sie schien intensiv nachgeforscht zu haben.
    "Wie lange warst du noch auf?", fragte ich.
    "Kind, ich weiß nicht. Irgendwann fielen mir die Augen zu. Aber im Gegensatz zu zu dir kann ich mich ja tagsüber etwas aufs Ohr legen."
    Sie atmete tief durch.
    "Bis jetzt bin ich ziemlich ratlos", erklärte sie dann. "Es gibt durchaus zahlreiche Schilderungen von parapsychologischen Phänomenen, bei denen es zu Hitzeentwicklungen und zersprengten Glasscheiben kam. Aber was diese seltsamen Wesen angeht, die du geschildert hast... Ich kann mir darauf noch keinen Reim machen."
    "Das wäre ja auch etwas zuviel verlangt", erwiderte ich und versuchte dabei ein Lächeln. Es geriet mir vermutlich sehr matt.
    Tante Lizzy bedachte mich mit einem besorgten Blick.
    "Pass auf dich auf, Patti."
    "Natürlich."
    "Und achte auf..."
    "...meine Gabe?"
    Sie nickte.
     
    *
     
    Ich ließ mich mit dem Taxi in die Londoner Lupus Street bringen, wo das Verlagsgebäude der stand. Unsere Redaktion hatte dort eine gesamte Etage

Weitere Kostenlose Bücher