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Hexennacht

Hexennacht

Titel: Hexennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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Onkel«, sagte sie trotzig. »Ich will mit dir nach Cirdon gehen. Ich möchte in dem großen Haus spielen.«
    »Mein Liebling«, sagte Samlor, »meine Kleine - es tut mir so leid. Wir können es nun nicht mehr, weil dieses Schiff dort zu schnell für uns ist.« Und zu schwer, um es zum Kentern zu bringen, dachte er. Aber vielleicht, überlegte der Karawanenmeister, wenn er mit seinem Dolch in der Faust an Bord sprang und in der allgemeinen Verwirrung ...
    Der beysibische Bogenschütze kippte nach vorn ins Wasser.
    Erst nach einem Augenblick begriff Samlor den Grund dafür: Das Schiff hatte abrupt angehalten. Der weiße Buggischt fiel in sich zusammen.
    »Können wir jetzt weiter nach Cirdon fahren, Onkel?« fragte das Mädchen. Sie ließ die Hände sinken, die sie in die Richtung des beysibischen Schiffes gestreckt hatte. Klang wahrhaftig die Stimme des Kindes eine Oktave tiefer, oder war es nur die plötzliche Furcht, die den Verstand des Karawanenmeisters zu Eis werden ließ? Die weißen Strähnen in Sterns Haar leuchteten und schienen sich zu winden.
    Der Bug des Schiffes hob sich hoch aus dem Wasser. Mit dem Heck voran verschwand es in der Tiefe, begleitet von Rauschen und Tosen und den Schreien der Mannschaft. Ein riesiger, mit Saugnäpfen bewehrter Tentakel entrollte sich hundert Fuß in den Himmel und tauchte zurück in die schimmernde See.
    Samlors Hände tasteten nach den Rudern. Eis war in seinem Verstand und in seinem Körper. »Ja, Stern«, hörte er sich sagen. »Jetzt können wir nach Cirdon zurückkehren.«
    Originaltitel: Votary
Copyright © 1983 by David Brake
Deutsch von Hubert Straßl

Gilla
Spiegelbild
    Diana L. Paxson
    Der große Spiegel an der Wand schimmerte unheilverheißend, herausfordernd.
    Selbst von der gegenüberliegenden Seite des Raumes sah Lalo sein Spiegelbild - einen kleinen Mann mit lichtem, ingwerfarbenem Haar, dessen dünne Beine einen sich allmählich rundenden Leib trugen, einen Mann mit gehetztem Blick und Farbflecken an den Händen. Lalo fürchtete nicht sein Gegenüber im Spiegel. Was ihm Angst einjagte, war sein Abbild auf der Leinwand, sollte er je den Mund aufbringen, dem Spiegel mit einem Pinsel in der Hand gegenüberzutreten.
    Ein Schrei von der Straße riß ihn aus seinen Gedanken, und er ging zum Fenster. Dort aber wurde lediglich ein Beutelschneider verfolgt, der die Sackgasse mit einer Abkürzung zwischen der Glibbergasse und dem Basar verwechselt hatte. Seit der Beysiberinvasion oder Heimsuchung oder wie immer man diese Sache nennen wollte, die das Leben in Freistatt auf seltsame Weise verändert hatte, haftete einem kleinen Taschendiebstahl etwas geradezu Nostalgisches an.
    Lalo blickte aus dem Fenster über den Wirrwarr von Dächern hinweg, wo der Hafen blau schimmerte und gelegentlich einer der goldbeschlagenen Schiffsmasten der Beysiber im Sonnenlicht aufblitzte. Bei Ils, die prächtigen Beysiber besaßen Juwelen genug, daß selbst die Augen des Prinzen Kadakithis glänzten, aber nicht einer von ihnen hatte sich je von Lalo porträtieren lassen. Auch auf andere Aufträge wartete er zur Zeit vergebens. Ehe die guten Leute von Freistatt keinen Weg fanden, einen Teil des Reichtums ihrer neuen Nachbarn in ihre eigenen Truhen wandern zu lassen, hatte niemand die Mittel oder den Wunsch, seine Wände vom einzigen einheimischen Künstler Freistatts bemalen zu lassen. Lalo fragte sich, ob die Gabe, die Enas Yorl ihm einst verliehen hatte, auch bei den Beysibern wirken würde. Hatten die Fischäugigen Seelen, die man enthüllen konnte?
    Lalo bemerkte, daß er sich, ohne es zu wollen, wieder dem Spiegel zuwandte.
    »Lalo!«
    Gillas Stimme brach den Zauber.
    Die Tür stand offen, und Gilla füllte, nahezu lückenlos, den Türrahmen. Sie runzelte die Stirn, und Lalo, der sich ertappt fühlte, stieg die Röte ins Gesicht. Seine Versunkenheit in den Spiegel machte ihr Sorgen, aber sie wäre mehr als besorgt gewesen, hätte sie gewußt, warum er ihn so beschäftigte.
    »Ich gehe einkaufen«, eröffnete sie. »Soll ich dir etwas mitbringen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Soll ich auf den Kleinen aufpassen, während du fort bist?«
    Alfi drückte sich an Gillas fließenden Röcken vorbei und sah seinen Vater mit strahlenden Augen an.
    »Ich drei Jahre alt«, stellte Alfi fest. »Ich jetzt groß bin!«
    Lalo lachte, er bückte sich und fuhr mit der Hand über den blonden Lockenkopf. »Natürlich bist du das.«
    Gilla überragte ihn wie die Statue Shipris, der Allmutter im alten

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