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Hexenmacht

Hexenmacht

Titel: Hexenmacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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dunklen Mahagonitür mit dem drachenköpfigen Griff angezogen.
    "Welche Räume befinden sich hinter dieser Tür?", fragte ich den Diener.
    Er wandte den Kopf, und seine dunklen Augen musterten mich.
    "Hinter dieser Tür?", fragte er. "Der Keller..."
    Ich nickte fast unmerklich. Im Geiste sah ich wieder das düstere Gewölbe, durch das ich im Traum mit einer Kerze in der Hand geschritten war.
    Die Gedanken rasten nur so durch mein Hirn.
    Unter welchem Vorwand konnte ich nur Zugang zu diesem Keller erhalten?
    Dieser Gedanke kristallisierte sich aus dem Wirrwarr in meinem Hirn heraus und beschäftigte mich jetzt, denn ich war sicher, dass dort unten die Lösung aller Rätsel verborgen war.
    Die Geste des Dieners aber war eindeutig.
    Er wollte uns zum Ausgang bringen, wollte uns aus dem Haus haben.
    "Miss Vanhelsing! Mr. Davis!", rief plötzlich jemand.
    Wir wandten die Köpfe, und auch der Diener drehte sich herum.
    Ein junger Chinese, nicht älter als dreißig Jahre, kam die Treppe herab. Er trug einen maßgeschneiderten silbergrauen Anzug,
    Er kam auf uns zu und wechselte mit dem Diener einige Worte auf Chinesisch, woraufhin dieser sich leicht verbeugte und dann davonging.
    "Ich werde sie hinausbegleiten", erklärte der junge Chinese auf eine Weise, die jeden Widerspruch verbot.
    Er drehte sich kurz um, so als fürchte er, dass ihn jemand beobachten könnte.
    Schließlich erreichten wir die Haustür und traten gemeinsam ins Freie.
    "Mein Name ist John Wu", erklärte der junge Chinese, während wir die Stufen des Portal hinabschritten. "Ich bin der Sohn von Georg Wu."
    "Wir sind..."
    John schnitt mir das Wort ab.
    "Ich weiß, wer Sie beide sind und was Sie hier wollten."
    "Ach wirklich?", fragte Steve, und seine Stimme klang etwas gallig.
    Aber John Wu zeigte sich unbeeindruckt.
    Abermals drehte er sich kurz herum, so als wollte er sich vergewissern, dass ihn niemand belauschte. Seine Augen flackerten unruhig. Ich war irritiert.
    Und dann sah ich eine Bewegung an einem der Fenster. Es war niemand anderes als George Wu, der da hinter der Scheibe stand und uns mit kühlem Blick anstarrte.
    "Kommen Sie!", forderte John, der seinen Vater ebenfalls entdeckt hatte.
    "Bleiben Sie nicht stehen. Sonst wird mein Vater Verdacht schöpfen."
    Wir taten was er sagte.
    "Schauen Sie nicht zurück", forderte John Wu. "Mein Vater beobachtet uns."
    Das war mir auch klar.
    Wir erreichten das Tor im Gitterzaun, das John Wu mit einer Fernbedienung, die er bei sich trug, noch im Gehen öffnete.
    "Wir müssen uns treffen", sagte er leise, und seine Stimme war kaum zu verstehen.
    "Treffen?", fragte ich verwundert.
    John Wu ging darauf nicht weiter ein.
    Stattdessen forderte er: "Bringen Sie den Brief mit, den Sie meinem Vater heute vorgelegt haben."
    "Aber woher..."
    Wieder schnitt er mir das Wort ab.
    "Ich kann jetzt nicht reden", erklärte er. Und dann fuhr er an Steve gewandt fort: "Lassen Sie den verdammten Brief jetzt bloß in Ihrer Jackentasche stecken. Bringen Sie ihn heute Abend in das Lokal mit, dessen Adresse ich Ihnen aufgeschrieben habe."
    Im nächsten Moment drückte er sich seitlich leicht gegen mich. Er war geschickt wie ein Taschendieb, nur dass er mir nichts wegnehmen wollte. Ganz im Gegenteil! Blitzschnell wanderte ein kleines Stück Papier in meine Jackentasche.
    Dann verbeugte er sich auf eine Weise, die fast schon übertrieben freundlich wirkte. Sein Lächeln, das jetzt um seinen dünnlippigen Mund erschien, ließ sein Gesicht wie eine verkrampfte Grimasse wirken.
    Wir verließen das Anwesen. Einmal blickte ich noch kurz zurück. John Wu schloss das Tor mit der Fernbedienung.
    Und auf den Stufen des Portals stand sein Vater und beobachtete uns misstrauisch.
     
    *
     
    Am frühen Abend saßen Steve und ich mit Tante Lizzy zusammen in ihrer Bibliothek. Draußen dämmerte es bereits. Tante Lizzy hatte sich zunächst wortreich für die hier herrschende Unordnung entschuldigt. Ein derartiger >Zustand< war ihr Steve gegenüber äußerst peinlich.
    "Sie müssen nicht denken, dass es hier immer so aussieht, Mr. Davis", sagte sie.
    Mit nachdenklichem Gesicht hatte sie sich dann angehört, was wir bislang herausgefunden hatten.
    "Was kann damals mit Lady Jennifer Blanchard geschehen sein?", fragte ich schließlich. "Tante Lizzy, kannst du dir darauf einen Reim machen?"
    Sie zuckte mit den Schultern.
    "Ich habe deswegen extra noch mal das Absonderliche Kulte zu Rate gezogen. Schließlich benutzte Lady Jennifer Blanchard seinerzeit

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