Hexennacht
Hölle.
Zip richtete sich kurz in der Dunkelheit auf, um sich zurechtzufinden, da hörte er Gelächter und sah jemanden um eine Ecke biegen. Mit leisem Zischen wich er zurück und winkte seinen Männern zu, die von Nisibisi-Rebellen ausgebildet worden waren und dieses Spiel so gut kannten wie er.
Der Mondschein war nicht hell genug, die Farbe der beysibischen Pantalons des um die Ecke biegenden Männleins - für Zip waren die Beysiber keine Menschen, infolgedessen auch keine Männer - zu erkennen; aber er war bereit zu wetten, daß es sich um weinroten Samt oder purpurne Seide handelte. Beysiber zu töten war etwa so aufregend, wie Ameisen zu töten, und fruchtete ebensowenig. Es gab einfach viel zu viele von ihnen.
Die drei, die auf seinen Trupp zukamen, waren so besoffen wie Rankaner und so schlapp wie jeder, der mit leerem Beutel aus der Straße der Roten Laternen kam.
Fast konnte er ihre Fischaugen hervorstehen sehen; er konnte ihren Schmuck klappern hören. Für verweichlichte Söhne von Schlangenfrauen waren diese drei erstaunlich laut und überdurchschnittlich groß; sie beherrschten das Straßenrankene besser als die meisten. Jedenfalls erklangen unter den glitzernden, mit Schleier drapierten Hüten Obszönitäten, an denen sich selbst die rankanischen Höllenhunde noch ein Beispiel hätten nehmen können.
Zwischen den beiden Gruppen befand sich fast noch die ganze Straße der Roten Laternen. »Auf die Posten!« flüsterte Zip, und seine beiden jungen Kumpane schlichen davon.
Seit dem Erntemond taten sie jede Nacht das gleiche, doch das einzige Ergebnis war eine zweite, dann eine dritte Welle beysibischer ritueller Hinrichtungen gewesen. Da es sich aber bei diesen feierlich Exekutierten um verhaßte rankanische Edle oder sonstige hohe Herren handelte sowie um Ilsiger, die den Rankanern und den Beysibern dienten, erregte es die Revolutionäre nicht sonderlich.
Außerdem mußte dringend etwas unternommen werden. Kadakithis war ein strenger Herrscher gewesen, aber seit die Beysiber gekommen waren, sprach man fast sehnsüchtig und mit einem Anflug von Zuneigung von dem rankanischen Barbaren. Denn dieses Matriarchat mit seinen Söldnerinnen, Assassininnen und Zauberinnen war viel skrupelloser, als Männer es je sein konnten. Das hatte Zip in die Reihen der Revolutionäre getrieben - seine Männlichkeit war etwas, wofür er freudig kämpfte. Es gehörte schon mehr dazu als ein paar entblößte Fischvolktitten, daß er sich beugte und seine alten Rechte aufgab!
Gleich würde er ein paar beysibische Lustknaben töten und ihr Freudenwerkzeug auf Vashankas Altar darbieten. Vielleicht stachelte eine solche Opferung den rankanischen Mördergott endlich zum Eingreifen an. Der Tod wußte, daß die Ilsigergötter hilflos waren gegenüber diesen Despotinnen, deren Speichel so giftig war wie die Schlangen, die sie sich als Haustiere hielten.
Die Revolution konnte das Aufsehen brauchen und Zip das Geld, das er für den Schmuck bekam, sobald Marc ihn eingeschmolzen hatte.
Die Beysiberknabenhuren stolzierten die Straße entlang und lachten mit tieferer Stimme, als Beysibermännchen es gewöhnlich wagten. Zip konnte bereits einige Worte verstehen. »... schweinigeln durch die Stadt auf ihren schweinischen Händen und Knien, mit dem Arsch in der Höhe, während diese Säue .«
Eine andere Stimme unterbrach: »Gayle! ich habe dir schon einmal gesagt, daß du dir das Maul auswaschen sollst! Jetzt ist es ein Befehl! Beysiber sprechen nicht .«
Ohne Warnung sprangen Zips Kameraden in dem Augenblick aus ihren Verstecken, als die drei Beysiber vorübergingen.
Zip griff nach seinen Wurfmessern. Sobald ihm die Beysiber entgegengetrieben wurden, waren sie so gut wie tot. Er machte größere Schritte und spürte, wie sein Puls zu hämmern begann.
Aber diese Beysiber rannten nicht davon. Plötzlich zogen sie Waffen - ob aus ihren Umhängen oder Beinkleidern konnte Zip nicht sehen, aber er hörte das Scharren von Metall, als die Degen ihre Scheiden verließen, und die Schreie seiner bestürzten Kameraden, als sie versuchten sich mit rostigen Dolchen und spitzen Holzstöcken gegen die Schwertkämpfer zu wehren.
Zip trug für den Notfall eine Schleuder. Er hatte eigentlich nicht vorgehabt, sie zu benutzen, denn er dachte, daß es besser sei, sich nicht einzumischen, da es sich bei diesen Kämpfern bestimmt um keine üblichen Beysiber handelte - falls es überhaupt Beysiber waren. Außerdem war er den Todestruppleuten zu nichts
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